Vorreiter aus ZumikonHeissluftballon-Pionier ist verstorben
Dass Heissluftballone heute zum gewohnten Bild am Himmel gehören, hat massgeblich mit Kurt Rünzi zu tun. Nun ist der Zumiker im 95. Lebensjahr verstorben.

«Wer fliegen will, muss den Mut haben, den Boden zu verlassen.» Mit diesem Zitat nehmen Verwandte und Bekannte Abschied von Kurt Eugen Rünzi. Der Zumiker ist am 6. Dezember kurz vor seinem 95. Geburtstag verstorben.
Fliegen, das war Rünzis grosse Passion. Er galt als der Ballon-Pionier der Schweiz.
Zwei Weltrekorde an einem Tag
Lautlos durch die Luft schweben, getrieben von Wind und Wetter: Für Rünzi war dies das Grösste. Zum Ballonfahren kam Rünzi 1956 anlässlich eines Vortrags über das Gasballonfahren. Zwei Jahre später absolvierte er die Luftfahrtprüfung, wie er dieser Zeitung 2007 anlässlich seines 80. Geburtstags berichtete.
Dank einer Geschäftsreise 1964 lernte der technische Kaufmann in den USA Don Piccard kennen. Der Neffe von Auguste Piccard, der 1931 als erster Mensch in die Stratosphäre aufgestiegen war – notabene mit einem Ballon –, machte Rünzi mit dem Heissluftballon bekannt.
Ein Jahr später wurde ihm sein erster eigener Ballon in die Schweiz geliefert. Bis Rünzi damit in den Schweizer Himmel steigen konnte, vergingen aber noch einige Jahre. Der Grund: Beim Luftfahrtamt in Bern wollte man berechnet haben, dass man mit Heissluft gar nicht abheben könne. Rünzi gab nicht auf und erhielt 1970 schliesslich die nötige Bewilligung. Noch im selben Jahr stellte er an einem Tag zwei Weltrekorde auf: Er fuhr mit seinem Ballon bis nach München und war sechseinhalb Stunden in der Luft.
Schicksalsschlag überschattete Erfolg
Bei allen Erfolgen und Abenteuern wurde Rünzis Leben auch von einem tragischen Ereignis überschattet. So wurde Rünzis Ehefrau Marie-Anne am 14. Januar 1976 tot am Ufer des Rumensees in Küsnacht aufgefunden. Die dreifache Mutter wies keine Gewaltspuren auf. Die Obduktion ergab aber, dass die 49-Jährige durch eine Überdosis Äther getötet und die Leiche anschliessend beim Rumensee versteckt worden war.
Der Tod von Marie-Anne Rünzi wurde nie aufgeklärt. Seit 2006 gilt er nach dem Schweizer Strafgesetzbuch zudem als verjährt. Zwar legte eine Freundin der Frau zunächst ein Geständnis ab, widerrief dieses aber kurz darauf. Obwohl bei der Frau Schmuck von Marie-Anne gefunden wurde, kam es nie zu einer Anklageerhebung. Für Kurt Rünzi ein Skandal, der ihn zeitlebens beschäftigte.
Die stillschweigende Erledigung des Mordfalls löste auch in der Öffentlichkeit harsche Kritik aus und gab Anlass zu immer neuen Erklärungsversuchen. Zuletzt griff der Journalist und ehemalige Kantonsrichter Walter Hauser den Fall Rünzi in seinem Buch «Hoffen auf Aufklärung, Ungelöste Morde in der Schweiz zwischen Verfolgung und Verjährung» auf. Es blieb das erste und einzige Mal, dass sich Rünzi öffentlich zum Tod seiner Frau äusserte.
Kurt Eugen Rünzi ist am 6. Dezember im Alter von 94 Jahren verstorben.
Fabienne Sennhauser ist stellvertretende Chefredaktorin der «Zürichsee-Zeitung» und Leiterin des News Desk der Ressorts Bezirk Horgen und Bezirk Meilen. Sie hat in Luzern Soziologie und Kulturwissenschaften studiert und ist seit 2015 für Tamedia tätig.
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