Hungerstreik – manchmal bis zum Tod
Der Hanfbauer Bernard Rappaz befindet sich seit über 100 Tagen im Hungerstreik. Nur ein Schweizer hat es noch länger ausgehalten. Im Ausland endeten ein paar Hungerstreiks mit dem Tod.
Wer nichts trinkt, stirbt nach sieben bis zehn Tagen. Und wer nichts isst, ist nach drei bis vier Wochen tot. So ist es im Normalfall. Zumindest sagt dies Antoine Roggo, promovierter Mediziner und Leiter Medizinalrecht an der Universität Bern. «Dass Bernard Rappaz seit über 100 Tagen nur Wasser zu sich genommen hat und keine Nahrung, kann ich nicht glauben», sagt Roggo gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung». Beim Schweizer Ärzteverband FMH heisst es auf Anfrage, dass man keine generellen Aussagen machen könne, wann ein Hungerstreik zum Tod führe. Dies hänge unter anderem von der Konstitution der Person ab, die einen Hungerstreik mache. Damit sei es auch nicht möglich, Aussagen zum Fall des Walliser Hanfbauers zu machen.
Es gibt aber generelle Einschätzungen zu den Gefahren von Hungerstreiks: Ab dem 30. Tag drohen irreparable gesundheitliche Schäden, ab dem 50. Tag geht es um Leben und Tod. Insofern dürfte es plausibel sein, dass Bernard Rappaz in akuter Lebensgefahr schwebt. «Ich fühle mich wie eine Flamme, die flackert und langsam erlischt», sagte er vor ein paar Tagen in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Rappez befindet sich seit über 100 Tagen im Hungerstreik, der im letzten Mai von zwei Wochen unterbrochen gewesen war. Der streitbare Hanfbauer, der mit seinem Hungerstreik gegen seine Gefängnisstrafe protestiert, wurde inzwischen ins Berner Inselspital verlegt und soll gemäss der Anordnung der Walliser Regierung zwangsernährt werden. Dagegen wehrt sich nun Rappaz' Anwalt.
Ausbrecher Stürm ass 110 Tage nicht
In der jüngeren Geschichte gibt es Hungerstreikende, die für ihren Kampf gestorben sind. So zum Beispiel der RAF-Terrorist Holger Meins im Jahr 1974. Oder auch der IRA-Aktivist Bobby Sands sieben Jahre später. Meins starb nach 57 Tagen, Sands nach 67 Tagen. Beim jüngsten Todesfall geht es um einen kubanischen Dissidenten, der nach 85 Tagen starb. In den meisten Fällen, in denen sich Menschen in ihrem Kampf für einen Hungerstreik entscheiden, setzt sich früher oder später doch die Vernunft durch. In der Regel gehts bei Hungerstreiks um politische Anliegen. Bei Häftlingen stehen die Haftbedingungen im Vordergrund, wenn sie zum Mittel des Hungerstreiks greifen.
Bernard Rappaz ist nicht der erste Fall von Hungerstreik in der Schweiz. Vor ihm hungerten bereits der Kinderschänder René Osterwalder, der sogenannte Öko-Terrorist Marco Camenisch und der Ausbrecherkönig Walter Stürm. Der Berufskriminelle Stürm soll in den Achtzigerjahren einen Hungerstreik von 11o Tagen durchgezogen haben. In der Schweiz starb bisher niemand an den Folgen eines Hungerstreiks.
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