Film-Highlights der WocheIn «Bridgerton» bleiben die Frauen fies
Dazu empfehlen wir das liebevolle Kinoporträt «Dida» und «L’événement», die starke Verfilmung einer Abtreibungsgeschichte.

Bridgerton
Kostümserie von Chris Van Dusen, USA 2020, 2 Staffeln
Die erste Staffel von «Bridgerton» vereinte alles, was es für einen Streaming-Hit braucht: Glanz und Perücken, sexuelle Gier, geistreiche Dialoge und ein bisschen politische Debatte wegen einer schwarzen Queen. Im Vergleich wirkt die neue Staffel aufgeräumter, aber nicht minder spassig, auch wenn Regé-Jean Page als Simon nicht mehr dabei ist.
Diesmal schauen wir Viscount Anthony Bridgerton (Jonathan Bailey) zu, der auf der Suche nach der «perfekten» Frau die Debütantin Edwina Sharma (Charithra Chandran) ins Visier nimmt. Dabei bekommt er es mit ihrer älteren Schwester Kate (Simone Ashley) zu tun. Wohin das führt, ist keine Überraschung – aber es sind ja die Funken, die das Feuer machen. Anthony wird mit der Zeit sogar liebenswerter, und was die Damen angeht, so bleiben sie schön fies. Jedenfalls möchte man auch im Alltag gern mal jemandem zurufen: «Ihr Charakter ist so mangelhaft wie Ihre Reitkunst!» (blu)
Ab Fr 25.3. auf Netflix
Dida
Dokumentarfilm von Nikola Ilić und Corina Schwingruber Ilić, CH 2021, 87 Min.
Die Ärzte finden bei Dida einen Tumor. Ihr Sohn Nikola Ilić, ein Filmemacher, verbringt in den Monaten der Therapie mehr Zeit mit ihr als je zuvor. «Und plötzlich wird mir bewusst, dass meine Mutter mehr ist als Omas Schatten.» Dida ist lernbehindert und seit jeher auf den Beistand ihrer eigenen Mutter angewiesen. Zusammen wohnen die beiden in einer kleinen Wohnung in Belgrad. Den Sohn sieht sie unregelmässig, denn wie er sagt: «Vor 15 Jahren trat Corina in mein Leben.» Dieser Frau zuliebe verliess Nikola Ilić Serbien und zog nach Luzern. «Seither lebe ich zwischen zwei Ländern und drei Frauen.»
Nikola Ilić und Corina Schwingruber Ilić haben mehrere dokumentarische Kurzfilme miteinander gemacht, «Dida» ist ihr erstes Langprojekt. Über die Arbeit am Film lernt Ilić seine Mutter näher kennen, liefert ein einfühlsames Porträt. Zeigt ihre Liebe für streunende Hunde und ihre Bastelprojekte, bei denen sie Bilder aus Zeitungen und Magazinen ausschneidet und daraus Collagen macht.
Dramatisch wird es, als die Grossmutter stirbt. Schnell wird klar, dass man Dida nicht allein lassen kann: Kaum erhält sie ihre Rente, gibt sie sie für Modeschmuck und Blumenvasen aus, während der Kühlschrank leer bleibt. Und dass ihr Ilić einen Hund besorgt, lindert die Einsamkeit nur bedingt. Wenn die eigenen Eltern hilfsbedürftig werden, ist das eine Herausforderung, erst recht, wenn man in verschiedenen Ländern lebt. Da spricht der Film einen Aspekt der Migration an, der selten beleuchtet wird. Dafür gab es den Filmpreis der Stadt Zürich für den besten Dokumentarfilm. (ggs)
Riffraff
L’événement
Drama von Audrey Diwan, F 2021, 100 Min.
Anne (Anamaria Vartolomei) studiert, sie hat eine aussichtsreiche Karriere vor sich. Aber sie wird schwanger, und damit ist in den 1960er-Jahren in Frankreich vieles vorbei: abtreiben ist ein Verbrechen, niemand macht es offiziell. Und austragen ist auch keine Option, Anne könnte nicht an der Uni bleiben.
«L’événement» nannte die Schriftstellerin Annie Ernaux ihren vor 20 Jahren erschienen autobiografischen Roman, weil nach diesem «Ereignis» nichts mehr war wie zuvor. Regisseurin Audrey Diwan hat daraus einen starken, geradlinigen Film gemacht, der letztes Jahr am Festival von Venedig mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. Und wer denkt, das Geschilderte sei doch längst weit weg von uns, braucht nur wenige Stichworte: Texas. Polen. (ml)
Arthouse Piccadilly, Houdini
Hors Saison/Nebensaison
Krimiserie von Pierre Monnard, CH/F 2022, 6 Folgen
In der Region Dents du Midi im Wallis gibt der Schnee eine Leiche frei – und schon sind im Skigebiet alle verdächtig, von der regionalen Elite bis zum Sohn der ermittelnden Kommissarin. Der schweizerisch-französische Sechsteiler vom Westschweizer RTS bemüht so einige Krimiklischees, um ins uralte moralische Dilemma zu führen. Aber inszeniert ist es stimmungsvoll von «Wilder»-Regisseur Pierre Monnard. (blu)
Ab Mi 30.3. auf SRF2 und Play Suisse
This Rain Will Never Stop
Dokumentarfilm von Alina Gorlova, Ukr/Lett/D/Katar 2020, 102 Min.
In düsteren Schwarzweissbildern sammelt diese Doku Eindrücke aus der Ukraine unmittelbar vor dem aktuellen Krieg. Wir sehen das Chaos an den Checkpoints, marschierende Soldaten, eine Panzerfabrik, ein Benefizkonzert. Im Zentrum steht Andriy Suleyman, der als Kind aus Syrien in die Ukraine flüchtete und dort nun Freiwilligenarbeit für das Rote Kreuz leistet. Dabei möchte seine Familie, dass er weiter in den Westen flieht. Die Ticketeinnahmen gehen an das Filmteam, das in der Ukraine geblieben ist, um die laufenden Ereignisse festzuhalten. (ggs)
Sa 26.3., 14.30 Uhr, Xenix
28 Days Later
Horror von Danny Boyle, GB 2002, 113 Min.
Das Kulturhaus Royal in Baden veranstaltet eine Zombie Film Night und zeigt «28 Days Later». Dessen überraschender Kinoerfolg vor 20 Jahren verschaffte dem Zombie-Genre neues Leben.
Besonders einprägsam ist der Anfang um einen Komapatienten (Cillian Murphy), der in einem – scheinbar – ausgestorbenen London aufwacht. Interessanterweise beginnt die später verfilmte Comicserie «The Walking Dead» sehr ähnlich. Deren Schöpfer spricht von einem Zufall, Filmregisseur Danny Boyle seinerseits hat nie verheimlicht, dass er die Idee aus «The Day of the Triffids» geborgt hat. Auch sonst bedient sich «28 Days Later» grosszügig in der Horrorgeschichte und insbesondere bei den Zombiefilmen von George A. Romero.
Die Vorstellung im Royal beginnt mit einer Einführung, die auf einige der Hintegründe eingeht und den kolonialen Ursprung der Zombies erklärt. (ggs)
Do 24.3., 20 Uhr, Royal Baden
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