In der Nähe sprudelt es seit 20 Jahren
Was geschieht, wenn Total die Lage an der Nordseeplattform Elgin nicht in den Griff bekommt, zeigt eine andere Gasquelle. Dort schiesst seit zwei Jahrzehnten Gas aus dem Meeresboden.
Nach dem Gasunfall auf einer Plattform in der Nordsee bereitet der Betreiberkonzern Total zwei Entlastungsbohrungen vor. Parallel dazu solle das undichte Bohrloch gestopft werden, hiess es. Um das Leck in den Griff zu bekommen, würden «gleichzeitig zwei Hauptaktionen» vorangetrieben, sagte der für Grossbritannien zuständige Direktor Philippe Guys vor den Medien in Aberdeen.
Das erste sei ein Bohrloch-Kill von einer schwimmenden Unterlage aus. Dazu soll versucht werden, mit Hochdruck Schlamm in das bestehende Bohrloch zu pressen, dessen undichte Stelle in 4000 Metern Tiefe festgestellt wurde. «Das zweite ist das Bohren von zwei Entlastungsbohrungen», sagte Guys. Mit Entlastungsbohrungen kann der Druck aus dem Gasvorkommen unter der Nordsee verringert werden.
Ein 20 Jahre altes Leck
Was geschehen kann, wenn die Betreiber die Situation nicht in den Griff bekommen, zeigt ein in der Nähe gelegenes Gasfeld in der britischen Nordsee. Dort strömt seit 20 Jahren extrem klimaschädliches Methangas unkontrolliert aus dem Meeresboden, wie «Spiegel online» schreibt.
Eine Bohrplattform hatte 1990 im Auftrag des Konzerns Mobil North Sea Unlimited (der heute zu Exxon Mobil gehört) nach Öl gesucht. Dabei zapften die Arbeiter aus Versehen eine Gasblase an. Nach dem Blowout konnte die Plattform abgezogen und die Belegschaft ausgeflogen werden. Doch das Gas sprudelt bis heute, das Leck kann nicht geschlossen werden.
Etwa ein Drittel des Ausstosses gelange in die Atmosphäre, schreibt «Spiegel online», der Rest wird von Bakterien abgebaut oder löst sich im Wasser. Wie viel das ist, weiss niemand genau. Ein Meeresforscher schätzt gegenüber Spiegel online, dass ein Viertel der gesamten natürlichen Methanemissionen aus dieser Quelle stamme.
Das Flammen-Problem
An der Plattform Elgin beschäftigt die Betreiber neben der Stopfung des Lecks auch die Flamme, die noch immer auf der Plattform brennt. Nach wie vor muss damit gerechnet werden, dass die Plattform explodiert. Das britische Energieministerium erklärte, das Löschen der noch brennenden Fackel auf der Plattform zähle zu den Prioritäten bei der Eindämmung des Unglücks. Total erwäge dazu drei Möglichkeiten: Zum einen könnte ein Helikopter Wasser oder «anderes Material» abwerfen, um die Flamme zu ersticken.
Zum anderen könnten die bereits vor Ort bereitstehenden Löschschiffe eingesetzt werfen; drittens könnte die Fackel mit Stickstoff gelöscht werden. Jüngste Luftaufnahmen hätten aber gezeigt, dass die Fackel an der Spitze eines Turms der Anlage bereits kleiner geworden sei, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Total hofft, dass sie bald von alleine erlischt.
Während Experten vor einer drohenden Explosion warnen, wenn das durch das Leck austretende Gas mit der Flamme in Kontakt kommt, hält Total die Explosionsgefahr für gering, da der Wind derzeit das Gas von der Fackel fortwehe.
Problem schon länger bekannt
Das Problem an der Plattform begann laut Guys bereits Ende Februar. Am 25. Februar sei in dem Bohrloch ein ungewöhnlicher Druck festgestellt worden, sagte der Total-Direktor. Die Ursache für die Problematik sei unklar. Es sei versucht worden, dem zu begegnen, indem Schlamm hineingepresst wurde. Während dieser Arbeiten sei am 25. März ein plötzlicher Druckanstieg aufgetreten, Schlamm und Gas seien ausgetreten. «Bislang gibt es keinen Hinweis auf menschliches Versagen», sagte Guys.
Guys bekräftigte, dass das Leck zwar unter der Meeresoberfläche entstanden sei, das Gas aber oberhalb der Meeresoberfläche ausströme. Täglich strömen aus dem Leck der Förderplattform in der Nordsee nach Schätzungen des Betreibers Total 200'000 Kubikmeter Erdgas.
Elgin ist gefährlicher
Der Teppich aus sogenanntem Gaskondensat, der in einer Ausbreitung von 22 Kilometern Länge und 4,5 Kilometern Breite auf dem Wasser schwimmt, habe insgesamt ein Gewicht von etwa 3,8 Tonnen, teilte das britische Ministerium für Energie- und Klimaschutz mit. Ursprünglich war angenommen worden, dass mehr Gaskondensat ins Meer gelangt sei.
Das Gasleck belastet das Meerwasser weniger als bisher angenommen, heisst es bei Total. Ein anderer Meeresforscher sagte gegenüber «Spiegel online», der Vorfall an der Plattform Elgin sei «kritischer» als jener von 1990. Einerseits schiesse das Gas mit mehrfach höherem Druck heraus. Und das Elgin-Gas sei reich an Schwefelwasserstoff. Dieser könne Meerestieren sehr gefährlich werden.
SDA/ami
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch