«Ich verstehe, dass Ueli Maurer sein Hobby verteidigt»
Die gestrige Nationalratsdebatte zum Armeebericht und zu den Kampfjets hat bei den Redaktion Tamedia-Lesern hitzige Kommentare provoziert. Die Politiker schneiden dabei nicht gut ab.

«Grotesk», «skandalös» oder «gegen den Volkswillen!» – das waren noch die harmloseren Kommentare zur gestrigen Nationalratsdebatte über die Armee (siehe Box). Viele der Leserbeiträge mussten aufgrund ihres vulgären Anstrichs gefiltert werden. Ob dafür oder dagegen: Das Thema Armee weckt bei Herrn und Frau Schweizer Emotionen.
Vor allem bei Ersteren. Waren es doch fast nur Männer, die sich in den Kommentarspalten zu Wort meldeten – dies mehrheitlich kritisch. Viele zehren dabei von ihren persönlichen Erfahrungen als Soldat und können den Mehrheitsentscheid im Nationalrat nicht nachvollziehen. Leser Mathias Huber erinnert sich an seine Zeit im Wiederholungskurs: «Es war alles so sinnlos. Am Ende musste sämtliche Restmunition verschossen werden, mit den Autos wurden aus Spass Passfahrten absolviert und jetzt sollen noch fünf Milliarden für Flugzeuge bezahlt werden. Dies alles mit Steuergeld!»
«Unverhältnismässige Grösse»
Auch Pius Schweizer machte sich während seiner Militärzeit ein Bild der Soldaten: «Ich kenne keinen Soldaten, der im Kriegsfall die Schweiz verteidigen würde. Da helfen auch 100'000 Soldaten nicht weiter!» Auch für Kurt Dubach erscheint das angestrebte 100'000-Mann-Heer unverhältnismässig: «Deutschland reduziert zurzeit sein Kontingent auf unter 185'000 Mann. Dass die Schweiz wirklich 100'000 Mann braucht, erscheint mir bei der geringen Landesgrösse ganz unlogisch.» Leser Andreas Ungricht relativiert, dass es sich bei den 185'000 Bundeswehrsoldaten um ein «stehendes Heer» handle, das zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sei. In der Schweiz sei höchstens ein Sechstel sofort einsatzfähig.
Nebst dem grossen Heer sind es vor allem die drohenden Kosten, welche die Leser beschäftigen: Leser Fred Kramer ruft deshalb auf zu mehr Demokratie: «Wenn solche Geldmengen ausgegeben werden, dann sollte das Volk mit einer Abstimmung mitentscheiden müssen.» Thomas Huber pflichtet dem bei: «Uns wird das Geld aus der Tasche gezogen. Und wofür? Damit wir eine aufgeblähte Armee betreiben können.»
Eine «politische Meisterleistung»
Einige Leser wittern politische Gründe hinter dem armeefreundlichen Entscheid des Nationalrats. Leser Rene Wetter unterstellt vor allem der CVP «Opportunismus»: «Anscheinend haben die CVP-Leute wieder mal eine 180°-Wendung genommen, um vor den Wahlen als armeefreundlich dazustehen.» Leser Ueli Hoch attestiert dem Verteidigungsminister politisches Geschick: «Gewinner dieser Debatte ist eindeutig Ueli Maurer. Politisch war das eine Meisterleistung!» Leser Alois Huber zeigt dafür wenig Verständnis: Dass Ueli Maurer «sein Hobby verteidige» und mehr Mittel «für seine Sandkastenspiele» wolle, begreife er. Dass dies auf Kosten von Bildung und Sozialausgaben wie AHV, IV usw. geschehen soll, sei hingegen «skandalös».
Auch wenn in den Leserkommentaren wenig Armeebefürworter auszumachen sind; es gibt sie. Einer von ihnen ist Daniel Marc Fontana, der zu bedenken gibt, dass es auch nach dem Ersten Weltkrieg so war, dass «linke Phantasten die Armee abschaffen wollten» und die nötigen Rüstungsmassnahmen verhinderten. Erst unter «der Bedrohung durch die Nazis» seien diese «vernünftig geworden» und hätten plötzlich nachrüsten wollen. Für diese Argumente erntet Fontana einige Kritik und wird von Leser Roger Liechti als «Weltkrieg-Romantiker» bezeichnet.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch