In Amsterdam, da tanzt es sich gut. Clubs wie das De School zählen zu den besten der Welt und sind sogar von Amtes wegen gefördert. Aber wichtiger noch: Die Stadt hat die wohl neugierigsten DJs überhaupt. Hier boomt die Vielfalt, und zwar aus Tradition. Die Hafenstadt ist eine Scharnierstelle zwischen den Kulturen, ein ewiger Import-Export-Laden. Dieser musikalischen Wanderlust ist zu danken, dass ein gewisser Antal Heitlager zum Szenehelden geworden ist. Aber es ist auch andersrum: Die Amsterdamer Szene hat Antal viel zu danken. Vor zwanzig Jahren gründeten Antal und Freunde Rush Hour. Den legendären Plattenladen, der an der Spuistraat im Grachtenviertel zu finden ist. Sie fingen Mitte der 90er damit an, weil sie nirgends die Platten kaufen konnten, die sie suchten. Ein paar Jahre später folgten Label und Vertrieb. Rush Hour setzte konsequent auf Vinyl, als viele schon den Untergang des Mediums herbeiorakelten. Die Ausdauer lohnte sich: Rush Hour festigte international nicht nur den Ruf des Hauses, sondern auch den von Amsterdam. Lokal inspirierte der Laden eine ganze Generation von jungen DJs und Produzenten, tiefer zu schürfen und über Schubladen hinweg Musik zu machen.

Als DJ macht Antal einen unbekannten Track schon mal zum Klassiker. Hurtig dreht er in dieser Nacht an den Isolatoren seines Rotary-Mixers, er nickt und nickt und nickt. Antal ist im Groove mit dem Groove, den er in die Hüften der Tänzer zirkelt. Ein schroffer House-Beat aus Chicago verzahnt sich mit westafrikanischen Rhythmen, später gleitet das Set in eine abstrakte und ruhige Nummer aus Portugal, ein wunderschönes Stück aus den frühen 90ern. Auch dazu lässt sich gut tanzen. Erstaunlich gut sogar.

Samstag, 24 Uhr, Zukunft.