«Heiniger sorgte für ungute Distanz»
Jörg Mäder (GLP) will auf jedem Dach im Kanton eine Solaranlage. Trotzdem empfiehlt er sich als Gesundheitsdirektor.

Dank des Klimastreiks haben relativ unbekannte Kandidaten wie Sie oder der Grüne Martin Neukom plötzlich Chancen, Thomas Vogel (FDP) den Sitz streitig zu machen. Was machen Sie daraus?
Ich gebe Vollgas.
Ihre Kandidatur haben Sie vor allem den Jungen zu verdanken. Warum mögen die einen 44-jährigen?
Sie mögen mich, weil ich mich gegen Konventionen stelle: Mein Rossschwanz zum Beispiel ist nicht die klassische Politikerfrisur. Und ich bin stark unterwegs online, kein Digital Native zwar, aber ich kann programmieren, kenne diese Welt.
Sie haben ein Feuerwerk des digitalen Wahlkampfs versprochen. Doch das zündet nicht: Erst 64 Menschen habe Ihren Youtube-Kanal abonniert.
Youtube ist politisch in der Schweiz Nebensache, die Hauptkommunikation findet auf Facebook statt. Dort habe ich auch wesentlich mehr Views und Abonnenten.
Dort haben Sie seit Dezember gerade einmal zwei Beiträge veröffentlicht. Sogar bei Rosmarie Quadranti von der BDP läuft online mehr!
Ich bin schon lange online präsent. Aber der Wahlkampf beginnt erst jetzt richtig, speziell online.
Grosses Echo ausgelöst hat vor allem ein Filmchen: von einem Ausflug mit dem Motorboot letzten Sommer auf dem Bodensee. Sie haben dafür einige Kritik eingesteckt.
Es gibt Leute, die denken, wenn man halbwegs ökologische Themen vertrete, dürfe man sich gar nichts mehr gönnen, das der Natur auch nur im Ansatz schadet. Eine solche radikale Haltung vertrete ich als Grünliberaler nicht. Wir haben Wohlstand und Lebensqualität erreicht, weil wir immer wieder nach neuen Ideen und besseren Lösungen gesucht haben, nicht weil wir Dinge verboten haben. Mit einem schlechten Gewissen allein motiviert man keinen, sich zu ändern.
Mit einem guten Gewissen geschieht aber auch nichts, sagen streikende Jugendliche und fordern nach Jahrzehnten des Nichtstuns politisches Handeln. Was ist Ihr Plan?
Wir brauchen ein griffiges Energiegesetz. Der Kanton hat ein riesiges Verbesserungspotenzial bei der Heizung und Kühlung seines grossen Gebäudeparks. Da tut er viel zu wenig. 40 Prozent der Energie verschleudern wir dafür. Davon könnten wir locker die Hälfte sparen: indem wir nach neuesten energetischen Standards bauen, das Erdreich zum Heizen und Kühlen nutzen und die Dächer begrünen, was die Kühlung unterstützt, oder sie mit Solarzellen bestücken und so Energie produzieren.
Sie wollen privaten Bauherren Vorschriften machen?
Der Kanton sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Dann müssen wir Anreize für Private schaffen.
Zwang oder Subventionen?
Wenn möglich arbeiten wir Grünliberalen mit Marktanreizen, in zweiter Linie mit Subventionen, Verbote nur, wenn es nicht anders geht.
Die grüne Kantonsrätin Esther Guyer sagt, Jörg Mäder sei nur so lange grün, wie es nichts koste. Erleben wir gerade einen Gesinnungswandel?
Nein, die Grünen sind oft zu schnell mit noch mehr Geld ausgeben. Wir suchen den richtigen Mittelweg, um das Geld effektiv einzusetzen. Dem Kanton geht es finanziell gut, daher kann und soll er jetzt auch mehr investieren und unterstützen. Man kann vom Bürger nicht nur fordern und selber nichts tun.
Wer sich eine grüne und liberale Regierung wünscht, ist versucht, einen Grünen zu wählen, denn Liberale und Bürgerliche hat es im Regierungsrat schon einige.
Wenn man das vorhat, spricht nichts dagegen, meinen Kollegen Martin Neukom und mich auf den Wahlzettel schreiben. Und jemanden aus unserem Mitte-Bündnis. Zum Beispiel Rosemarie Quadranti, die sich für die Gletscherinitiative starkmacht.
Sie sind in Opfikon nicht nur Umwelt-, sondern auch Gesundheitsvorsteher. Worauf ist Letzterer besonders stolz?
Wir haben angefangen, alle Beteiligten von der Spitex bis zum Spital besser zu vernetzen. Denn wenn jeder nur für sich selber schaut, gibt das kein effektives Gesundheitssystem. Es soll die richtige Leistung im richtigen Moment ankommen.

Wann ist dieser Moment?
Möglichst früh. Der Fokus liegt auf der Spitex. Die Menschen sollen gesund zu Hause alt werden.
Was würden Sie anders machen, wenn Sie Thomas Heiniger als Gesundheitsdirektor beerben würden?
Ich würde die Zusammenarbeit mit den Gemeinden verbessern. Die Kommunikation mit uns war in dieser Legislatur miserabel. Als Reaktion organisieren sich die Gemeinden, um ihre Interessen gegenüber dem Kanton besser vertreten zu können. Die Distanz, für die Heinigers Politik gesorgt hat, muss überwunden werden.
Wo wollen Sie noch ansetzen?
Wir haben zu viele Spitalbetten: Ob der Patient nach einer Operation im Spital weitergepflegt wird, temporär in einem Pflegeheim oder zu Hause, macht kostenmässig einen grossen Unterschied. Ein Problem ist auch die Finanzierung: Für ein Spital gibt es drei Kategorien Patienten: Ambulante, stationäre Allgemeinversicherte und stationäre Privatversicherte. Die ambulanten sind stark defizitär, allgemein Versicherte knapp nicht kostendeckend, mit Privatpatienten macht man Geld. So steht der finanzielle Anreiz im Widerspruch mit der Strategie des Kantons. Das muss sich ändern, es braucht ein einheitliches Finanzierungsmodell.
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