Hummels zeigt seinen Stachel
Der BVB-Captain spricht nach der Zwangspause über den Denkzettel von Trainer Tuchel und stichelt gegen die Medien.

Mats Hummels ist für gewöhnlich ein ruhiges Gemüt. Doch was zu viel ist, ist zu viel. «Ich fühle mich definitiv falsch bewertet und sehe meine Leistung besser als manch ein Medium», sagt Hummels in einem ausführlichen Interview mit dem Fachmagazin «Kicker». Sieben Wochen hatte sich der Innenverteidiger von Borussia Dortmund medial verschanzt und die aufkeimende Kritik weggeschwiegen. Einmal aber konnte er nicht widerstehen und meldete über Twitter seinen Unmut gegenüber der deutschen Presse: «Jetz ist's aber mal gut mit der völlig überzogenen Kritik. Unglaublich, was man sich wohl gefallen lassen muss!»
Das Ausrufezeichen am Schluss zeugt vom Frust, den Hummels in den vergangenen zwei Monaten angestaut hatte. Als Captain des BVB ist er der Presse eigentlich zur Auskunft verpflichtet. Nix da, dachte sich Hummels und schwieg. Seine fehlerhaften und fahrigen Auftritte gegen Darmstadt (2:2) und die Bayern (1:5) führten zu heftiger Kritik, seine Verschlossenheit verschärfte den Verriss. Hummels blieb hart und verschlossen, seine Leistungen aber verbesserten sich nicht. Vor zehn Tagen gegen den HSV war Hummels in der «Kicker»-Analyse der schlechteste Dortmunder auf dem Platz. Das sah offenbar auch Trainer Thomas Tuchel so und setzte Hummels am vergangenen Wochenende gegen Stuttgart bis zur 80. Minute auf die Bank.
Tuchel wirft mit Wattebäuschen
Dem Denkzettel an Hummels versuchte Tuchel später nach dem 4:1-Sieg jegliche Dramatik zu entziehen. «Ich habe mich entschieden, es so zu machen, wie ich und Mats es fühlen. Es ist gut bei einer gewissen mentalen Ermüdung, dass er mal von der Bank kommt. Es war ein sehr gutes Gefühl, diese Qualität auch einwechseln zu können.» Warme Worte, die auch bei Hummels in seiner Beziehung zu Tuchel einen kuschligen Kommentar evozierten. «Wir haben wirklich überhaupt kein Problem miteinander. Wir können uns Dinge offen sagen, wir können uns konstruktiv austauschen, und das werden wir auch weiter machen.»
Weniger Verständnis zeigt Hummels beim Verhalten der Medien, die aus seiner Sicht aus kommerziellen Gründen lieber schwarzfärben. «Schlechte Sachen verkaufen sich einfach besser, als wenn man positiv berichtet», sagt der 26-jährige Weltmeister und glaubt, dass der Boulevard schon in Kürze eine neue Kampagne bei einem anderen Club eröffnen werden, um dann einen anderen Spieler durchs Dorf zu treiben. «Das ist mittlerweile so in der Fussballwelt, in der wir uns bewegen.» So schnell dürfte sich der Fokus der Presse jedoch nicht von Hummels lösen. Am kommenden Wochenende trifft Dortmund auf Wolfsburg, ein Duell an der Spitze der Bundesliga. Wieder mit Hummels, auf der Bank oder auf dem Rasen, vielleicht diesmal als Held oder wieder als Sündenbock.
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