«Helft uns bei der Suche nach den Zwillingen!»
Die beiden sechsjährigen Mädchen aus St-Sulpice VD sind auf der Fähre nach Korsika von Augenzeugen gesehen worden. Dann aber verliert sich ihre Spur. Die Mutter rief am Fernsehen zur Mithilfe auf.
Die Waadtländer Polizei suchte heute mit Spezialhunden im Garten des Vaters nach Hinweisen - jedoch ohne Erfolg. Auch wenn noch alles möglich sei, müsse man die düstere Annahme ins Auge fassen, dass der Vater die Mädchen getötet habe. Dies sagte Jacques Dallest, Staatsanwalt von Marseille, am Mittwoch gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP anlässlich einer Medienkonferenz in Marseille.
Laut dem Staatsanwalt ist der Vater mit seinen Töchtern in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar auf der Fähre von Marseille nach Propriano (Korsika) von mehreren Zeugen gesehen worden.
Kinderweinen aus Kabine
So hatte die Kabinennachbarin Kinderweinen aus der Kabine gehört. Kurze Zeit später habe sie die beiden Mädchen gesehen und eines davon definitiv wieder erkannt, sagte Dallest. Die Frau bestätigte zudem, dass sie die Mädchen im Spielbereich des Schiffs gesehen habe.
Dann verliert sich die Spur der Zwillinge. Ein Zeuge sah zwar, wie ein Mann mit zwei Kindern die Fähre in Propriano verliess. Er konnte jedoch nur den Mann eindeutig identifizieren. Ob der Vater in Korsika blieb oder mit der Fähre weiter nach Sardinien I fuhr, ist nicht bekannt.
Unklar bleibt noch immer, wie und wo der Vater die Zeit zwischen dem 1. und dem 3. Februar verbrachte. Der 43-Jährige wurde erst wieder am Donnerstag, dem 3. Februar, in Italien gesehen - ohne die Kinder. Im süditalienischen Cerignola warf er sich am Abend vor den Zug. Vincenzo Russo, Staatsanwalt von Foggia (Apulien), gab sich am Mittwoch an einer Medienkonferenz davon überzeugt, dass die Zwillinge «niemals in Italien angekommen sind».
Spezialhunde fanden keine Hinweise
Trotz der Zeugenaussagen aus Frankreich suchte die Waadtländer Kantonspolizei ihrerseits am Mittwochmorgen in St-Sulpice nach Spuren der Kinder. Dazu durchsuchte sie den Garten des Vaters und weitere Orte in der Wohngemeinde der Mädchen.
Dabei kamen vier Hunde der Kantonspolizei Bern zum Einsatz. Doch auch sie fanden keine Hinweise darauf, was mit den Mädchen geschehen sein könnte. Noch seien aber nicht alle Spuren ausgewertet, sagte Jean-Christophe Sauterel von der Waadtländer Kantonspolizei an einer Medienkonferenz am Mittwochabend.
Neu ist hingegen, dass das Handy des Vaters am Sonntag, 30.Januar, kurz nach 19.30 Uhr in der Gegend um Lyon F zum letzten Mal geortet wurde. Am Dienstag war noch von 18.15 Uhr in der Region Annecy F die Rede.
In St-Sulpice trat die Mutter am Mittwochnachmittag kurz vor die Medien: «Helft uns, sie wiederzufinden!», appellierte sie in die Kamera des italienischen Senders Raitre. Dieser strahlt die italienische Version von «Aktenzeichen XY ... ungelöst» aus. Mit Hinweis auf die Zeugenaussagen gab die Mutter ihrer Hoffnung Ausdruck, dass ihre Töchter am Leben sind.
Seit rund zehn Tagen verschwunden
Der Vater verschwand mit den Mädchen am Sonntag, dem 30. Januar. Später tauchte er in Marseille auf, wo er rund 7000 Euro von seinem Konto abhob. Dies gab Anlass zur Vermutung, dass er mit dem Geld jemanden für die Betreuung seiner Töchter bezahlt hatte.
Diese Hoffnung zerschlug sich jedoch, als die Mutter mehrere Briefumschläge mit Geld vom Vater aus Bari I erhielt. Die Umschläge enthielten 50-Euro-Noten im Wert von mindestens 4400 Euro. Warum der Mann der Mutter die Briefe schickte, bleibt ein Rätsel.
Später wurden zwei weitere Briefe in einem öffentlichen Briefkasten von Cerignola I gefunden. Laut Sauterel handelte es sich aber um Briefkästen, die nicht mehr in Betrieb sind. Die zwei Umschläge waren ebenfalls mit 50-Euro-Noten gefüllt - der eine Brief enthielt 950, der andere 550 Euro.
SDA/pbe
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