Die laufende Debatte ist eine der wichtigsten, die Zürich für einige Zeit erleben wird. Denn es geht ums Grundsätzliche: darum, wie sich diese Stadt in absehbarer Zukunft verändern soll. Ganz konkret, Strasse für Strasse, Quartier für Quartier.
Wozu braucht es den Richtplan?
Diskutiert wird der 160 Seiten dicke kommunale Siedlungsrichtplan, der das rasante Wachstum der Stadt in geordnete Bahnen lenken soll. Die Einwohnerzahl Zürichs soll bis zum Jahr 2040 auf eine halbe Million steigen – auch aufgrund der Vorgaben von Bund und Kanton, die so die Zersiedelung des Landes verhindern wollen.
Es ist das erste Mal, dass in Zürich ein Siedlungsrichtplan erarbeitet wird. Dieser geht viel tiefer ins Detail, als es regionale und kantonale Richtpläne tun. Er zeigt also nicht nur auf, wo in Zukunft über das Korsett der heute geltenden Bau- und Zonenordnung hinaus gebaut werden soll.
Welche Fragen behandelt der Richtplan?
Im Richtplan wird unter anderem Folgendes festgelegt:
Wie die kleinen und grossen Quartierzentren ausgebaut werden sollen, um die Innenstadt und das Verkehrsnetz zu entlasten.
Wie sich das Stadtbild in den Entwicklungsgebieten verändern soll – nämlich hin zu hohen, geschlossenen Strassenfronten entlang der zentralen Hauptachsen.
Wie verhindert werden soll, dass Umbau und Verdichtung der Stadt zur Verdrängung der bisherigen Quartierbevölkerung führen.
Wo Schulen, Sportanlagen und andere wichtige öffentliche Bauten errichtet werden.
Wo neue Grünflächen gesichert und nutzbar gemacht werden.
Wie der Natur und dem Umweltschutz trotz Verdichtung Rechnung getragen wird.
Wie gebaut und geplant werden muss, damit das Stadtklima trotz immer heisserer Sommer erträglich bleibt.
Wer entscheidet diese Fragen?
Die Zürcher Stadtregierung hat ihren Richtplanentwurf Ende 2018 veröffentlicht (hier können Sie das Originaldokument herunterladen). Danach konnte die Stadtbevölkerung ihre Einwände einbringen, aufgrund derer er überarbeitet wurde. Seither befasst sich der Gemeinderat damit. Nachdem in der vorberatenden Kommission fast 200 Änderungsanträge der verschiedenen Parteien eingegangen sind, wird der Plan nun im Rat debattiert (lesen Sie hier alles über die wichtigsten Konfliktlinien). Voraussichtlich wird der Plan Ende Jahr auch noch an die Urne kommen. Und auch der Kanton muss ihn noch absegnen.
Welche Folgen hat der Richtplan?
Unmittelbare Bedeutung hat der Plan nur für die Behörden, die sich bei der Stadtentwicklung an seine Vorgaben halten müssen. Diese werden später aber auch in die kommenden Revisionen der Bau- und Zonenordnung einfliessen, die für private Grundeigentümer verbindlich ist – und damit konkrete Bauvorhaben prägen. Auf diesem Weg wird der Richtplan das Gesicht der Stadt ganz konkret prägen.