Im Video-Interview: Recherche-Chef zu den Paradise Papers
Der Leiter der monatelangen Recherchen zum Offshore-Leck beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was sind die Paradise Papers?
Eine gigantische Sammlung von Dokumenten, die grossteils von der Offshore-Anwaltskanzlei Appleby Global mit Sitz auf den Bermudas stammen. Die Daten umfassen E-Mails, Verträge, Protokolle oder Bankauszüge und erstrecken sich über den Zeitraum von 1950 bis 2016. Zusätzlich enthalten die Paradise Papers auch Dokumente des Appleby-Spin-offs Estera, des Trust-Anbieters Asiaciti aus Singapur sowie Handelsregisterdaten aus 19 Staaten: Antigua und Barbuda, Aruba, Bahamas, Barbados, die Bermudas, die Cayman Islands, die Cook Islands, Dominica, Grenada, Labuan, der Libanon, Malta, die Marshall-Inseln, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Samoa, Trinidad und Tobago sowie Vanuatu.
Total handelt es sich um 13,4 Millionen Dokumente im Umfang von 1,4 Terabyte.
Woher kommen die Daten?
Sie wurden der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt, welche die Informationen mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und 96 Redaktionen auf der ganzen Welt teilte. In der Schweiz wertete ein Team von «SonntagsZeitung», «Tages-Anzeiger» und «Le Matin Dimanche» das Material aus. Die Artikel erscheinen gleichzeitig in der Romandie bei «24 Heures» und in der «Tribune de Genève».
Wer ist die Quelle, und was ist ihr Motiv?
Die «Süddeutsche Zeitung» macht zur Quelle keinerlei Angaben. Wir verfügen über keine Informationen zu ihrer Motivation.

Sind die Daten echt?
Die Journalisten überprüften weltweit in aufwendiger Arbeit Hunderte Datenpunkte aus dem Leck mit öffentlich verfügbaren Informationen. Sie stimmten überein. Betroffene Personen wurden mit den Informationen aus den Dokumenten konfrontiert; es gibt keinerlei Hinweise auf gefälschte Daten. Dazu kommt: Es würde Hunderte Jahre dauern, eine derart grosse Menge komplexer Dokumente zu fälschen.
Warum ist das Datenleck für ein Schweizer Publikum interessant?
Die Paradise Papers zeigen, wie auch Schweizer Unternehmen und Privatpersonen ihre Geschäfte in einer normalerweise vollkommen verborgenen Sphäre abwickeln. Die Daten legen zum Beispiel frei, wie der Schweizer Rohstoffriese Glencore im Kongo mit einem fragwürdigen Partner geschäftete. Allgemein führt das Datenleck zu Zweifeln an Verträgen, zu Korruptionsverdacht, zur Offenbarung von schweren Interessenkonflikten – Fakten von öffentlichem Interesse, die anders nicht ans Licht gekommen wären.
Werden alle geleakten Dokumente und die Namen, die darin auftauchen, publiziert?
Nein, nicht alle Dokumente werden veröffentlicht. Richtschnur ist das öffentliche Interesse: Namen und Fakten, die für das Publikum von Bedeutung sind, werden offengelegt – zum Beispiel dann, wenn Verdacht auf illegales Verhalten besteht. Personen und Unternehmen, die genannt werden, hatten vorab die Möglichkeit, sich zu den erhobenen Vorwürfen zu äussern.
Was ist der Unterschied zu den Panama Papers?
Die Panama Papers, publiziert im April 2016, stammten von einer anderen Anwaltskanzlei: von Mossack Fonseca mit Sitz in Panama. Appleby Global ist grösser und renommierter: Als Mitglied des «Offshore Magic Circle» gehört die Kanzlei zu den führenden Offshore-Anbietern. Zu den Appleby-Kunden gehörten neben Prominenten und Wirtschaftskapitänen auch viele internationale Grosskonzerne.
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