Hier sind US Special Forces aktiv
Das amerikanische Militär weitet seinen globalen Einfluss aus: 2016 entsandte es seine Elitesoldaten in 70 Prozent aller Länder – auch in die Schweiz.

Von der «Ära der Kommandotruppen» sprach die «New York Times» vor einem Jahr. Sondereinsätze würden mittlerweile einen bedeutenden Teil der US-Militärstrategie ausmachen und die Rekrutierung dafür weiter zunehmen, so die Zeitung. Der gestern vorgestellte Bericht des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) bestätigt diese Einschätzung. Er kommt zum Schluss, dass es weltweit einen «gestiegenen Bedarf» an Militärkräften gibt, die darauf trainiert sind, abseits oder unterhalb von grossen Konflikten zu operieren.
«Wir sind im goldenen Zeitalter der Spezialoperationen.»
Auch der langjährige Kommandant des US Special Operations Command (Socom) sprach bei seinem Rücktritt 2014 vom «goldenen Zeitalter der Spezialoperationen». Seine Truppen seien rund um die Welt im Einsatz, um militante Gruppen zu bekämpfen und Konfliktgebiete zu stabilisieren, sagte William McRaven – und übertrieb damit keineswegs.
Laut dem neuesten IISS-Bericht operieren amerikanische Elitetruppen derzeit in über 130 Ländern. Vor acht Jahren waren es offiziell erst 60 Länder. Der renommierte Blog Tom Dispatch spricht von 138 Staaten auf allen Kontinenten und bezieht sich dabei auf Daten, die er vom Socom erhalten hat. Demnach waren US Special Forces im vergangenen Jahr in 70 Prozent aller Länder weltweit aktiv.

Die sogenannten «shadow wars» der USA in Afghanistan und im Irak gegen Terrorgruppierungen wie al-Quaida oder den IS sind ironischerweise die sichtbarsten Operationen. Das Socom schickt inoffiziell aber auch Elitesoldaten in Kriegsgebiete wie Somalia oder den Jemen, was in der Öffentlichkeit viel weniger wahrgenommen wird. Zudem stationierte oder entsandte es 2016 auch Truppen nach Europa, darunter in neutrale Länder wie die Schweiz. Bei einem Grossteil dieser Missionen handelte es sich um Trainingseinheiten mit lokalen Soldaten und Ausbildungseinsätze in Partnerstaaten.
Die Prioritäten des US-Militärs haben sich indes verschoben. Eine Mehrheit (55,29 Prozent) der Special Forces wurde 2016 im Grossraum des Nahen Ostens eingesetzt. Das sind 35 Prozent weniger als noch 2006. Im gleichen Zeitraum nahm dafür die Zahl der amerikanischen Elitesoldaten in afrikanischen Ländern sprunghaft zu: von 1 auf 17,26 Prozent im vergangenen Jahr. Knapp 13 Prozent waren in Europa aktiv, gut 9 Prozent im pazifischen Raum und knapp 5 Prozent in Lateinamerika und der Karibik.
Laut der «New York Times» nimmt gleichzeitig mit der Ausweitung der Aktivitäten auf mehr Länder auch die Zahl der Personen im US-Militär zu, die für Spezialeinsätze ausgebildet und eingesetzt werden. 2001 waren es noch 45'600, 2011 schon 61'400 und Anfang des vergangenen Jahres schon 70'000. Alleine 2015 suchte die Army 5000 neue Kandidaten für die Special Forces.
Ob diese Entwicklung unter dem neuen US-Präsidenten weitergeführt wird, ist ungewiss. Donald Trump hat das US-Militär zwar als «dezimiert» bezeichnet und eine Aufstockung von Army und Marines gefordert, bezüglich der künftigen Bedeutung der Special Forces aber bisher keine Angaben gemacht.
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