Hungrige Seelen, sehnsüchtige Körper
Siri Hustvedt dekliniert Frauenleben von heute durch: «Der Sommer ohne Männer» ist eine heissblütige Analyse, verkleidet als selbstironischer Roman.

«Pause». Das ist das Wort, das Mias Welt zum Einsturz bringt. Eben noch war alles wie immer: die Ehe ein enges Band, geflochten in dreissig Jahren Gemeinsamkeit, die erwachsene Tochter eine Herzensfreude daheim und eine Virtuosin auf der Bühne, der Mann ein Göttergatte und ein Genie der Neurowissenschaft. Doch plötzlich steht er da mit seinem Bäuchlein und seinen schneeweissen Locken und sagt, er macht mal 'ne Pause: eine Pause von der Ehe. Die Pause hat einen «signifikanten Busen», «glänzendes, braunes Haar», einen «exzellenten Verstand» und zwanzig Jahre weniger auf ihrem glatten Rücken als die fältchenreiche Ehefrau.