House of Tschau Sepp
«House of Cards» steckt in der Krise, der US-Kultserie gehen wegen Trump die Ideen aus. Wo nach neuer Inspiration suchen? Da, wo sie Mr. President sicher nicht sucht: in Zürich, Sweden.

Die Serie «House of Cards» hat ein Problem: War sie früher der Realität immer mal wieder einen Schritt voraus, hinkt sie heute hinterher. Donald Trumps Regentschaft sei unterhaltsamer, schrieb unser US-Korrespondent. «Das spricht gegen den Präsidenten – aber auch gegen die Serie», hiess es weiter. «House of Cards» erzählt die Geschichte «eines durchtriebenen Abgeordneten, der zusammen mit seiner gleichermassen machthungrigen Ehefrau ein System von Intrige, Korruption und Mord kreiert, um die Macht in Washington D. C. an sich zu reissen», fasst Wikipedia den Plot zusammen.
Inzwischen ist die Serie in der fünften Staffel angelangt, seit Ende Mai läuft diese auf Netflix. Die Frage der Serienmacher: Was tun, damit «House of Cards» in Zukunft wieder mehr Spannung verspricht als das Treiben im richtigen Weissen Haus? Die Lösung liegt in der Provinz. In Zürich passieren allerlei Dinge, die Material für die grossen Bühnen dieser Welt bieten.
Alleine die Aktualität bietet derzeit Inspiration. In der Stadt Zürich ist von geheimen Tresoren die Rede, von Liefer- und anderen Wagen, die unrechtmässig den Besitzer wechselten oder mindestens viel zu stark motorisiert waren für eine rot-grüne Stadt. Man stelle sich nun vor, dass bei einer weiteren «Besichtigung» der Räumlichkeiten ein Untersuchungsbeamter gegen das Büchergestell neben dem Safe lehnt, sich dieses dreht und dahinter Frank Underwood grad ein Treffen bei Whiskey und Zigarre hat mit einem Herrn, den wir nur schemenhaft von hinten sehen, umhüllt von Zigarrenrauch, mit schütterem Haar . . . (bra)
Hier ein paar weitere Plot-Vorschläge:
Die Hündeler sind Geheimbündler
Claire Underwood verirrt sich beim Joggen auf die Allmend. Dort wird sie von einer Gruppe Hunde attackiert und, als sie zerschunden im Dreck liegt, von selbstgerechten Hündelern beschimpft. Nach diesem Vorfall ist sie gebrochen und hängt ihre Joggingschuhe an den Nagel, wodurch die Stabilität ihrer Ehe mit Frank bedroht ist. Dieser ist ausser sich und heisst seinen Stabschef, das Problem zu lösen. Kurz darauf fliegt der Hündeler-Kiosk an der Sihl in die Luft. Jetzt aber zeigt sich, dass die Hündeler in Wahrheit ein skrupelloser Geheimbund mit besten Verbindungen sind. Es kommt zum offenen Machtkampf. Die Hündeler gewinnen, wie immer. (hub)
Manchmal muss es einfach Fleisch sein
Es sind Momente seltener Glückseligkeit, wenn Frank Underwood bei Freddy Hayes im BBQ Joint seine Schwäche für Ribs ausleben kann. Allerdings, o grausamer Lauf der Dinge, schliesst Freddy bereits in der zweiten Staffel seine Beiz. Seither vermisst Frank seine Ribs und das Publikum Freddys BBQ. Das heisst: Zürich muss hier Abhilfe schaffen. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Im English Forum Switzerland, einer Internetsite für Hilfe und/oder Austausch suchende Expats englischer Zunge, hat einer die Frage gepostet: «Good restaurant for r i b s in Zurich?» Es kamen nicht sehr viele Ideen retour, offenbar handelt es sich hier um ein tatsächliches Züri-Problem (beziehungsweise eine Nische). Das Papa Joe's in der Altstadt und die Outback Lodge beim Bahnhof Stadelhofen wurden vorgeschlagen. Einer fragte zurück: «Why not make your own?» Bei der Kilo-Metzg würden sich gute Ribs erstehen lassen. (han)

Wo die Geheimnisse gut aufbewahrt sind
Douglas Stamper, engster Berater des amtierenden FDP-Stadtpräsidenten Frank Underwood, sieht seinen Lebenssinn wegen mangelnder sozialer Kontakte in der politischen Arbeit. Dabei entwickelt er eine selbstzerstörerische Loyalität seinem Chef Underwood gegenüber. Stamper schreckt, wie Underwood selbst auch, vor keiner kriminellen Schandtat zurück. Seine Loyalität geht so weit, dass er im Auftrag seines Chefs dessen untergetauchte Ex-Geliebte Petra F. in ihrer Villa am Zürichberg aufspürt und brutal ermordet. Den Leichnam transportiert Stamper mitten in der Nacht mithilfe eines grossen Koffers mit dem Offroader des Chefs in seinen Keller im Goldküstenkaff Küsnacht. Dort legt er die Tote in die Tiefkühltruhe. Stamper unterhält fatalerweise, da er ein einsamer Mensch ohne Freunde ist, eine Beziehung zur Prostituierten Evelyne S. Diese muss er allerdings bald schon überwachen lassen, seit sie in der Affäre Petra F. zur Mitwisserin geworden ist und Kontakte pflegt, die Stamper nicht gefallen. Sie wird bald ebenso zur Gefahr wie die ermordete Petra F. und muss von der Bildfläche verschwinden. Ihre Ermordung ist beschlossene Sache. Da Evelyne S. aber ihrerseits auch ein intimes Verhältnis zum SP-Gemeinderat Peter Russo unterhält, entkommt sie dank seiner Hilfe im Labyrinth der Zürcher Altstadtgassen ihren Häschern. Später entdeckt Stampers Frau die Leiche von Petra F. in der Tiefkühltruhe. Geschickt lässt Stamper seine eigene Frau in die Falle tappen, und sie wird als Mörderin der Geliebten ihres Mannes verhaftet, vor Gericht gestellt und mittels Mauscheleien der zuständigen Richter zu lebenslanger Haft verurteilt. (roc)
Den Velokrieg ins Wallis tragen
Frank Underwood verabschiedet ein neues Verkehrsgesetz. Weil ihn das aber nicht so interessiert wie Aussenpolitik, übersieht er etwas Entscheidendes: Das Gesetz enthält einen Passus, der Velowege von 1,20 Meter Breite erlaubt. Dabei weiss doch jedes Kind, dass das viel zu wenig ist. Jetzt tritt der Abgeordnete Knauss auf den Plan, ein Mann, den Underwood seinerzeit in den Vorwahlen ausgestochen hatte. Er klagt öffentlich an, immer und immer wieder: «1,20 Meter sind viel zu wenig.» Underwood unterschätzt das Thema anfangs. Aber bald sprechen alle nur noch über die Breite der Velowege, und die Medien berichten über nichts anderes mehr. Jeder Radweg wird zum Skandal. Frank hat nur noch einen Ausweg: einen Krieg gegen einen Schurkenstaat. Wo liegt das noch mal, dieses Wallis? (hub)

Bei den Goltas für die grosse Politik lernen?
«Der muss jetzt mal ein bisschen in die Gänge kommen!», denkt Will Conway, republikanischer Gegenkandidat von Underwood. Und zwar über Raphael Golta, SP-Stadtrat und Vorsteher des Sozialdepartements – nächstes Jahr sind Wahlen. So eine SRF-Doku über das Familienleben der Goltas ist ja ein netter Anfang. Aber leider nicht besonders aufregend, schliesslich lebt die vierköpfige Familie das häufigste Schweizer Modell: Mann arbeitet 100 Prozent, Frau Teilzeit. Klar, grosses Identifikationspotenzial bei den Wählerinnen und Wählern. Aber wo ist das Drama? Wo sind die Ecken, die Kanten? Jene des Familientischs, an dem die Goltas sitzen und lächeln, reichen nun mal nicht. Kann man da nicht mehr rausholen? Alles muss amerikanischer werden! Conway, Meister darin, seine Familie mit kurzen Videos in Szene zu setzen und so die Herzen der amerikanischen Leute zu gewinnen, arbeitet gerade an einem passenden Drehbuch. (slm)
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