«Ich fühle mich zurzeit verdammt stark»
Ab heute warnt eine neue Kampagne vor den Risiken des Glücksspiels. Ein Betroffener schildert, wie er 500'000 Franken für Sportwetten ausgab und den Weg aus der Sucht fand.

Es gibt diesen einen Moment, der sich in meinen Kopf gebrannt hat. Der Moment, als mir klarwurde: Ich kann nicht mehr. Ich muss etwas ändern. Das war letztes Jahr am Valentinstag. Wie ein Roboter fuhr ich mit meinen letzten 1000 Franken zum Wettbüro. Mit Tränen in den Augen schob ich das Geld mechanisch über den Tresen, genau so, wie ich es die letzten 15 Jahre immer gemacht hatte. Es war ein Live-Fussballspiel; ich suchte das schnelle Geld. Natürlich gewann ich nichts. Aber diesmal war es anders: Ich hatte der Dame am Wettbürotresen freiwillig mein letztes Erspartes übergeben, verlor es innerhalb von 90 Minuten – und schämte mich. Denn nun hatte ich nichts mehr, keinen einzigen Rappen im Portemonnaie, keinen Franken auf dem Konto. Da wurde mir schlagartig bewusst, was ich viele Jahre verdrängt hatte: Ich hatte die Kontrolle verloren.