«Ich bin nicht auf den Mund gefallen»
In Schlieren aufgewachsen, in Schlieren politisiert: SVP-Kandidatin Manuela Hemmi will in den Kantonsrat – aber nicht als Quotenfrau.

Sie ist unkompliziert, geradeheraus und fröhlich. Und bei der SVP. Manuela Hemmi, Jahrgang 1981, belegt den Platz 8 auf der SVP-Liste des Bezirks Dietikon. Vorweg kommen vier männliche Bisherige, danach drei neu antretende Männer, dann sie. Sieht so Frauenförderung aus?
Das ist eine der Fragen, bei denen sie lachend ausruft: «Da kann ich mich mit der Antwort ja nur in ein Fettnäpfchen setzen.» Doch das tut sie nicht. Fast schon staatsmännisch sagt sie: «Ich finde einfach eine gute Durchmischung wichtig.» Und dann: «Auf keinen Fall will ich eine Quotenfrau sein.»
Wir sitzen im Salmen Schlieren, sie trinkt Cola und plaudert kurz mit den Frauen vom Nebentisch. Schlieren ist zwar eine Stadt, in der die Bevölkerung in letzter Zeit sprunghaft angestiegen ist. Keine andere Gemeinde des Kantons ist so schnell gewachsen. Doch für Hemmi bleibt es das Dorf, das sie seit ihrer Kindheit kennt.
Lieber Schlieren als Zürich
Sie ging in Schlieren zur Schule, hat immer in Schlieren gewohnt und möchte nirgendwo anders wohnen. «Manchmal habe ich mich gefragt, ob ich nicht einmal wegziehen sollte, ich wüsste aber nicht, wohin.» In die Stadt Zürich zum Beispiel, wo alle Welt wohnen möchte? «Ich nicht, hier bin ich näher am Wald, an der Limmat, die Natur ist einfach näher hier. Mir ist es sehr wohl im Limmattal.»

Auch lebe hier in der Region ihre ganze Familie: Die Eltern und die Schwiegereltern, die regelmässig ihren bald sechsjährigen Sohn hüten. Mit ihm und ihrem Hund ist sie in der Freizeit oft auf dem Schlierenberg unterwegs, wo es noch Bauern hat. «Mein Sohn und ich mögen Tiere sehr.» Im Sommer verbringen sie zudem viel Zeit im Schrebergarten der Schwiegereltern in der Nähe der Limmat.
Hemmi arbeitet Teilzeit als Account-Managerin in der Finanzbranche. Politik sei ihr einziges Hobby, sagt sie. Dieses Hobby wird bald recht viel Zeit in Anspruch nehmen, denn sie gehört seit Anfang Jahr dem Schlieremer Parlament an. Vor kurzem war sie an ihrer ersten Fraktionssitzung, am 4. Februar findet ihre erste Parlamentssitzung statt.
Weshalb in der SVP?
Nervös? «Nein, eigentlich nicht. Ich mag Neues und bin gespannt, was mich erwartet.» Wann hat sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Am Familientisch? «Bei uns zu Hause wurde nicht viel über Politik gesprochen, den Ausschlag gab der Staatskundeunterricht im KV. Und dann diskutiere ich einfach überhaupt gerne.»
Weshalb fiel die Wahl auf die SVP? «Ich denke bürgerlich, und mir sind die Themen Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung wichtig. Das sind SVP-Themen.» Wie stellt sie sich zum doch oft hemdsärmligen, manchmal gar ruppigen Stil dieser Partei? Wieder eine Fettnäpfchenfrage. «Für mich wird Political Correctness überbewertet. Stil oder nicht Stil, ist doch egal, die Inhalte sind wichtig.» Und in der Politik müsse man auch ein bisschen einstecken können. «Das kann ich, ich vertrage etwas.»
Gute Schulen
Hat die Parteizugehörigkeit auch etwas damit zu tun, dass sie in einer Gemeinde lebt, in der der Ausländeranteil fast fünfzig Prozent beträgt? «Ob ich anders denken würde, wenn ich an der Goldküste aufgewachsen wäre, weiss ich nicht», sagt sie. «Vielleicht bin ich so geworden, wie ich bin, weil ich in Schlieren aufgewachsen bin. Ich war auch schon in der Schule nicht auf den Mund gefallen.»
Wird sie ihren Sohn in Schlieren zur Schule schicken? «Aber klar, unsere Schulen sind gut.» Sie fühle sich generell sicher und wohl in Schlieren. Obwohl: Die Limmattalbahn, die brauchte es ihrer Meinung nach nicht. «Die hat man uns aufgezwungen.» Und mit dem neuen Zentrum ist sie auch noch nicht ganz warm geworden. «Was sich die Verkehrsfachleute bei diesem Kreisel gedacht haben, ist mir schleierhaft.» Doch dann bricht ihr Naturell wieder durch: «Vielleicht müssen wir uns nur an all das Neue gewöhnen – und dann kommt das gut.»
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