«Ich verdiene mein Geld mit Schwarzsein»
Fatima Moumouni schreibt, slamt und moderiert. Mit uns hat sie über ihre Hautfarbe und Alltagsrassismus gesprochen.

Sie sind eine Frau, Muslimin und dunkelhäutig. Ein ganz schön hartes Los in unserer Gesellschaft, oder?
Ja klar, aber es macht natürlich für mich einen Unterschied, dass man mir die Muslimin nicht ansieht, dass ich als Frau in einer relativ guten Zeit lebe und ich mit dem Schwarzsein gerade mein Geld verdiene.
Sie kommen aus Deutschland und leben in Zürich. Bietet das zusätzliche Angriffsfläche?
Nein, beim Deutschenbashing mach ich eigentlich schon mit.
Woher kommt Ihr Selbstbewusstsein, auf Bühnen zu slammen, zu rappen und zu moderieren?
Meine Eltern haben viel Arbeit geleistet, dass ich eine selbstbewusste Frau wurde. Meine Mutter ist weiss, mein Vater schwarz. Von beiden wurde ich schon früh auf die später auftretenden Probleme vorbereitet.
Erleben Sie Rassismus im Alltag?
Leute, die Merkmale haben, die Rassismus provozieren können, erleben ihn tagtäglich. Sie werden nicht unbedingt gleich immer zusammengeschlagen, aber sie kriegen seltsame Blicke und seltsame Fragen gestellt.
Zum Beispiel?
Ich etwa, wie sich meine Eltern kennen gelernt haben. Ob sie nur wegen der Papiere geheiratet hätten. Oder ob ich adoptiert sei. Das ist viel zu privat. Das würde man sonst niemanden fragen. Die Frage nach der Herkunft finde ich nicht komisch. Aber das, was folgt. Sofort wird darüber nachgedacht, ob man da einen Volunteer-Aufenthalt hatte oder wie schlimm die dortigen Krankenhäuser sind. Ich will aber nicht mit jedem immer über Afrika reden.
«Es ist sehr interessant, Wege zu finden, um das Thema Rassismus zu vermitteln.»
Gibt es eine korrekte Sprache?
Man entscheidet sich für eine bestimmte Sprache. Und für die muss man dann auch geradestehen. Wenn man unbedingt zu Schwarzen Neger sagen möchte, dann muss man halt auch damit klarkommen, was zurückkommt. Dann aber die Opferkarte zu ziehen und zu sagen: «Man darf ja nichts mehr sagen», das geht nicht.
Haben Sie sich schon mal überlegt, das Thema Rassismus wem anderen zu überlassen?
Ja, auf jeden Fall. Ich schreibe ja auch noch über viele andere Sachen. Und finde es auch wichtig, dass ich das weiterhin darf. Aber es ist sehr interessant, Wege zu finden, um das Thema Rassismus zu vermitteln. Weil viele Leute keine Ahnung davon haben und denken, Rassismus ist nur dann, wenn ein Nazi einen Ausländer schlägt.
In Ihrem Talk geht es um das Ende der Sicherheit. Sind Sie für das Ende der Sicherheit?
Ja, ich bin gegen die Sicherheit, sich nicht mehr hinterfragen zu müssen.
Wie meinen Sie das?
«Ich hab das schon immer so gesagt, ich hab das immer schon so gemacht. Und darum ist es richtig.» Diese Haltung gilt es zu hinterfragen. Wir hatten in der Reihe das Thema Rassismus, Feminismus und jetzt die Liebe. Einerseits wegen der Sicherheit, die einem die Liebe geben kann, und andererseits wegen des Konzepts Liebe. Viele Leute haben das Gefühl, mit einer Liebesbeziehung ein fertiges Paket zu kriegen, welches sichere Elemente enthält. Darum ist es auch toll an diesem Abend Laura Battisti dabeizuhaben, die polyamourös lebt und sich als Beziehungsanarchistin bezeichnet.
Do, 7.2. — 20 Uhr Theater Neumarkt Neumarkt 5 Fatima Moumouni moderiert die Talk-Reihe «Das Ende der Sicherheit». Gäste: Barbara Beckenbauer, Laura Battisti u. a. Eintritt 25 Frankenwww.theaterneumarkt.ch
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