Hongkonger Studenten sagen Gespräche ab
Die prodemokratischen Demonstranten haben nach «Gewalttaten» den geplanten Dialog mit der Regierung vorerst auf Eis gelegt. Das Verhalten der Regierung lasse ihnen keine Alternative.
Nach Angriffen aufgebrachter Menschenmengen auf Demonstranten in Hongkong haben die Anführer der Demokratiebewegung die geplanten Gespräche mit der Regierung abgesagt. Die Verhandlungen über die politische Zukunft der chinesischen Sonderverwaltungszone würden im Lichte der Ereignisse vorerst nicht stattfinden, erklärte die Studentenvereinigung.
Der Regierungschef von Hongkong, Leung Chun Ying, hatte gestern Abend Gespräche über politische Reformen angeboten, seinen von den Demonstranten geforderten Rücktritt aber weiter abgelehnt. Die Demokratiebewegung hielt zwar weiter an dieser Bedingung fest, wollte aber zunächst auf das Angebot eines Dialogs eingehen.
Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen mahnte Leung zur Ruhe und zu einem Ende der Proteste. «Wir sollten keine Gewalt anwenden oder die soziale Ordnung in irgendeiner Situation stören. Alle Menschen, die sich in diesen Gegenden aufhalten, sollten so schnell wie möglich nach Hause gehen und die soziale Ordnung wiederherstellen.»
Ein Video soll die Auseinandersetzungen zwischen den zwei Demonstrantenlagern zeigen. (Quelle: Storyful/Instgram)
«Geht nach Hause»
Die Protestbewegung wiederum warf der Polizei und letztlich der Regierung vor, nichts zum Schutz der Demonstranten getan zu haben und rief dazu auf, die Proteste nach der Absage der Gespräche noch zu verstärken. «Die Regierung verlangt eine Räumung der Strassen. Wir rufen alle Menschen in Hongkong auf, sofort zu kommen, um unsere Positionen zu schützen und bis zum Ende zu kämpfen», hiess es in einer Erklärung der Studentenvereinigung.
Eine grosse Menschenmenge - viele von ihnen älter als die meist jungen Aktivisten - versuchte eigenhändig, Demonstranten zu vertreiben. Die zahlenmässig deutlich unterlegenen Aktivisten besetzten eine Strasse in Mong Kok im Stadtviertel Kowloon, eine von mehreren Gegenden Hongkongs, in denen es seit vergangenem Freitag zu Protesten kommt.
Die Demonstranten verschränkten ihre Arme und hielten Hände, um sich von der Menschenmenge nicht wegdrängen zu lassen. Es wurde geschoben und gebrüllt. Einige der Angreifer versuchten, die Demonstranten wegzuzerren. Die Polizisten bildeten eine Kette, um einige der Demonstranten wegzueskortieren, während die Menge «Geht nach Hause» skandierte.
Ob die Angreifer organisiert waren, war nicht klar. Einige von ihnen trugen allerdings blaue Bänder, womit sie ihre Unterstützung für Festlandchina signalisierten. Einige waren aber auch Anwohner, die sich über die blockierten Strassen und geschlossenen Geschäfte empörten.
«Kein Raum für Kompromisse»
Die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungszone hatte sich seit ihrem fehlgeschlagenen Versuch, die Demonstranten am vergangenen Wochenende mit Tränengas und Pfefferspray zu vertreiben, zurückgehalten. Die Handgemenge mit den Anwohnern waren ein neues Zeichen der steigenden Spannungen in der Stadt.
Die Proteste richten sich gegen die Pläne Pekings für die Direktwahl des Hongkonger Regierungschefs. Danach müssen alle Bewerber erst von einer Peking-freundlichen Kommission bestätigt werden. Die Demonstranten fordern freie Nominierungen.
In einem heute Leitartikel des Staatsorgans «Renmin Ribao» bekräftigte die kommunistische Führung ihren Kurs. Die Bemühungen der Demonstranten seien zum Scheitern verurteilt, es gebe «keinen Raum für Kompromisse» in der Frage der Kandidatenauswahl. Im Übrigen unterstehe Hongkong «direkt der Gerichtsbarkeit der Zentralregierung» und sei kein Land oder eine unabhängige politische Instanz.
sda/AP/rub/chk
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