«In mir und uns wohnen weder Wut noch Hass»
Trotz einstweiliger Verfügung haben die Eheleute Kachelmann ihr Buch «Recht und Gerechtigkeit» auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert – es gehe ihnen nicht um Emotionen, sondern um die Sache.

Jörg Kachelmann darf den Namen seiner Ex-Geliebten nicht mehr in der Öffentlichkeit nennen. Die Anwälte von Claudia D. erwirkten eine einstweilige Verfügung gegen den Wettermoderator. Anlass sei ein Radiointerview im SWR am Donnerstag gewesen, sagte Anwältin Katharina Schimmel der Nachrichtenagentur dapd. Darin hatte Kachelmann Claudia D. «eine Kriminelle aus Schwetzingen» genannt. Die Verfügung sei Kachelmanns Anwälten am Freitag auf der Buchmesse zugestellt worden. Dort stellten der 54-Jährige und seine 26 Jahre alte Frau und Co-Autorin Miriam ihr Buch «Recht und Gerechtigkeit» vor.
Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker kündigte an, Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung einzulegen. «Wenn auch nur eine der Verfügungen, die Frau D. erwirkt hat beziehungsweise laut ihrer Ankündigung noch erwirken will, in der nächsten Instanz baden geht, ist sie für einen Millionenschaden verantwortlich», sagte Höcker. «Sie stört den Vertrieb eines Buches», fügte er mit Blick auf die von ihr verlangte Schwärzung ihres Nachnamens hinzu. D. sei Radiomoderatorin und habe sich in der Zeitschrift «Bunte» öffentlich geäussert. «Sie muss sich gefallen lassen, dass sie namentlich genannt wird», sagte Höcker.
«Geschichte hätte ohne Namen nicht erzählt werden können»
Auch Kachelmann betonte bei der Buchmesse, er halte die Nennung des Namens im Buch für gerechtfertigt. Es handle sich bei ihr um eine absolute oder relative Person der Zeitgeschichte, sagte er. Ausserdem sei ihr Name ein halbes Jahr in der Print- und Onlineausgabe der Zeitschrift «Emma» kursiert. Chefredakteurin Alice Schwarzer sei nicht gefragt worden, «warum sie ihn ausschreibt», betonte er. «Wir haben auf dem aufgebaut, was Status quo war.» Seine Frau fügte hinzu, die Geschichte hätte ohne Namen und Einzelfall nicht erzählt werden können.
Claudia D. war 2010 gegen Kachelmann vor Gericht gezogen, weil sie ihm Vergewaltigung vorwarf. Die Richter sprachen den Moderator im Mai 2011 aus Mangel an Beweisen frei. Die Ex-Geliebte hatte am Donnerstag über ihren Anwalt durchgesetzt, dass Kachelmanns Buch nicht weiter an die Läden verteilt werden darf. Darin schildert der Wettermoderator seine Verhaftung im März 2010, die Zeit in der U-Haft und den Prozess.
Von der Erstauflage von 50'000 Exemplaren sind nach Angaben des Heyne-Verlags bisher 40'000 ausgeliefert worden. Sie sind nicht von der einstweiligen Verfügung betroffen. Die Verfügung sei mit 300 Seiten sehr umfangreich und habe noch nicht gebührend bearbeitet werden können, sagte Verleger Ulrich Genzler. «Nach genauer Prüfung werden wir Widerspruch einlegen und alle Rechtsmittel ausschöpfen.» Er sei zuversichtlich, «dass der Name genannt werden darf», sagte Kachelmann.
Kachelmann: «Das ist kein Kachelmann-Jammerbuch»
In dem Exemplar, das während Kachelmanns Pressekonferenz auslag, sind Stellen geschwärzt. Bevor das Ehepaar Kachelmann Platz nahm, besprachen sie sich flüsternd, während der Pressekonferenz sassen sie eng beieinander. Ihm sei Unrecht geschehen, das über den individuellen Einzelfall hinausgehe, betonte der 54-Jährige. «Das ist kein Kachelmann-Jammerbuch.» Er wolle, «dass jeder Vergewaltiger in den Knast kommt», betonte er. Aber es sei heute eine sichere Sache, eine Falschbeschuldigung zu machen, sagte Kachelmann. Diese Beschuldigungen müssten erkannt und bestraft werden.
Auf die Frage, ob er seiner Ex-Geliebten mit dem Buch nicht eine Bühne gebe, sagte Kachelmann, es handle über weite Teile nicht von ihr. «Sie ist nicht wichtig.» Es gehe ihm nicht um Emotionen, sondern um die Sache. «In mir und uns wohnen weder Wut noch Hass», betonte Kachelmann.
Kachelmann und seine Frau sind am Sonntag (14. Oktober, 21.45 Uhr, ARD) zu Gast in der Sendung von Günther Jauch. In einer Mitteilung des Senders heisst es, Jauch wolle erörtern, «wie Kachelmann die Haftzeit und den Prozess erlebt hat und wie er heute zu Medien und Justiz steht».
dapd/ses
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