Geheimes Gutachten aufgetaucht«Hohes Risiko» für Steuerzahler bei einer AKW-Pleite
Ginge ein Stromriese Konkurs, könnte eine Kettenreaktion die Branche erschüttern. Welche Folgen das für die öffentliche Hand haben könnte, sollte eigentlich niemand erfahren.

Gerät ein Energiekonzern in finanzielle Schwierigkeiten, könnte das die Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Nun ist ein Gutachten aufgetaucht, das dieses Risiko als «hoch» einstuft, wie der «Blick» berichtet. Sollte gar ein Konzern Konkurs gehen, drohe zudem ein Dominoeffekt. Demnach könnten Partner eines Kernkraftbetreibers ebenfalls in Schieflage geraten.
Ginge etwa einer der beiden Stromriesen Axpo oder Alpiq Konkurs, bestünde ein «hohes Risiko», dass der Bund und damit die Steuerzahler für die Atomkraftwerke aufkommen müssten.
Das Gutachten mit dem Namen «Risikobeurteilung der Folgen einer allfälligen Insolvenz einer Kernkraftwerk-Betreiberin oder deren Eigentümer für den Stilllegungs- und den Entsorgungsfonds» war laut dem Blick nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Atomlobby wehrte sich vor Gericht gegen die Veröffentlichung, so die Zeitung.
«Partnerwerke» von Gösgen und Leibstadt
Während die Kernkraftwerke Beznau I und II von der Eigentümerin Axpo betrieben werden, sind Gösgen und Leibstadt in Betreiberfirmen ausgegliedert, sogenannte «Partnerwerken». Neben Alpiq und Axpo sind bei den Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt noch andere Unternehmen beteiligt. Käme es nun zu einer Insolvenz eines «Partnerwerks», stehe laut der Risikobeurteilung die «Haftung einer Muttergesellschaft nicht zur Diskussion».
«In einem solchen Fall würde der nicht gedeckte Kostenanteil eines ausgeschiedenen Aktionärs die finanzielle Situation der verbleibenden Aktionäre zusätzlich belasten, was im Sinn eines ‹Dominoeffekts› deren Insolvenz bewirken könnte», zitiert der «Blick» das Gutachten.
Anders könnte es kommen, wenn eine Haftung in den Verträgen zwischen den Partnern vorgesehen ist. Ob sich die Partner im Fall Gösgen und Leibstadt dazu verpflichtet haben, ist ungewiss.
Die aktuell tiefen Preise würden Alpiq und Axpo kurzfristig nicht mit voller Wucht treffen, wie die Unternehmen gegenüber dem «Blick» sagen. Dies, weil der grösste Teil der Produktion abgesichert sei. Möglich ist das, weil die Stromkonzerne einen Anteil des Stroms zwei bis drei Jahre im Voraus verkaufen.
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