In Frankreichs Wahlkampf gehen die Wogen hoch
Es fing an mit den gestrigen Pöbeleien gegen Sarkozy bei einem Wahlauftritt: Der französische Präsident wirft Hollande nun vor, selbst hinter den Störungen zu stehen. Dieser reagiert sehr ungehalten.
Im französischen Wahlkampf ist es heute zu einem harten Schlagabtausch gekommen, nachdem Präsident Nicolas Sarkozy bei einem Auftritt angepöbelt und beschimpft worden war. Die Sozialisten wiesen heute die Beschuldigungen Sarkozys zurück, sie hätten die Störungen organisiert. Der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande hielt dem Staatschef seinerseits eine «Kultur der Übertreibung» vor.
Sarkozy hatte sich am Donnerstagabend in den engen Gassen der Hafenstadt Bayonne mühsam seinen Weg durch eine Menschenmenge bahnen müssen. Während ihn seine Anhänger mit «Nicolas!»-Rufen begrüßten, traktierten ihn hunderte Gegner mit Pfiffen, Buhrufen und Flugblättern der Basken-Vereinigung Batera. Eine Bar, in der Sarkozy mit Bürgern diskutierte, wurde mit Eiern beworfen. Spezialeinsatzkräfte der Polizei marschierten auf, um Krawalle zu verhindern.
Hollande: Sarkozy ist ein «Präsident der Übertreibung»
Sarkozy klagte danach über «die Gewalt einer Minderheit und ihr unmögliches Verhalten». Den Anhängern Hollandes warf er vor, sich mit baskischen Unabhängigkeitskämpfern zusammenzutun. Zugleich hielt er Hollande vor, durch seine Ankündigung einer «Säuberung» hoher Verwaltungsposten von konservativen Parteianhängern die Stimmung im Volk aufzuheizen.
Hollande reagierte heute darauf, indem er Sarkozy als Präsidenten «der Übertreibung» bezeichnete, der nun als Kandidat keinen «Wahlkampf der Übertreibung» führen solle. Er wies auch nachdrücklich den von Sarkozy benutzten Begriff «Säuberung» zurück. Er wolle sich nicht an solch einer Kultur der «Übertreibung» und der «Eskalation» beteiligen. Zuvor hatten die Sozialisten bereits deutlich gemacht, dass sie Vorfälle wie in Bayonne nicht unterstützen und jede Form der Gewalt verurteilen.
Vorwürfe auch von Royal
Vertreter der konservativen Regierungspartei UMP machten dennoch direkt Hollandes Wahlkampfleiter Pierre Moscovici für die Ausschreitungen in Bayonne verantwortlich. Moscovici habe dies absichtlich organisiert. Der UMP-Abgeordnete Damien Meslot forderte deshalb seinen Rücktritt. Der Wahlkampf-Koordinator von Sarkozy, Guillaume Lambert, wandte sich in einem Brief an Moscovici. Er forderte, «antidemokratische Praktiken» zu verhindern.
Die langjährige Lebensgefährtin von Hollande und Ex-Präsidentschaftskandidatin der Sozialisten, Ségolène Royal, machte Sarkozy selbst für die Vorfälle mitverantwortlich. Der Präsident habe die «verbale Gewalt» gestartet. Der Zentrumspolitiker und Präsidentschaftskandidat François Bayrou hielt Hollande und Sarkozy gleichermaßen vor, sie würden einen «Hahnenkampf» aufführen.
Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete, hatten in Bayonne zwar auch Anhänger der Sozialisten gegen Sarkozy demonstriert und unter anderem das Wahlprogramm von Hollande hochgehalten. An den Krawallen hätten sie sich jedoch nicht beteiligt.
AFP/mrs
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