Hoffnung auf eine Feuerpause in Aleppo
Russland schürt die Zuversicht, dass es auch für die Stadt im Norden Syriens einen Waffenstillstand geben könnte.

Es werde darüber verhandelt, das bereits für Damaskus und Latakia geltende «Regime der Ruhe» auf die Provinz Aleppo auszudehnen, zitierten russische Nachrichtenagenturen am Sonntag General Sergej Kuralenko, der für Russland die Einhaltung der Feuerpause kontrolliert. Wer an den Gesprächen teilnimmt, liess Kuralenko offen. Die Pause von Kampfhandlungen rund um Syriens Hauptstadt Damaskus wurde verlängert. Auch jene für die Mittelmeerprovinz Latakia wurde übers Wochenende respektiert.
In Aleppo stehen sich Regierungssoldaten und Rebellen schon seit Jahren gegenüber. Bei Luftangriffen am Samstag wurden dort Beobachtern zufolge bei 30 Angriffen der syrischen Luftwaffe mindestens fünf Menschen getötet. Seit Sonntagmorgen seien keine neuen Angriffe mehr gemeldet worden, teilte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Seit Beginn der jüngsten Kämpfe vor einer Woche starben der in London ansässigen Beobachtergruppe zufolge 250 Zivilpersonen durch Angriffe sowohl von Regierungstruppen als auch von Aufständischen. International für besonders scharfe Kritik hatte in der Nacht zum Donnerstag ein Angriff auf ein Spital in Rebellengebiet von Aleppo gesorgt, bei dem allein 50 Menschen getötet wurden.
Kerry wieder in Genf
Mit einem neuen diplomatischen Vorstoss will die US-Regierung die brüchige Waffenruhe in Syrien retten. US-Aussenminister John Kerry traf am Sonntagabend in Genf ein, um dort bis Montag mit dem UN-Sondergesandten Staffan de Mistura, dem saudischen Aussenminister Adel al-Dschubair und dessen jordanischen Kollegen Nasser Dschudeh die Lage zu sondieren. Direkt nach seiner Ankunft setzte er sich zunächst mit Dschudeh zusammen.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow wurde in Genf zur grossen Enttäuschung von Kery nicht erwartet. Russland gilt als enger Verbündeter der syrischen Regierung um Präsident Baschar al-Assad und könnte auf die Einhaltung einer Waffenruhe hinwirken. Kerry hatte am Freitag ausführlich mit Lawrow über eine Einstellung der Kämpfe in Syrien und speziell in Aleppo per Telefon gesprochen. Ende Februar war eine Waffenruhe in Kraft getreten, diese wird aber seit mehreren Wochen gebrochen.
Steinmeiers Einladung
Auch der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier will die Blockade der Genfer Syrien-Friedensgespräche überwinden. Kommenden Mittwoch erwarte er den syrischen Oppositionsführer Hidschab und den UNO-Sondergesandten de Mistura in Berlin, um Wege für eine Fortsetzung der Genfer Friedensgespräche zu finden, sagte Steinmeier gegenüber der «Welt am Sonntag».
Um Aleppo wird besonders erbittert gekämpft, weil eine Rückeroberung der einstigen Handelsmetropole im Norden Syriens ein besonderer Triumph von Machthaber Baschar al-Assad über die Rebellen wäre.
In Aleppo und seinem Umland ist neben moderateren Rebellengruppen auch die Al-Nusra-Front präsent, ein Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida. Damit begründete Russland bisher auch die anhaltenden Angriffe auf Aleppo. Der Kampf gegen dortige Terrorgruppen sollte fortgesetzt werden, sagte Vize-Aussenminister Gennadi Gatilow am Samstag. Russland werde keinen Druck auf die syrische Führung ausüben.
Feuerpause für Damaskus verlängert
Die anhaltende Gewalt in Aleppo gefährdet die von Russland und den USA im Februar vermittelte allgemeine Waffenruhe. Kämpfe gegen die IS-Terrormiliz und die Al-Nusra-Front sind ausgenommen. Die Waffenruhe war von Beginn weg brüchig gewesen.
In der Nacht zum Samstag trat nun eine gesonderte Feuerpause für den Grossraum Damaskus für 24 Stunden sowie für die Mittelmeerprovinz Latakia im Norden für 72 Stunden in Kraft.
Dieses sogenannte «Regime der Ruhe» sei eingehalten worden, sagte der russische General Kuralenko der Nachrichtenagentur RIA. Für Damaskus werde es um 24 Stunden verlängert. Die syrische Armee bestätigte die Ausweitung staatlichen Medien zufolge, äusserte sich aber nicht zu Aleppo.
Die Verlängerung der Feuerpause für Damaskus geht General Kuralenko zufolge auf eine Verständigung Russlands mit Syrien und den USA zurück. Die Moskauer Regierung ist ein enger Verbündeter von Syriens Machthaber Assad. Mehrere Rebellengruppen lehnten eine Feuerpause für einzelne Regionen ab und forderten, alle Kriegsgebiete zu berücksichtigen.
SDA/fal
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