Herrliberger wehren sich gegen 34-Millionen-Projekt der SBB
Ein Wendegleis, wie es die SBB am Bahnhof Herrliberg für den Viertelstundentakt bauen wollen, sei auch für 10 Millionen zu haben, kritisieren Anwohner. Ihr Motiv dürfte aber ein anderes sein.
Von Frank Speidel Herrliberg – Die Worte von Robert Baumann sind deutlich: «Das Projekt ist eine Zumutung für den Steuerzahler.» Baumann wohnt in Feldmeilen und wandte sich mit einem Brief an die Lokalpresse. Darin kritisiert er die Pläne der SBB. Diese wollen im Abschnitt des Bahnhofs Herrliberg-Feldmeilen bis Schulhaus Feld auf der Bergseite ein Wendegleis bauen, um dort die S 16 abzustellen. Ab 2015 soll dank diesem Ausweichgleis während Stosszeiten die S 20 auf der Strecke verkehren und so einen Viertelstundentakt ermöglichen. Kostenpunkt des geplanten Projekts der SBB: 34 Millionen Franken. Dies ginge auch billiger, sagt Baumann. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, haben er und andere betroffene Anwohner die IG Wendegleis Süd gegründet. Expertise selbst bezahlt Die IG hat beim Bahnexperten Günter Weber eine Expertise in Auftrag gegeben. Dieser kommt zum Schluss, dass in Feldmeilen die gleiche Wirkung mit einem 10-Millionen-Projekt erzielt werden könnte. Dies, indem man das Wendegleis nicht auf der Bergseite baut, sondern auf der Seeseite. Die Expertise hätten Mitglieder der IG aus eigener Tasche finanziert, sagt IG-Präsident Max Bareth. Die Kosten von 34 Millionen Franken hält Bareth für zu hoch. Insbesondere weil es sich bei dem Projekt nur um eine vorübergehende Lösung handle. Das Wendegleis sei so lange in Betrieb, bis im Bahnhof Stadelhofen ein viertes Gleis inklusive Doppeltunnel gebaut werde, das einen «echten» Viertelstundentakt ermögliche. An die 500 Millionen Franken wird dieser Ausbau kosten. Und bis dieser realisiert werde, reiche in Feldmeilen die Lösung für 10 Millionen vollends aus, findet der Feldmeilemer IG-Präsident. Gleise in Gärten der Anwohner Die SBB kommen zu einem anderen Schluss. Man habe die Expertise der IG eingehend geprüft, sagt Daniel Bach, Leiter der externen Kommunikation. «Wir sind dabei aber zum Schluss gekommen, dass das von uns erarbeitete Projekt die wirtschaftlich und betrieblich beste Lösung ist.» Ein seeseitiges Wendegleis hätte laut SBB gravierende Nachteile. Die Strecke Tiefenbrunnen–Feldmeilen müsste so auf Rechtsbetrieb umgestellt werden, was Schwierigkeiten im Betrieb mit sich bringe. Aber auch die Investitionskosten seien beim SBB-Projekt nicht viel höher, sagt Bach. Kurz: «Wir sehen keine günstigere Variante, die den gleich hohen Nutzen bringt.» Das Projekt wird vollständig auf SBB-Land realisiert. Es gebe aber Anwohner, die nach Jahrzehnten auf die kostenlose Nutzung von SBB-Land für Gärten verzichten müssten, fügt Bach hinzu. «Beim Bau ihrer Häuser haben sie diese Möglichkeit aber ausdrücklich zur Kenntnis genommen», sagt er.Bis zum 23. Januar liegt das Projekt öffentlich auf. Betroffene können beim Bundesamt für Verkehr Einsprache einlegen. Die Mitglieder der IG haben bereits angekündigt, dass sie von diesem Recht Gebrauch machen werden. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Projekt die wirtschaftlich und betrieblich beste Lösung ist.» Daniel Bach, SBB Das seeseitige Gleis könnte als Wendegleis dienen, sagt Max Bareth. Foto: Reto Schneider
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