Im Badezimmer mit Julian Assange
In Cannes wurde «Risk» gezeigt: Die US-Dokumentarfilmerin Laura Poitras («Citizenfour») hat darin erneut spektakulären Zugang, diesmal zum Kontrollraum von Wikileaks.
Vielleicht sollte man in diesem Film keine Notizen nehmen. Es könnte ja jemand fragen, was man da tue und für wen man arbeite. Schon vor der Premiere von «Risk» in der Reihe «Quinzaine des réalisateurs» in Cannes wurde das Aufnehmen strengstens untersagt. Regisseurin Laura Poitras und eine Wikileaks-Mitarbeiterin mahnten danach in kämpferischer Überspanntheit zur Freilassung des «politischen Häftlings» Julian Assange. Der Wikileaks-Gründer ist der Protagonist von Poitras' neuem Dokumentarfilm, mit «Citizenfour» über Edward Snowden hat sie kürzlich einen Oscar gewonnen. Man war also schon ganz paranoid, aber «Risk» war weniger ein Themenfilm denn – ähnlich wie «Citizenfour» – das Porträt eines Mannes in Bedrängnis. Eines Staatsfeinds im engen Versteck: Julian Assange legt im Badezimmer der ecuadorianischen Botschaft in London Kontaktlinsen ein, Julian Assange warnt das State Department über ein bevorstehendes Leak, Julian Assange drückt sich durch ein Gewühl aus Fernsehkameras.