«Ich fand sie auf Anhieb sympathisch»
Im NSU-Prozess hat die Mutter von Uwe Böhnhardt gegen Beate Zschäpe ausgesagt. Sie verlor über die «erste Freundin» ihres Sohnes kein schlechtes Wort, belastete sie aber dennoch schwer.
Die Mutter des mutmasslichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, Brigitte Böhnhardt, hat im NSU-Prozess die hauptangeklagte Beate Zschäpe schwer belastet. «Sie waren gleichberechtigt,» sagte Böhnhardt in ihrer Zeugenaussage vor dem Oberlandesgericht München zum Verhältnis der drei NSU-Mitglieder zueinander. Diese Aussage stützt die Anklage der Bundesanwaltschaft. Derweil drückte Brigitte Böhnhardt den Opfern ihres Sohnes ihr Mitgefühl aus.
Der aus Zschäpe, Böhnhardt und Uwe Mundlos bestehende Nationalsozialistische Untergrund (NSU) soll aus ausländerfeindlichen Motiven zehn Menschen getötet und zwei Bombenanschläge verübt haben. Von dem Terrortrio lebt nur noch Zschäpe, die beiden Männer nahmen sich vor zwei Jahren mutmasslich das Leben. Die Bundesanwaltschaft hat Zschäpe als Mittäterin der Taten angeklagt, obwohl sie keine der Haupttaten selbst verübt haben soll. Die Anklage als Mittäterin stützt sich auch auf die Annahme, Zschäpe sei vollwertiges Mitglied des NSU und damit mitverantwortlich gewesen.
«Sie waren gleichberechtigt, sie waren Freunde»
Brigitte Böhnhardt sagte am Mittwoch den zweiten Tag in Folge aus. Dabei berichtete sie auch von drei Treffen mit dem Terror-Trio während deren Anfangsjahren im Untergrund. Böhnhardt wird vor dem Gericht intensiv befragt, gibt auch manche Fragen nur widerwillig Auskunft, wie es die Prozessberichterstatterin des «Spiegels» beschreibt, bezeichnet manche Fragen als «ohne Bedeutung für das, was nachher gewesen sein soll». Das ist ganz privat, sagte Böhnhardt laut der «Zeit» immer wieder.
Das Verhältnis von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe zueinander beschrieb sie mit den Worten: «Sie waren gleichberechtigt, sie waren Freunde». Bei einem der Treffen – das letzte war 2002 – habe ihr Sohn Uwe es abgelehnt, sich zu stellen und ins Gefängnis zu gehen. Er wolle sich lieber erschiessen, als in den Knast zu gehen, habe er gesagt. Böhnhardt und Mundlos sollen sich mit ihren Pistolen das Leben genommen haben, nachdem sie nach einem missglückten Überfall fürchten mussten, entdeckt zu werden.
Vor Gericht schilderte Böhnhardt auch, wie sie Zschäpe kennenlernte. Ihr Sohn habe im Alter von 19 Jahren damals gefragt, ob er seine Freundin nach Hause bringen dürfe. Später wohnte Zschäpe einige Monate bei Böhnhardts, als sie keine neue Wohnung fand. Als «schüchtern, freundlich, zurückhaltend» beschreibt Böhnhardt die damals junge Frau. «Ich fand sie auf Anhieb sympathisch.» Bevor das rechtsextreme Trio abtauchte, bedeutete Zschäpe Böhnhardt offenbar, Uwe sei nicht ihr Freund, sie sei vielmehr mit «beiden befreundet». Für sie allerdings, sagte Brigitte Böhnhardt vor Gericht, sei Beate immer «die erste feste Freundin Uwes».
«Die Opferfamilien tun uns unendlich leid»
Brigitte Böhnhardt, die zum ersten Mal den Vertretern der Angehörigen ihrer Opfer gegenüber sass, drückte diesen ihr Mitgefühl aus. «Die Opferfamilien tun uns unendlich leid,» sagte sie. Sie würde etwas darum geben, das ungeschehen zu machen.
Böhnhardt schilderte auch, wie sie durch Zschäpe vom Tod ihres Sohnes erfuhr. Zschäpe habe am 5. November 2011 morgens um sieben Uhr bei ihr angerufen und sich als «Uwes Beate» bei ihr gemeldet, sagte Brigitte Böhnhardt. In dem Telefonat habe sie ihr dann gesagt, dass ihr Sohn tot sei. Zum Schluss des Telefonats habe Zschäpe damals gesagt, sie habe noch ein weiteres solches furchtbares Telefonat vor sich, sie müsse die Eltern von Uwe Mundlos über dessen Tod informieren. Böhnhardt wandte sich direkt an Zschäpe und sagte: «Danke, dass du es trotzdem gemacht hast.»
AFP/mw
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