Hielt der Busfahrer die Service-Nische für eine dritte Spur?
Ein Medienbericht bringt eine neue These über die Ursache des Busunglücks von Siders ins Spiel: Die Signalisation der Unglücksnische gleiche jener von Lastwagenspuren in der EU.

Was zum Busunglück in einem Autobahntunnel in Siders führte, ist bis anhin ungeklärt. 28 Personen, darunter 22 Kinder, kamen im März 2012 ums Leben, als ein belgischer Reisebus in die Wand einer Servicenische prallte. «Wenn nicht neue Elemente auftauchen, wird man die genaue Ursache des Unfalls nie kennen», sagte der Walliser Oberstaatsanwalt Olivier Elsig im Februar in der Sendung «Temps Présent» des Westschweizer Fernsehens. Ein Artikel des Magazins «L'Hebdo» stellt nun in einem Artikel (online nicht verfügbar) die These auf, der belgische Busfahrer habe die Servicenische womöglich mit einer Lastwagenspur verwechselt.
Die Signalisation der Servicenische in Siders besteht aus einer unterbrochenen Linie, die aus kurzen Strichen besteht. Die Signalisation der Spuren für langsame Fahrzeuge, welche es in der EU, hingegen aber in der Schweiz nicht gibt, besteht aus einer ebenfalls unterbrochenen Linie. Allerdings sind deren Striche breiter und länger. Ob die Untersuchung der Walliser eine solche Verwechslung in Betracht gezogen und verworfen hat, geht aus dem Bericht nicht hervor. Im Schlussbericht des Oberstaatsanwalts werde diese nicht erörtert.
Spur vor Nische bereits verlassen
Die Verwechslung würde eine Erklärung dafür liefern, wieso der Busfahrer in die Nische hineinfuhr und dabei auch in den letzten drei Sekunden vor dem Aufprall keine Reaktion zeigte. Hinweise auf eine gesundheitliche Ursache wie ein Herzinfarkt fand die Untersuchung keine. Die Rekonstruktion des Fahrweges des Unglücksbusses zeigt allerdings, dass der Bus die rechte Fahrspur bereits vor der Servicenische verliess (siehe Bildstrecke). Ob die These unter diesen Umständen haltbar ist, wird im Artikel von «L'Hebdo» nicht erörtert.
Der Bericht fördert jedenfalls aber zutage, dass die Signalisation der Servicenische offenbar ein Kuriosum ist: In der Schweiz existierten nur wenige solcher Nischen, die der Zufahrt von Unterhaltsfahrzeugen dienen. Die weitaus häufigeren Notfallnischen seien hingegen mit einer durchgezogenen Sicherheitslinie markiert.
Ein Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra) gibt gegenüber «L'Hebdo» an, die Signalisation entspreche den Vorschriften. Vor dem Abschluss der Untersuchungen könne er die These des Magazins nicht kommentieren. Schlussfolgerungen zur Verbesserung der Sicherheit werde das Astra ebenfalls erst danach ziehen.
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