Film-Highlights der WocheIn «Official Competition» streiten sich die Schauspieler
In der Satire spielt Antonio Banderas einen Hollywoodstar. Dazu empfehlen wir ein preisgekröntes Drama aus Japan und die neue Marvel-Serie «Moon Knight».

Official Competition
Satire von Mariano Cohn und Gastón Duprat, E/Arg 2021, 114 Min.
An der Leseprobe für einen Film. Iván (Oscar Martínez) sagt: «Buenas noches.» «Nein, nochmals», unterbricht Regisseurin Lola (Penélope Cruz) und lässt den Theaterschauspieler dieselben Worte unzählige Male wiederholen. Es ist der Anfang einer Satire, die mitten in die Filmbranche hinein leuchtet und dabei drei übersteigerte Egos aufeinanderprallen lässt.
Antonio Banderas spielt den Hollywoodstar Félix, der seinen Leinwandpartner Iván piesackt, wo er nur kann. Und als Dompteurin fungiert Lola, die die beiden Gockel aus dem Regiesessel einer Serie von Prüfungen unterzieht. Das ist zum Schreien komisch, kommt aber staubtrocken daher und spielt zumeist in kargem Ambiente – nicht zuletzt deshalb, weil «Official Competition» während Corona gedreht wurde.
Der Gipfel der Satire: Der Film im Film wird nur deshalb gedreht, weil einem spanischen Multimilliardär an seinem 80. Geburtstag aufgefallen ist, dass er doch noch etwas von bleibendem Wert hinterlassen möchte. Welcher spanische Unternehmer dafür als Vorbild diente, erfährt man zwar nicht, aber menschliche Eitelkeit wurde selten besser eingefangen als in diesem Film von Mariano Cohn und Gastón Duprat. Die beiden Argentinier sind übrigens die Ersten, die Spaniens Topstars Antonio Banderas und Penélope Cruz für einen ganzen Film zusammenbrachten – zuvor hatten die beiden tatsächlich erst zwei gemeinsame Leinwandminuten. (zas)
Arthouse Le Paris, Kosmos
Wheel of Fortune and Fantasy
Drama von Ryūsuke Hamaguchi, Japan 2021, 121 Min.
Kann ein Film unscheinbarer daherkommen? Im Quasseldrama des Japaners Ryusuke Hamaguchi, der mit «Drive My Car» eben den Oscar für den besten internationalen Film gewonnen hat, sitzen die Figuren im Auto oder im Büro. Und reden. Und reden. Sie machen Geständnisse, erheben Vorwürfe, fügen einander Verletzungen zu.
Zuerst erzählt eine junge Frau ihrer besten Kollegin von ihrem neuen Freund, bis diese irgendwann bemerkt, dass es sich dabei um ihren Ex handelt. Danach bittet ein Mann seine ältere Geliebte, seinem Professor eine Falle zu stellen. Und am Ende, in der wunderbarsten Episode, laufen sich zwei Frauen über den Weg, die meinen, einander zu kennen.
Das Drama wurde an der Berlinale mit dem Jurypreis geehrt, Hamaguchi zeigt darin so genau wie beiläufig Menschen, die sich sehnen – nach einer Verbindung, nach Intimität. Indem er das Grosse aus dem Alltäglichen schält, wirkt das Gewöhnliche wie ein Geheimnis. (blu)
Riffraff
Petite nature
Drama von Samuel Theis, Frankreich 2021, 93 Min.
Umziehen, die wenigen Habseligkeiten einpacken, auch die Goldfische kommen in zwei Plastiksäcken mit: Der zehnjährige Johnny kennt das nur zu gut, seine Mutter wird immer wieder aus Wohnungen geschmissen. Halt findet er in der Schule, wo ihn ein neuer Lehrer fördert. Doch wie weit kann diese Beziehung gehen?
Der französische Regisseur Samuel Theis erzählt zum zweiten Mal eine autobiografische Geschichte aus dem Nordosten Frankreichs. In «Party Girl» über seine Mutter hatte er alle Rollen mit Laien besetzt, jetzt sind auch Profis dabei. Unvergesslich aber bleibt im aktuellen Film jemand, der erstmals vor der Kamera steht: Aliocha Reinert als Junge mit Engelsgesicht, kein Kind mehr, aber noch lange kein Erwachsener. (ml)
Houdini
Moon Knight
Superheldenserie von Jeremy Slater. USA 2022, 6 Folgen
Das Marvel Cinematic Universe hat sich jüngst so weit verzweigt, dass man bald ein GPS braucht. Immerhin sind für «Moon Knight» insofern kaum Vorkenntnisse nötig, als in der Serie bislang keine bekannten Superheldenfiguren gesichtet wurden. Stattdessen gibts einen notorisch übermüdeten Museumsshopmitarbeiter namens Steven (Oscar Isaac), der sich nachts mit Fussfesseln ans Bett kettet. Was soll der Ärmste auch machen, schliesslich nimmt sein gewalttätiges Alter Ego immer mehr überhand.
Als es Steven mit übellaunigen altägyptischen Gottheiten und einem Sektenanführer (Ethan Hawke) samt schiessfreudiger Entourage zu tun bekommt, ist der Killer im eigenen Körper freilich recht nützlich. So schafft «Moon Knight» in den ersten Episoden den nicht ganz einfachen Spagat zwischen Abenteuer und Mindfuck, Humor und Horror. Mit einem grossartigen Oscar Isaac – jedenfalls, solange er nicht unter einer Kapuze steckt. (zas)
Auf Disney+
Personal Shopper
Horrorfilm von Olivier Assayas, F/D 2016, 105 Min.
Können Geister Handynachrichten schreiben? Maureen (Kristen Stewart) arbeitet in Paris als Personal Shopper, als persönliche Einkäuferin für ein Supermodel. Sie hasst den Job und die Stadt, aber sie wartet auf ein Zeichen ihres Zwillingsbruders, der dort gestorben ist. Tatsächlich meint sie, seine Präsenz zu spüren. Und da sind eben diese Handynachrichten, die vom Toten zu stammen scheinen. Der unkonventionelle Horrorfilm läuft in einer Kristen-Stewart-Retrospektive. (ggs)
Do 7.4.–So 10.4., Xenix
Pasolini-Podium
Milo Rau, Stefan Zweifel und weitere Experten und Expertinnen unterhalten sich in dieser Gesprächsrunde über Pier Paolo Pasolini (1922–1975). Der italienische Schriftsteller und Filmemacher («Salò o le 120 giornate di Sodoma») hätte dieses Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert; das Filmpodium widmet ihm gerade eine Retrospektive. (ggs)
Do 7.4., 18 Uhr, Filmpodium

Dokumentarfilm von Heidi Schmid und Christian Labhart, CH 2022, 15 Min.
Auf dem Hirschenplatz in Zürich stehen zwanzig Geflüchtete auf einem Bühnenwagen und sprechen davon, wie der Kanton ihnen den Zugang zu Bildung erschwert. Ein Projekt der Kampagne «Bildung für alle – jetzt!» vom letzten September; Heidi Schmid und Christian Labhart haben es in ihrem Kurzfilm festgehalten. Im Anschluss an die Premiere gibts ein Podiumsgespräch mit dem Regieduo, Protagonistinnen und Protagonisten sowie den Kantonsrätinnen Isabel Garcia (GLP) und Jasmin Pokerschnig (GP). (ggs)
Sa 9.4., 11 Uhr, Riffraff
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