«Ich besitze dieses Team. Den Besitzer entlässt man nicht»
Grabenkämpfe, Niederlagen und der nächste Trainerwechsel. Bei den San Francisco 49ers ist mal wieder der Teufel los.

Er war einst ein stolzer Club. Fünffacher Superbowl-Sieger und die Heimat von Legenden wie Joe Montana, Jerry Rice oder Steve Young. Die San Francisco 49ers – eine der bekanntesten Marken der National Football League (NFL). Laut «Forbes» 2,7 Milliarden Dollar wert.
Dass diese Summe aber nur theoretisch ist, zeigt die aktuelle Grosswetterlage in und um San Francisco. Mit nur zwei Siegen, aber vierzehn Niederlagen haben die Goldgräber die laufende Saison beendet und waren somit noch schlechter als im bereits arg missglückten Vorjahr (5:11 Siege). Die Superbowl 2013 scheint eine Ewigkeit her.
Das Haus aufgeräumt
Klar, dass dieses Tief personelle Konsequenzen hat. Schon wieder. Und wie im Januar 2015, als Superbowl-Coach Jim Harbaugh nach Differenzen mit General Manager Trent Baalke entlassen worden war, fanden die Grabenkämpfe zwischen Management und Staff erneut in aller Öffentlichkeit statt. Doch diesmal muss nicht nur Trainer Chip Kelly gehen, der das Amt erst vor einem Jahr angetreten hatte, sondern auch GM Baalke. «Cleaning the house», nennt man das im US-Sport: das Haus aufräumen.

Pikant: Noch bevor die 49ers am Sonntag zum letzten Spiel bei den Seattle Seahawks antraten, gab Baalke in einem Radiointerview bekannt, dass er entlassen sei. Worauf umgehend die Spekulationen aufkamen, dass dieses Schicksal auch Kelly ereilen würde. Und tatsächlich überstand der Coach den in der NFL gefürchteten «Black Monday» im Anschluss an den letzten Spieltag der Regular Season nicht. Mit der dritten Trainerentlassung in drei Jahren sind die 49ers zurück auf Feld 1.
«Wir brauchen einen Neustart und eine neue Kultur zwischen GM und Cheftrainer», begründete Geschäftsführer Jed York seinen Entscheid, und was er damit meinte, deckte die Presse in der Folge auf: Offenbar hatte es zwischen Kelly und Baalke keinerlei Kommunikation gegeben. Schlimmer noch: Die beiden pfuschten sich gegenseitig ins Werk. So habe sich Baalke nicht nur nie bei Kelly erkundigt, welche Spieler er gerne hätte, um das Team zu verstärken, er widersetzte sich vor dem letztjährigen Draft gar dem ausdrücklichen Wunsch Kellys, den jungen Spielmacher Dak Prescott zu verpflichten. Dieser startete nun stattdessen mit den Dallas Cowboys durch.
Die Selbstsicherheit des CEO
Die US-Presse fragt sich derweil: Läuft in einem Club, der solches zulässt, nicht ganz Grundsätzliches schief? Anders gefragt: Müssten nicht langsam auch bei York Zweifel aufkommen, ob er dem Amt tatsächlich gewachsen ist? Die Wege an der Spitze der 49ers sind kurz: Die Teambesitzer sind John und Denise York, Jeds Eltern. Seit 2008 führt der älteste Sohn die Geschicke als CEO.
Doch Jed ist auch im Misserfolg durchaus selbstbewusst. Von Selbstkritik ist wenig zu hören. Als bei der Bilanzkonferenz ein Journalist wissen wollte, ob er sich selbst nach dieser Saison nicht auch infrage stelle, antwortete York: «Ich besitze dieses Team. Den Besitzer entlässt man nicht.» Dass ihn Fans im Stadion immer heftiger zum Rücktritt aufforderten, ficht ihn wenig an.
Vielmehr sei es jetzt seine vordringliche Aufgabe, die richtigen Schlüsse zu ziehen. «Es ist wichtig, dass wir wieder eine Kultur aufbauen, mit der wir Titel gewinnen können», sagte er. Überhaupt wählte er das Wort «Kultur» oft für seine 26-minütige Ansprache vor den Medien. 16-mal genau, so hat der «San Francisco Chronicle» nachgezählt.
Von Spielkultur zumindest war in der abgelaufenen Saison bei den Niners wenig zu erkennen.
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