Im Unterland wird es noch wilder
Wer hat Dreck am Stecken im Dorf? Und im Tal? Redaktion Tamedia bespricht die neue SRF-Krimiserie «Wilder». Heute: Folge 3 «Schlucht».
Früh am Morgen ist die Welt des Bundespolizisten Kägi noch in Ordnung. In Unterhosen steht er vor seinem Wohnwagen, putzt sich die Zähne in der frischen Bergluft, ein Wunder, dass er nicht noch einen Jauchzer gen Himmel steigen lässt. Am Abend aber sitzt er schwer geknickt vor dem Berner Hauptquartier der Bundespolizei. Sein Hauptverdächtiger ist tot. Und er trägt die Schuld daran.
Nein, umgebracht hat Kägi den Leibwächter des Investors nicht. Aber am Ende dieser Folge 3 verwickelt er den Mann, den er als untergetauchten Terroristen verdächtigt, in ein Gerangel, in dessen Verlauf sich ein Schuss aus der Pistole des Bundespolizisten löst. Es war keine Absicht, aber so etwas sieht natürlich nicht gut aus. Und wenn man nicht wüsste, dass jetzt «Wilder» erst bei Halbzeit angelangt ist, müsste man fürchten, dass der Polizist damit aus dem Verkehr gezogen wird. So nach dem Motto: «Gehen Sie nach Hause, Herr Kägi, und halten Sie sich für weitere Fragen zur Verfügung.»
Das wird nicht geschehen, dafür ist Manfred Kägi (Marcus Signer) zu wichtig für die Serie. Zumal er in dieser Folge erstmals nicht nur gegen die Dorfpolizistin Rosa Wilder (Sarah Spale) arbeitete, sondern tatsächlich auch mit ihr. Er lässt sie, mit ziemlicher Gelassenheit, in seinem Wohnwagen rumschnüffeln. Und gemeinsam fassen sie nach einer Verfolgungsjagd den Leibwächter, der später zu Tode kommen wird.
Sprichwörter aus dem arabischen Kulturkreis
Diesen Mann mit arabischem Hintergrund, der sich Rashad Rahmani nennt, wird man allerdings schon ein wenig vermissen. Und sei es auch nur, weil er einen willkommen Kontrast bot zum manchmal träfen und manchmal forcierten Berndeutsch aus «Wilder». Zum Beispiel, wenn er mit einem Sprichwort aus seinem Kulturkreis auftrumpfte: «Ein Esel ist ein Esel, auch wenn er wie eine Gazelle springt.» Das waren sozusagen seine vorgezogenen Abschiedsworte.

Im Verhör der Bundespolizei: Leibwächter Rahmani (Samir Fuchs) Bild: SRF
Auch sonst überstürzten sich die Ereignisse: Rosa Wilder war zu Gast beim Dorfkönig Räber und seiner Familie, wobei es zwischen Apéro und etwas trocken geratenem Braten zu ein paar aufschlussreichen Peinlichkeiten kam. Rosas Mutter gab ihrem Geliebten den Laufpass und stöberte in den persönlichen Sachen ihrer Tochter (was aber der aufmerksamen Polizistin nicht entgehen konnte). Und der lokale Hotelchef Rindlisbacher brachte sich mit Basteleien im Keller als nächster Verdächtiger in Position. Das alles wurde, wie gewohnt, äusserst stilvoll präsentiert. Zum Beispiel mit einem Schnitt von den Betonschluchten der Stadt hinauf zu den Berg-Geisslein im Stall.
Rückkehr der verschwundenen Tochter
«Wilder» kam mit dieser verästelten Folge endgültig in Fahrt. Ach ja, das Wichtigste ist damit noch gar nicht gesagt: Die verschwundene Tochter des ägyptischen Investors ist wieder da. Die Dorf-Verrückte, die letztes Mal ziemlich unmotiviert durch den Schnee tanzte, entdeckt sie in einer Hütte am Fluss.
Erzählt wird das in einem grossen Bogen: In der ersten Szene dieser «Schlucht»-Folge schaut die Verwirrte in die Hütte, aber wir sehen nichts und können nur vermuten, was sie dort sieht. In der letzten Szene ist dann die Dorfpolizistin dabei. Und richtig, Amina liegt in der Hütte. «Sie lebt», stellt Rosa nüchtern fest. Man darf gespannt sein, was die schon fast Totgeglaubte zu erzählen hat.
Schönster berndeutscher Satz:
«Jetz muesch gah und nie me cho.» (So beendet eine Oberländer Bäuerin eine Beziehung)
Die grosse Politik im kleinen Bergdorf:
Ist der Leibwächter des Investors ein international gesuchter Terrorist? Bundespolizist Kägi vermutet es.
Bitte nicht!
Off-Stimmen zum Zusammenfassen der Handlung, während Rosa Wilder durch den Schnee stapft.
Wie persönlich wird es für die Polizistin?
Da war doch mal was, zwischen dem Sohn des Dorfkönigs und ihr! Und vieles deutet darauf hin, dass wieder etwas laufen könnte, auch wenn der Mann unterdessen verheiratet ist.
Noch ein Detail:
Zu Lachen gibt es ja nicht viel im Schneekrimi. Einmal entlockt Kochlehrling Jakob der Polizistin aber doch ein winziges Schmunzeln. Er spricht von «Bullen» – korrigiert sich aber sofort auf «Polizisten».
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