Hunderttausende protestieren gegen das Regime
Die Ankunft der Beobachtermission der Arabischen Liga gibt den Gegnern des syrischen Regimes weiter Auftrieb. Heute versammelten sich Hunderttausende, um Bashar Assad herauszufordern.
In Scharen strömten heute die Syrer auf die Strassen. Die Demonstranten haben gegen das Regime protestiert und den Rücktritt von Präsident Bashar Assad gefordert. Ungeachtet einer Beobachtermission der Arabischen Liga erschossen Sicherheitskräfte laut Aktivisten in den Städten Idleb, Daraa, Homs und Hama mindestens 34 Zivilisten und Deserteure.
Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul Raham, erklärte, die grössten Proteste habe es in den nordwestlichen Provinzen Idlib und Hama gegeben, wo jeweils rund 250'000 Menschen in verschiedenen Orten zusammengekommen seien. Weitere grosse Demonstrationen habe es in der südwestlichen Provinz Daraa und in Duma gegeben, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus.
Zeichen an die Beobachter
Die Anwesenheit der arabischen Beobachter hat der Oppositionsbewegung in Syrien neuen Auftrieb verschafft. Zu den Demonstrationen in den Städten, in denen die Beobachter erwartet wurden, erschienen in dieser Woche Zehntausende Menschen.
Laut den Örtlichen Koordinationskomitees sind seit der Ankunft der Beobachter am Dienstag mindestens 130 Menschen von den Sicherheitskräften des Regimes getötet worden, darunter sechs Kinder. Die Gegner von Präsident Bashar al-Assad halten die Zustimmung der syrischen Führung zu der Beobachtermission für ein Ablenkungsmanöver. Dem Regime gehe es allein darum zu verhindern, dass sich der UNO-Sicherheitsrat mit der Krise befasse.
Kritik an Beobachtern
Bei Protestaktionen wurde auch Kritik an den Beobachtern laut. Im Vorort Barseh von Damaskus hielten Demonstranten Spruchbänder hoch, auf denen stand: «Die Beobachter sind Zeugen, die nichts sehen.» Äusserungen des Chefs der Beobachtergruppe, des sudanesischen Generals Mustafa al-Dabi, hatten die Bevölkerung aufgebracht. Nach einem Besuch in Homs hatte dieser erklärt, die Lage dort sei ruhig. In einer offiziellen Stellungnahme rückte die Delegation am Freitag von den Äusserungen ab.
Ein Aktivist kritisierte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, al- Dabi sei Vertreter eines Regimes, das für die Unterdrückung der Opposition bekannt sei. Der sudanesische General gilt als Vertrauter von Sudans Präsidenten Omar al-Baschir, gegen den wegen der Kriegsverbrechen in Darfur ein internationaler Haftbefehl vorliegt. Laut der Beobachtungsstelle kam es am Freitag in Duma nördlich von Damaskus, wo 60'000 bis 70'000 Menschen demonstrierten, zu gewaltsamen Zusammenstössen.
Die Sicherheitskräfte hätten dort neben Tränengas und Blendgranaten auch Nagelbomben eingesetzt, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Mindestens 24 Menschen seien dabei verletzt worden. Für die Angaben der Beobachtungsstelle gab es keine unabhängige Bestätigung.
Deserteure setzen Offensive aus
Die Deserteure der syrischen Streitkräften haben mit der Ankunft der Beobachter am Dienstag ihre Offensive gegen Regierungsziele ausgesetzt. Das erklärte der Führer der Freien Syrischen Armee (FSA), Oberst Riad al Asaad, am Freitag.
Die FSA wolle damit zeigen, dass das Regime friedliche Demonstranten töte. Der FSA gehören nach eigenen Angaben etwa 15'000 Mann an. Der UNO zufolge sind in Syrien bislang mehr als 5000 Menschen seit dem Beginn der Proteste im März getötet worden.
USA besorgt
Die US-Regierung bezeichnete die Präsenz der Beobachtermission als hilfreich für den Schutz der Protestbewegung. US- Aussenministeriumssprecherin Victoria Nuland äusserte aber zugleich Sorge über die andauernde Gewalt.
Nuland forderte die syrische Führung auf, das Abkommen mit der Arabischen Liga vollständig umsetzen. Damaskus hatte nach langem Zögern zugestimmt, Beobachter ins Land zu lassen, die Armee aus den Städten abzuziehen und Gefangene freizulassen.
Russland äusserte sich zufrieden über den Beginn der Beobachtermission. Das Aussenministerium erklärte, laut al-Dabi sei die Lage in Homs nicht Besorgnis erregend, und es habe keinen Bericht über einen Konflikt gegeben. Russland ist einer der wenigen verbliebenen Verbündeten des Regimes in Damaskus.
SDA/miw/mrs/rub
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