Heinz Brand will Syrien-Flüchtlinge «grosszügiger behandeln»
Überraschende Töne von der SVP? Angesichts des Elends syrischer Flüchtlinge sucht nun selbst die politische Rechte nach «neuen» Lösungen.
Angesichts der neuen Strategie von Schlepperbanden, die auf führerlose Frachtschiffe setzen, flammt die Asyldebatte auch in der Schweiz erneut auf. In allen politischen Lagern herrscht überraschend Einigkeit darüber, dass die Schweiz mehr für Flüchtlinge unternehmen müsse.
Selbst für SVP-Politiker Heinz Brand ist klar: Für eine ungewöhnliche Situation brauche es ungewöhnliche Lösungen, so der Migrationsexperte gegenüber dem SRF. Mehrere Massnahmen seien dabei zu prüfen: Erstens müsse die Hilfe für Flüchtlinge vor Ort weiter ausgebaut werden. Der Vertrag von Schengen-Dublin sei, zweitens, konsequenter umzusetzen. Und drittens: «Bei den Flüchtlingen, insbesondere bei den Personen aus Syrien, ist eine neue Strategie angezeigt, in der man sie als Schutzbedürftige aufnimmt und sie dadurch etwas grosszügiger behandelt als die anderen Personen, die in die Schweiz kommen», so Brand.
Auch bei der SP macht man sich angesichts der Geisterschiffe Gedanken um die Flüchtlinge. So fordert SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin Spezialkontingente für syrische Flüchtlinge, wie er gegenüber der SRF-«Tagesschau» sagte. «Wir müssen in Zusammenarbeit mit dem UNHCR 5000 Flüchtlinge aufnehmen, sie direkt vor Ort abholen – vor allem Frauen mit Kindern», so Tschümperlin.
8000 Dollar pro Person
Die Flucht auf dem alten Frachtschiff Ezadeen haben sich syrische Flüchtlinge teuer erkaufen müssen. Für die gefährliche Überfahrt auf dem am Schluss führerlosen Schiff gaben sie der Schlepperbande bis zu 8000 Dollar pro Person.
Die 360 Flüchtlinge an Bord des vor der italienischen Küste aus Seenot geretteten Schiffs hätten zwischen 4000 bis 8000 Dollar an die Schlepper gezahlt, sagte der Präfekt von Cosenza, Gianfranco Tomao. Die wenige Tage zuvor geretteten fast 800 Flüchtlinge des ebenfalls führerlosen Frachters Blue Sky M hatten bis zu 5500 Dollar bezahlen müssen.
Die Flüchtlinge wurden am Wochenende auf verschiedene Aufnahmezentren in Kalabrien verteilt, nachdem die Ezadeen am späten Freitagabend in den Hafen von Corigliano Calabro geschleppt worden war.
(Video: Reuters)
Türkei und Griechenland in der Pflicht
Angesichts der geänderten Vorgehensweise der Menschenschmuggler, die nun auf grosse Frachter setzten, wachse der Druck auf Länder wie die Türkei und Griechenland. Dies sagte Carlotta Sami, Sprecherin der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR für Südeuropa, der Zeitung «La Repubblica».
Seit Ende des italienischen Rettungseinsatzes Mare Nostrum im vergangenen Herbst kümmert sich die europäische Mission Triton um die Grenzsicherung in Küstennähe. Ihr stehen im Vergleich zum Einsatz Mare Nostrum weniger Mittel zur Verfügung.
Die EU verurteilte die neue Strategie der Schlepperbanden und versicherte, der Kampf gegen Menschenschmuggel werde auch 2015 zu einer der Prioritäten der EU-Einwanderungspolitik gehören.
SDA/ajk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch