Hinrichtungsserie im Iran
Der Iran nutzt aus, dass die Welt nach Ägypten blickt, und vollstreckt in aller Eile Todesurteile. Zuletzt musste eine Holländerin sterben.
Die niederländische Regierung hat die diplomatischen Beziehungen zum Iran eingefroren. Der Grund ist die überraschende Hinrichtung einer iranisch-holländischen Frau. Die 46-jährige Sahra Bahrami wurde am letzten Samstag wegen Drogenhandels gehängt, obwohl noch nicht alle Rechtsmittel gegen die Exekution ausgeschöpft waren. Gemäss Medienberichten wirft der Fall Bahrami etliche Fragen auf: Iranische Menschenrechtsaktivisten halten die Vorwürfe gegen Bahrami für frei erfunden.
Bahrami war im Dezember 2009 in Teheran festgenommen worden, als sie in der iranischen Hauptstadt an einer Demonstration gegen die Regierung teilnahm. Anfang 2011 wurde die Doppelbürgerin schliesslich zum Tode verurteilt - «für den Besitz von 450 Gramm Kokain und der Beteiligung am Verkauf von 150 Gramm Kokain». Nach nicht bestätigten Angaben der in Holland lebenden Tochter Bahramis ermittelte die iranische Staatsanwaltschaft auch wegen der angeblichen Mitgliedschaft ihrer Mutter in der gewalttätigen Untergrundgruppe Volksmudschahedin des Iran. Auch dafür hätte der Frau im Iran die Todesstrafe gedroht, wenn man sie für schuldig befunden hätte.
Einschüchterung der jungen Protestgeneration
Die Hinrichtung der Frau, die vom Iran nicht als Doppelbürgerin anerkannt wurde, überraschte selbst ihren Anwalt. Offensichtlich wurde er gar nicht darüber informiert. Dass das Todesurteil gegen Bahrami in aller Eile vollstreckt wurde, ist wohl kein Zufall. Gemäss einem «Welt»-Bericht nutzt der Iran die internationale Aufmerksamkeit für die Unruhen in den arabischen Ländern, «um seine Hinrichtungs- und Einschüchterungskampagne gegen die junge Protestgeneration zu intensivieren».
Nach Angaben von Amnesty International sollen die iranischen Behörden seit Anfang des Jahres 71 Häftlinge exekutiert haben. In der vergangenen Woche mussten neben Bahrami auch zwei Männer am Galgen sterben - die Anklage lautete unter anderem «Feindschaft gegen Gott», wie die «Welt» weiter berichtet. Die beiden Männer wurden im September 2009 während eines Protests festgenommen. Die Justiz warfen ihnen Verbindungen zu den militanten Volksmudschahedin vor. Mindestens vier weitere Gefangene im Iran warten derzeit wegen ähnlicher Anklagen auf die Vollstreckung ihrer Todesurteile.
Trotz internationaler Proteste ist ein Ende der Hinrichtungskampagne im Iran nicht absehbar. Das iranische Aussenministerium hat sich wiederholt «Einmischungen in die inneren Angelegenheiten» verbeten - dies machte es auch im Fall Bahrami klar.
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