Arbeitsvertrag mit Professor aufgelöstHarte Kritik der Uni Zürich an früherem Klinikdirektor
Martin Rücker habe sich nicht nur bereichert, sondern auch «stark autoritär» und «impulsiv» geführt, heisst es in einem neuen Bericht. Jetzt arbeitet der Chirurg nicht mehr für die Uni.

Ein Untersuchungsbericht der Universität Zürich über den früheren Klinikdirektor Martin Rücker zeigt, dass er Spitalpatienten an seine private Praxis überwies und dass er grosse Führungsmängel hatte.
Das Führungsverhalten von Rücker, dem früheren Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, habe «klare Mängel und Abweichungen» von den Führungsgrundsätzen der Universität Zürich gezeigt, teilte die Universität am Dienstag mit.
Der Untersuchungsbericht dokumentiert ein sehr autoritäres Arbeitsklima, das Mitarbeitenden wenig Spielraum liess. Konflikte wurden zudem teilweise impulsiv und unangemessen ausgetragen.
Stellung ausgenutzt
Rücker verstiess gemäss Untersuchung auch gegen die Treuepflicht gegenüber der Universität, indem er systematisch Spitalpatienten an seine Privatpraxis überwies. Er habe seine Stellung in erheblichem Umfang zu seinem persönlichen Vorteil genutzt, heisst es weiter.
Die Universitätsleitung stuft die Pflichtverletzungen als «mittel bis schwer» ein. Mit personalrechtlichen Massnahmen muss Rücker nun aber nicht rechnen. Er war für die Dauer der Untersuchung bereits beurlaubt und ist mittlerweile nicht mehr am Unispital tätig. Auch das Arbeitsverhältnis mit der Universität wurde nun im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst, heisst es in der Mitteilung. Ein strafrechtlich relevantes Verhalten sei nicht festgestellt worden, hält der Bericht von Rechtsanwalt Adrian Suter weiter fest.
Mehrere Patientinnen gleichzeitig operiert
Ebenfalls nicht mehr am Unispital tätig sind zwei weitere Spitzenmediziner, die kritisiert worden waren: Gynäkologe Daniel Fink und Herzchirurg Francesco Maisano.
Fink führte mehrere Operationen an Patientinnen gleichzeitig aus, indem er nicht alle einzelnen Schritte selber ausführte, sondern sie delegierte. Eine unrechtmässige Bereicherung gab es gemäss einem bereits früher publizierten Untersuchungsbericht aber nicht. Auch die Krankenkasse sei nicht getäuscht worden, weil immer mindestens ein honorarberechtigter Arzt anwesend gewesen sei.
Für die meisten Schlagzeilen sorgte der Herzchirurg Francesco Maisano, der mittlerweile an einem Mailänder Spital tätig ist. Die Untersuchung gegen ihn ergab, dass er gegen die Vorschriften zu den Nebenbeschäftigungen verstiess, weil er privat an einem Unternehmen beteiligt war, das Implantate herstellt.
Maisano soll seine Arbeit in Publikationen gemäss Untersuchungsbericht zudem besser dargestellt haben, als sie offenbar war. Wesentliche Ereignisse wie die klinische Nachbehandlung oder ein Drahtbruch blieben unerwähnt. Zudem seien Komplikationen teilweise nicht korrekt begründet worden.
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