Hier überrollt der Tsunami das AKW Fukushima
Mehr als zwei Monate nach der Tsunami-Katastrophe in Japan veröffentlicht Tepco nun spektakuläre Bilder der anrollenden Flutwelle. Heute gab zudem Konzernchef Shimizu seinen Rücktritt bekannt.
Mehr als zwei Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima erklärt der Konzernchef von Tepco, Masataka Shimizu, seinen Rücktritt. Er wolle die Verantwortung übernehmen und einen symbolischen Schlussstrich ziehen, sagte Shimizu in Tokio.
«Ich trete zurück, weil ich das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Kernkraft zerrüttet habe und weil ich den Menschen so viele Probleme und Ängste bereitet habe», sagte Shimizu. Nach japanischer Tradition verbeugte er sich während einer Pressekonferenz zum Zeichen seiner Entschuldigung. Shimizu wird durch den derzeitigen geschäftsführenden Direktor Toshio Nishizawa abgelöst.
Tsunami-Bilder veröffentlicht
Tepco tue sein Äusserstes, um die Krise in den Griff zu bekommen, sagte Shimizu weiter. Er selbst werde als Berater für den Kraftwerksbetreiber tätig sein, ohne dafür eine Bezahlung zu erhalten.
Die Tepco-Führung war für ihr mangelhaftes Krisenmanagement und für die zögerliche Informationspolitik gerügt worden. Nun zeigt die Betreiberfirma bisher unbekannte Fotos aus dem Unglückskraftwerk. Diese lassen erahnen, mit welcher Wucht der Tsunami am 11. März über das Fukushima-Gelände rollte.
Grösster Verlust der Geschichte
«Yomiuri» berichtete, dass der Verlust von Tepco im abgelaufenen Geschäftsjahr auf rund 1,5 Billionen Yen (16,1 Milliarden Franken) geschätzt werde. Auch die Wirtschaftszeitung «Nikkei» und die Nachrichtenagentur Jiji gaben den Verlust mit mehr als einer Billion Yen an. Dies wäre der höchste Verlust eines japanischen Unternehmens ausserhalb der Finanzbranche, der je verbucht werden musste, schrieb «Nikkei».
Bei den Verlusten seien auch die Kosten für die Stilllegung von vier Reaktoren von Fukushima sowie für die Reparatur von Wärmekraftwerken eingerechnet, deren Inbetriebnahme einen Engpass bei der Stromversorgung verhindern soll.
Überhöhte Strahlenwerte
Die radioaktive Belastung rund um die Atomruine von Fukushima weitet sich immer mehr aus. Erstmals fanden die Behörden in der nordöstlichen Präfektur Miyagi weit ausserhalb der Sperrzone deutlich überhöhte Strahlenwerte im Weidegras, wie sie am Donnerstag mitteilten.
Die Experten fanden rund 60 Kilometer nördlich des zerstörten Atomkraftwerks eine Belastung des Grases, die das Fünffache des erlaubten Grenzwertes überschritt. Ein Kilogramm der Probe war mit 1530 Becquerel Cäsium belastet, wie Behördensprecher Inao Yamada sagte. Gesetzlich erlaubt seien in Japan für die Fütterung von Milchkühen maximal 300 Becquerel.
Der Fundort liegt deutlich ausserhalb der 20-Kilometer-Sperrzone, die um den Unglücksort, das AKW Fukushima, eingerichtet wurde. Diese Zone darf nur mit staatlicher Sondergenehmigung und unter Sicherheitsauflagen betreten werden. Auch einige Orte ausserhalb dieser Zone wurden bereits gesperrt.
Zehn Minuten im Reaktorblock 3
Mehr als zwei Monate nach der Atomkatastrophe untersuchten Arbeiter erstmals den stark beschädigten Reaktorblock 3. Die beiden Männer hätten mit Schutzkleidung und Sauerstoffgeräten ausgerüstet eine erste Bestandsaufnahme gemacht, teilte die Betreiberfirma Tepco mit.
Die zwei Arbeiter hätten sich zehn Minuten in dem Gebäude aufgehalten. Die radioaktive Belastung habe dabei weniger als drei Millisievert betragen. Der Grenzwert liegt bei 250 Millisievert im Jahr.
Im Reaktorblock 3 war es nach dem Tsunami am 11. März neben mehreren Kernschmelzen zu einer Wasserstoffexplosion gekommen, die das Dach des Gebäudes wegsprengte.
Wirtschaft schwer getroffen
Mittlerweile ist deutlich geworden, dass Erdbeben, Tsunami und die Katastrophe von Fukushima Japans Wirtschaft schwerer als erwartet getroffen haben. In den Monaten Januar bis März sei das auf das Jahr hochgerechnete Bruttoinlandprodukt um 3,7 Prozent eingebrochen, teilte die Regierung auf Grundlage vorläufiger Daten mit.
AFP/kpn
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