
Swiss Ice Hockey hat Wort gehalten. Geschäftsführer Florian Kohler sprach bei der Entlassung des Kanadiers Glen Hanlon im Oktober davon, dass Swissness ein wichtiger Faktor sei bei der Nachfolgereglung. Und Swissness ist es geworden: Mit Patrick Fischer, Felix Hollenstein und Reto von Arx übernehmen ein Zuger, ein Bülacher und ein Langnauer das Nationalteam. Die drei weisen als Spieler ein eindrückliches Palmarès auf mit fast 400 Länderspielen und zwölf Meistertiteln. Ihr Leistungsausweis an der Bande ist indes weitaus geringer. Hollenstein, der die Kloten Flyers 2014 in den Zürcher Final coachte und zuvor schon als Assistent zwei Playoff-Finals erlebt hatte, ist der Mann mit der klar meisten Trainererfahrung. Doch offenbar passte er als Chef, der bei Auftritten an Galas und Ehrungen in seinem Element sein muss, nicht so recht ins Profil.
Der im Frühjahr zurückgetretene Reto von Arx war gerade daran, als U-16-Nationalcoach erste Trainererfahrungen zu sammeln. Fischer ist in diesem Job ein Senkrechtstarter, scheiterte bei seinem ersten Job als Chefcoach daran, den HC Lugano zurück zum Erfolg zu führen. Dass er sich dem Coaching verschrieben hat, ist zu begrüssen. Fischer ist eine charismatische Persönlichkeit und kann auf viele Erfahrungen als Spieler zurückgreifen, auch in der NHL und in Russland. Es ist gut möglich, dass aus ihm einmal ein guter Trainer wird. Aber auf dem Weg dazu gibt es keine Abkürzung. Das beste Beispiel dafür ist der sechsfache HCD-Meistercoach Arno Del Curto, der diesen Job und dessen Herausforderungen von der Pike auf lernte, sich fast zehn Jahre geduldete, bis er 1991 mit dem ZSC erstmals ein NLA-Team übernahm.
Fischer ist seit gut zwei Jahren Headcoach und nun bereits Nationaltrainer. Das ist ihm zu gönnen. Aber es ist ein grosses Risiko. In Lugano landete er zuletzt mit der teuersten Mannschaft auf dem letzten Rang in der Liga, wusste keine Antworten mehr. Und an einer Weltmeisterschaft, wo fast jeden Tag gespielt wird, kann einen die Dynamik überrollen. Eine Schweizer Lösung an der Bande des Nationalteams klingt zwar gut. Aber dass der Erfolgsausweis bei der Suche nach dem neuen Nationaltrainer keine Rolle spielte, Swiss Ice Hockey gar nie ernsthaft Kandidaten ausserhalb des Schweizer Kreises prüfte, ist erstaunlich. Image geht beim Verband derzeit über alles. Das ist ein gefährliches Spiel.
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Image über alles
Mit der Ernennung des unerprobten Patrick Fischer zum Nationaltrainer geht Swiss Ice Hockey ein grosses Risiko ein.