«Ich unterstütze Mobility-Pricing»
Thomas Vogel will den FDP-Sitz des abtretenden Gesundheitsdirektors Thomas Heiniger verteidigen. Der Verkehrszunahme will er mit innovativen Rezepten begegnen.

Herr Vogel, sind Sie eine Windfahne?
Nette Einstiegsfrage. Warum?
Lange hörte man von Ihnen nichts zur Umwelt, im Gegenteil: Sie kürzten bei den Naturschutzbudgets. Jetzt ist sie eines Ihrer Wahlkampfthemen.
Da muss ich widersprechen. Ihre Zeitung hat vor vielen Jahren für die FDP den Ausdruck «grünes Mänteli» erfunden. Wir thematisieren die Umwelt also schon lange. Zudem haben wir jüngst mitgeholfen, die Einlage in den Naturschutzfonds zu erhöhen. Aber wir sind nicht die Grünen. Als Teil der regierenden Mehrheit können wir nicht wie die linke Opposition unfinanzierbare Forderungen stellen. Von uns werden Lösungen erwartet.
Haben Sie Beispiele?
Die S-Bahn kommt aus der freisinnigen Küche oder die ökologische Verkehrsabgabe für Autos. Unzählige Freisinnige leisten Erhebliches zugunsten der Umwelt auf kommunaler Stufe oder in der Wirtschaft. Mich beeindruckt das mehr als das Schreiben von Vorstössen im Kantonsrat.
Der Smartspider auf Ihrer Website zeigt bei der Umwelt aber kümmerliche 20 Prozent.
Zeigen Sie mal. Das ist das Profil von 2015. Neu sind es 35 Prozent. Die Fragen sind teils tendenziös und zielen oft auf starken Ausbau und Verbote – das sind nicht unsere Rezepte. Wir möchten Anreizsysteme. Wenn Ökonomie und Ökologie zusammenfallen, kommt es gut.
Als ACS-Vorstand und Porsche-Fahrer geben Sie auch kaum einen Grünen ab.
Will ich auch nicht. Und übrigens: Ich fahre ein Plug-in-Hybrid-Modell. Ausserdem ist der ACS Zürich fortschrittlich.
Wie das?
Wir propagieren Mobility-Pricing, ich unterstützte das.
Sie wollen Autopendler in der Rushhour zur Kasse bitten?
Es geht um verursachergerechte Tarife für Strasse und Schiene.
Das wäre die Abschaffung des Generalabonnements.
Vielleicht in der heutigen Form. Vielerorts besteht nur zu Spitzenzeiten volle Auslastung. Daher ist es nur teilweise sinnvoll, weiter auszubauen. Es braucht andere Lösungen, gerade in Hinsicht auf die wachsende Bevölkerung.
Das ist Ihr zweites Wahlkampfthema, für das Sie sogar Lob von der SVP erhalten haben.
Stopp! Ich rede vom prognostizierten Zuwachs, nicht nur von der Zuwanderung aus dem Ausland. Wir werden auch wegen der höheren Lebenserwartung, mehr Geburten und der Binnenzuwanderung zahlreicher. Das bietet grosse Chancen, muss aber bewältigt werden. Ich setze grosse Hoffnungen in selbstfahrende Sharing-Autos in den Städten.
Umwelt, Strassenbau: Sie wollen Baudirektor werden.
Das ist eine interessante Direktion. Ich habe als Stiftungsrat des Kinderspitals und der Zürcher Reha-Zentren auch eine Affinität zu Gesundheitsthemen.
Wollen Sie wie Ihr Parteikollege Thomas Heiniger bei den Prämienverbilligungen kürzen?
Nein, die FDP will hier nicht kürzen. Wir tragen den kürzlich präsentierten Kompromiss mit.
Sie kippten wie die SVP und die GLP. Bis 2018 wollte die FDP 40 Millionen kürzen. Als Gesundheitsdirektor müssten Sie vielleicht Spitäler schliessen.
Ja, das ist nicht lustig, aber es gibt zu viele Akutspitäler. Es macht keinen Sinn, auf kleinem Raum mehrere Spitäler mit dem vollen Programm zu unterhalten. Die Regionalspitäler müssen fokussieren und Kooperationen mit anderen Anbietern eingehen.
Ist das Hirslanden auf Ihrer Spitalliste drauf?
Privatspitäler sind wertvolle Ergänzungen, ich habe nichts gegen ihre Geschäftsmodelle. Mir ist aber klar, dass der politische Druck, mehr Grundversicherte in die Privatspitäler zu lenken, gross und richtig ist.
Sie wissen bestimmt, dass über Ihre Figur getratscht wird.
(lacht) Mir ist klar, dass das Bild von mir neben Marathonläufer Heiniger kurlig ist. Das spräche für die Baudirektion.
Sie haben sich stark für ein freies Kasernenareal eingesetzt. Kürzlich haben Sie mit dem Nein zur Vereinbarung des Kantons mit der Stadt mitgeholfen, die Planung zu stoppen – für viele unverständlich.
Die Reaktionen waren allzu melodramatisch. Wir fanden die Vereinbarung aus finanziellen Gründen schlecht. Es braucht einen besseren Vertrag. Dieser wird zustande kommen, da alle Beteiligten eine Lösung möchten. Übrigens gibt es auch beim Rosengartentunnel einen Deal Stadt-Kanton. Und der wird von Rot-Grün torpediert.

«Keine zweite Rote Fabrik» lautete der Slogan Ihrer Fraktion. Damit bewirtschaftet sie den Anti-Zürich-Reflex.
Das waren nicht meine Worte. Ich bin keiner, der den – tatsächlich vorhandenen – Reflex bedient. Stadt-Zürich-Bashing finde ich dumm. Die grossen Herausforderungen bewältigen wir nur zusammen mit der Stadt.
Sie wollen der Stadt Kompetenzen beim Verkehr wegnehmen.
Zur Zusammenarbeit gehört, dass die Stadt als Zentrum auch die Bedürfnisse der Autofahrer von ausserhalb anerkennt. Das ist zurzeit nicht immer der Fall. Immerhin hat sich das Stimmvolk gegen die Verminderung der Leistungsfähigkeit auf den Strassen ausgesprochen.
Noch eine Forderung von Ihnen: mehr Polizisten.
Die Bevölkerung wächst und hat daher künftig ein grösseres Sicherheitsbedürfnis. Durch ein engeres Zusammenleben entsteht Reibungsfläche. Auch die Cyberkriminalität nimmt zu.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch