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«Ich habe dafür gekämpft, dass der Staat mich versorgt – mit Erfolg!»

«Norwegen mag ein Paradies für die Mehrzahl der Menschen sein, aber nicht für mich»: Dag Solstad. Foto: Roberto Ricciuti (Getty Images)

Herr Solstad, was sagen Sie zum Nobelpreis für Peter Handke?

Handke gilt als Ihr Bewunderer, wird aber hart angegriffen wegen der Verharmlosung serbischer Kriegsverbrechen. Beschädigt das auch in Ihren Augen sein poetisches Werk? Sie haben in Norwegen ja mit Knut Hamsun auch einen umstrittenen Nobelpreisträger.

Sie waren als junger Mann Kommunist, ja Maoist. Können Sie das heute noch verstehen?

«In Norwegen ist alles zugelassen, aber Streit wird nicht ausgetragen.»

Die norwegische Gesellschaft, die Sie damals umstürzen wollten, hat sich stark verändert, hin zu einem satten Wohlstandsstaat. Er steht in allen Indizes oben, bei Pressefreiheit, politischer Freiheit, Transparenz. Norwegen, das Paradies auf Erden?

Ist Norwegen dann vielleicht ein Paradies für Schriftsteller? Es gibt dort die «Abnahmeregelung» – der Staat kauft einen Teil der Auflage jedes Buchs auf und verteilt ihn an die Bibliotheken –, es gibt grosszügige Stipendien, auch Sie bekommen ja eine Staatsrente.

Zuletzt ist auf Deutsch der Roman «T. Singer» erschienen. Zwanzig Jahre nach der Originalausgabe. Wie stehen Sie heute zu diesem «alten» Buch?

Zu den vielen komischen Momenten in diesem Roman gehört der, als T. Singer Schriftsteller werden will, aber über den ersten Satz nicht hinauskommt. Ist das eine ironisch gefärbte Erinnerung an eigene schwierige Schreibanfänge?

«Wenn es in Italien Schamgefühl gäbe, würden sich die Politiker dort anders verhalten.»

Beherrschendes Gefühl Ihres Helden ist die Scham, die Angst vor Peinlichkeit. Findet man das häufig in Norwegen, hat das mit der religiösen Prägung zu tun?

T. Singer ist ein Grübler, dessen Gedanken sich in langen, mäandernden Sätzen vorantasten. Das führt zu einem besonderen Stil, für den schon das Adjektiv «solstadisch» geprägt wurde. Wie erreichen Sie diesen Stil?

Titel sollen Leser ja anziehen und zu Kauf und Lektüre animieren. Ihre Titel sind eher abschreckend. Sie heissen «Roman 1987» oder «Elfter Roman, Achtzehntes Buch».

Sie selbst sind in Norwegen ein Star, im Ausland vielfach noch ein Geheimtipp. Das liegt sicher nicht nur an den Titeln.

… wie in Ihrem Roman «Scham und Würde».

«Englisch bedroht die norwegische Sprache.»

Inzwischen gibt es aber mehr und mehr Übersetzungen. Stehen Sie sich selbst vielleicht im Weg, weil Sie kein Englisch sprechen wie doch eigentlich alle Ihre Landsleute?

Das einschneidendste Ereignis in Norwegens jüngster Vergangenheit war das Attentat von Anders Breivik. Hat dieser Schock Norwegen verändert, und hat er auf Ihr Schreiben irgendeinen Einfluss?

Und, hat er auch einen schönen Titel?