«Ich wünsche Ihnen stabile Preise»
Der Starökonom Paul Krugman wendet sich in Deutschland gegen die Wahl des Deutschen Axel Weber zum EZB-Präsidenten. Dieser sei eine Gefahr für die Konjunktur in Europa.

Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der sich zur Zeit in Deutschland aufhält, hat dort eine heftige Diskussion um die Kandidatur von Bundesbank-Chef Axel Weber als Nachfolger von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ausgelöst. Der US-Ökonom kritisierte Weber wegen dessen seiner Ansicht nach zu dogmatischen Haltung in der Geldpolitik: Eine Wahl Webers brächte ein beträchtliches Risiko für die Euro-Zone mit sich. «Wenn man jemanden sucht, der auf eine Inflation von null Prozent zielt, während die Arbeitslosigkeit auf 13 Prozent steigt, dann ist Weber sicher der richtige Mann», merkte Krugman in einem Interview mit dem «Handelsblatt» bissig an.
Über seinen Blog spottete der Starökonom weiter. Die Haltung der Deutschen erinnere ihn an seinen Lehrer an der Spitzenuniversität MIT Rudi Dornbusch - ebenfalls ein Deutscher. Dieser habe einmal einem deutschen Notenbanker, statt «guten Tag», «ich wünsche Ihnen stabile Preise» gewünscht.
Die Gefahren der Sparpolitik
Doch nicht nur die seiner Meinung nach zu konservative Geldpolitik der Europäer kritisiert der Starökonom, auch die Sparpolitik ist seiner Ansicht nach nicht den aktuellen Erfordernissen angemessen: «Die Deutschen und Franzosen hassen es, auch nur kurzfristig Defizite hinzunehmen, sie hassen eine lockere Geldpolitik, klammern sich an jeden Vorwand, um dagegen zu sein». Krugman glaubt, dass durch eine solche Politik ein Rückfall in die Rezession drohe. Die Welt brauche nicht weniger, sondern mehr schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme, sagte er.
Die Worte Krugmans kamen in Deutschland nicht überall gut an: Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, bezeichnete Krugmans Worte als «billige Anmache», die wenig überzeugen könne. «Axel Weber war einer der wichtigsten Akteure bei der Bewältigung der Finanzkrise, er wäre als EZB-Präsident ein glaubwürdiger Garant für einen stabilen Euro», sagte Zimmermann dem «Handelsblatt Online». Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, reagierte ebenfalls mit Unverständnis. Weber repräsentiere eine Stabilitätskultur, die der Euroraum mehr denn brauche. «Ich verstehe nicht, dass das ein Nobelpreisträger in Frage stellen kann».
Regierungsparteien kritisieren Krugman scharf
Unterstützung für den von Krugman angegriffenen Weber kam auch aus den Reihen der deutschen Regierungsparteien der Union und der FDP. Der Bundesbank-Chef habe sich «dem Irrsinn der Monetarisierung von Staatsschulden durch die EZB immer widersetzt». Weber könne der EZB das Vertrauen an den Märkten zurückgeben, das Trichet «so unendlich zerstört hat», sagte Frank Schäffler, Finanzexperte der FDP. CDU-Finanzexperte Leo Dautzenberg sagte mit Blick auf Krugmans Kritik, Vorschläge seien zwar immer willkommen, «ob sie aber stets inhaltlich sinnvoll sind, lässt sich bezweifeln». Krugman sei von einem amerikanischen Konsumdenken geprägt, «uns muss es aber zunächst um eine dauerhafte Stabilisierung unseres Haushalts gehen».
Sukkurs erhielt Krugman dagegen von den oppositionellen Sozialdemokraten. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Sieling erklärte: es sei zwar gut, dass die EZB die Stabilität der Länder und des Euro so aktiv begleite. Darüber hinaus bestehe derzeit aber eher die Gefahr eine Deflation denn die einer Inflation. «Deshalb sei eine «expansivere Geldpolitik des Staates auch kein Teufelszeug», ergänzte der SPD-Politiker.
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