«Ich lasse mich nicht verrückt machen»
20 Jahre nach seinem Debüt in Melbourne geniesst Roger Federer die Rolle als Favorit und Titelverteidiger.
Es war Januar 1998, als Roger Federer seine ersten Turniere in Australien bestritt. In jenem Jahr führten ihn seine Wege auch ans Australian Open, und das ist seither Tradition. Zum 19. Mal in Folge startet er morgen (9 Uhr MEZ) in Melbourne ins Hauptturnier, gegen den Slowenen Aljaz Bedene. Dabei ist der 36-Jährige hier erstmals seit sieben Jahren wieder Titelverteidiger.
Federer war ein 16-jähriger Junior, als er erstmals im Melbourne Park aufkreuzte. Er hatte in der Woche davor gleich die Juniorenmeisterschaften des Bundesstaates Victoria gewonnen, in Traralgon. Daran erinnert er sich gut: «Das war zwei Autostunden ausserhalb von Melbourne. Mit Peter Carter, der als Australier viele Leute kannte, fuhren wir in einem Auto aus den 60er-Jahren ohne Klimaanlage in der Gegend herum, bei 40 Grad, und überall hatte es Fliegen.»
Bildstrecke: Federers Weg zum Titel in Australien
Beim ersten Grand-Slam-Turnier der Junioren erreichte er dann die Halbfinals, wo er gegen den Schweden Andreas Vinciguerra zu einem Matchball kam, dabei voll in die Sonne servieren musste, ihn vergab und noch verlor.
Er gewann 5 von 6 Endspielen
Die Jahre folgten, aber glichen sich nicht. Der erste Start bei den Grossen in Melbourne endete 1999 für den inzwischen weltbesten Junioren enttäuschend, im Startspiel der Qualifikation – ein 4:6, 4:6 gegen Olivier Delaître, den er kurz zuvor noch geschlagen hatte. «Da flog ich halt wieder nach Hause.» Seither hat Federer am Australian Open 100 Einzel bestritten, davon 87 gewonnen und ist noch nie in der Startrunde ausgeschieden. Er stand in 13 Halbfinals und 6 Endspielen, von denen er 5 gewann – 2004/06/07/10 und das überraschendste vor einem Jahr, bei seinem Comeback gegen Rafael Nadal.
20 Jahre nach der Premiere am Yarra River, wo er 2004 die Nummer 1 wurde, ist er auch wieder einmal der unumstrittene Favorit. Im Vergleich zum letzten Jahr sei seine Lage völlig verändert, sagt er. «Nun hoffe ich, richtig in Fahrt zu kommen, während ich letztes Jahr schauen wollte, wo ich stehe, wie es jetzt für Wawrinka und Djokovic der Fall sein wird.» Die beiden früheren Melbourne-Sieger bestätigten am Samstag ihre Teilnahme.
Das Australian Open sei 2017 sein Turnier des Jahres gewesen, mit den Fünfsätzern gegen Nishikori, Wawrinka und Nadal, sagt Federer am Sonntag vor dem Turnier. Nun bietet sich ihm die Chance, mit einem sechsten Titel zu Roy Emerson und Djokovic aufzuschliessen, die gemeinsam den Rekord halten.
«Wenn du ein Turnier einige Jahre nicht mehr gewinnst, kann das dazu führen, dass du an dir zu zweifeln beginnst.»
Dass er wieder einmal als Titelverteidiger in ein Majorturnier startet, beeindruckt Federer nicht. Immerhin ist er dies am 72. Grand-Slam-Turnier schon zum 18. Mal. Zwar muss er dadurch 2000 Punkte verteidigen, er steht aber in der Weltrangliste viel weniger unter Druck als vor zwölf Monaten. Damals hätte ihn eine frühe Niederlage aus den Top 30 geworfen, nun dürfte er selbst in diesem Fall Rang 2 behalten. Und sollte er seinen 20. Grand-Slam-Titel holen und Nadal vor den Viertelfinals scheitern, wäre er sogar die Nummer 1.
«Wenn du ein Turnier einige Jahre nicht mehr gewinnst, kann das dazu führen, dass du an dir zu zweifeln beginnst. Wenn du dagegen als Titelverteidiger anreist, sind die Erinnerungen positiv. Ich weiss nun, dass ich es wieder schaffen kann», sagt Federer, «deshalb bin ich auch gern in dieser Position.»
Dazu kommt, dass seine Vorbereitung seit Wochen plangemäss verläuft – ganz anders als vor seinem letzten Grand-Slam-Turnier in New York, als er an Rückenproblemen litt. Schon in Dubai konnte er das vorgesehene Dezemberprogramm komplett absolvieren. Und der Hopman-Cup und die vergangene Trainingswoche in Melbourne verliefen ebenso nach seinen Vorstellungen und liessen auch Platz für die Erholung. «Ich spüre zwar die grösseren Erwartungen, aber ich lasse mich deshalb nicht verrückt machen», sagt Federer. «Ich freue mich einfach sehr, dass ich wieder hier bin, dass ich fit bin und voller Elan versuchen kann, erneut zu gewinnen.»
Video: Federer trifft Spider-Man
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