Heute taucht er in den Zürichsee
Ernst Bromeis Der Extremsportler ist auf einer Schwimmtour durch alle Kantone kurz vor dem Ziel. Von Jörg Greb Er begrüsst am Flügel mit einer jazzigen Eigenkomposition, dann lässt er Fotoaufnahmen sprechen. Mit zusammengekniffenen Augen begibt er sich in eine andere Welt – unter Wasser – und beginnt in sanftem Ton und Churer Dialekt zu erzählen: Albigna Stausee, Lägh da Cam, Lai Ghiacciato, Lagh de Trescolmen, Leg Saragn, Lej Ovis-chel oder Toteseeli. Die Namen verbinden sich mit prächtigen Bildern. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Präsentiert sich so ein Extremsportler, ein Triathlet? Ernst Bromeis hat ein ganz eigenes Sendungsbewusstsein. Er referiert im Hotel Laudinella in St. Moritz über «Graubünden – Das blaue Wunder». Es müssen spannende, erlebnisreiche Tage gewesen sein, damals, im Juli 2008, als Bromeis mit dem Bike oder zu Fuss 200?Bündner Bergseen ansteuerte, um die Gewässer zu durchschwimmen – und «ihre Seele zu erleben», wie er sagt. Nun ist der 42-jährige Triathlet wieder unterwegs. Zu einem «neuen Gesamtkunstwerk»: Er durchschwimmt je das grösste Gewässer in jedem Kanton. Gestartet ist er am 1.?Juli mit dem Urnersee, vom Rütli nach Flüelen. Die Macht der Wassermenge lernte er in diesem Monat kennen. In den grossen Seen, dem Genfer- oder dem Bodensee, war er stundenlang unterwegs, vor, hinter, neben und unter sich nur Wasser. Tagesetappen von bis zu 24 Kilometern gab es da oft zu bewältigen. Es gehörten freilich auch kleine Seen zur Route. Etwa der Sämtisersee in Appenzell Innerrhoden: nur etwa 500 Meter lang, wenige Meter tief und glasklar. «Eintauchen in eine einzigartige Unterwasserpflanzenwelt war das, schwimmen wie fliegen», sagt Bromeis und streicht den Kontrast zu den meisten anderen durchquerten Gewässern hervor. Etwa zum Zürichsee, den er gerade in zwei Etappen durchquert. Gestern ist er die 15 Kilometer von Rapperswil nach Meilen geschwommen, heute stehen die 14 Kilometer von dort nach Zürich an und eine Radfahrt nach Brunnen. Die Zeit drängt. Denn zum Nationalfeiertag will er die Tour «Das blaue Wunder, Schweiz 2010» mit dem Vierwaldstättersee beschliessen. 300 Schwimmkilometer werden sich bis zum Schluss summieren. «Wie viele Kilometer es exakt sind, ist mir egal», sagt Bromeis. Nicht ein Eintrag im Guinessbuch der Rekorde, sondern eine Botschaft schwebt ihm vor: Er will klarmachen, dass «Wasser eine endliche Ressource ist, auch wenn wir sie in der Schweiz schier unbegrenzt zur Verfügung haben». Ein massvoller Umgang sei wichtig. Das hofft er als Schwimmer symbolisch zu vermitteln, wenn er sich Meter um Meter im Wasser vorwärtsschaufelt. Das 200?000 Franken teure Projekt wurde denn auch vom WWF, dem Bundesamt für Umwelt, der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft SLRG sowie von Hotelleriesuisse unterstützt. Anderthalb Jahre Planung sind der strapaziösen Schwimmtour durch die Schweiz vorausgegangen. Bromeis hat alles bis ins kleinste Detail durchgedacht und aufgegleist. Und dennoch sagt er: «Wichtig ist ‹das blaue Wunder› – nicht ich.» Nur wenige Worte verliert er über seinen Werdegang: Sportlehrerstudium, Verbands- und Spitzensporttrainer bei Swiss Triathlon, Sport&Event-Manager in Lenzerheide, Redaktor bei Radio Rumantsch, Selbstständigkeit. Letztlich ist er ganz auf sich allein gestellt, wenn er eintaucht ins Wasser – und in tiefe Regionen von sich selber findet.
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