In Rafz toben sich junge Ballermänner aus
Ein 16-Jähriger veranstaltet auf einer Wiese beim Dorf ein Paintball-Turnier. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, das Spiel verherrliche Gewalt.
Rafz - Ist es ein Spiel? Ist es Sport? Oder doch eher moderner Häuserkampf? Klar ist nur eines: Wo immer Paintball auftaucht, führt es zu kontroversen Diskussionen. In den USA hat sich der Wettstreit mit Gasdruckpistole und Farbmunition längst etabliert. Im Herkunftsland dieses Sports treten mittlerweile Profis gegeneinander an. Das Fernsehen überträgt die Meisterschaften seit Jahren. In Deutschland dagegen wollte die regierende Koalition das Spiel nach dem Amoklauf von Winnenden verbieten. Ein Entscheid steht noch aus. Auch in der Schweiz sind die Meinungen geteilt. Die eine Seite spricht von einem harmlosen Spiel, die andere von Kriegsverherrlichung.
Und nun ein Paintball-Event in Rafz. Am Samstag, 29. Mai, wird er zwischen 9 und 20 Uhr auf einer Wiese hinter dem «Hausberg» Gnal über die Bühne gehen. Rund 20 Anmeldungen hat der 16-jährige Organisator Beat Bächi erhalten. 80 bis 100 sollen es letztlich sein, die dann in Fünferteams gegeneinander antreten. Die Spieler tragen Gasdruckpistolen und schützen sich mit Helm, Brille und speziellem Anzug vor blauen Flecken und Blutergüssen. Als Munition benutzen sie Paintballs, Markierer genannt. Die Gelatinekügelchen sind mit Lebensmittelfarbe gefüllt. Im Freien wird biologisch abbaubare Farbe verwendet. In der in Rafz gespielten «Capture the Flag»-Variante tummeln sich die Teilnehmer aber nicht im Wald, sondern auf einem Spielfeld. Aufgeblasene Matten, Quader und Zylinder - sogenannte Sup-Airs - bieten den Angreifern Schutz. Ihr Ziel ist es, auf der gegnerischen Seite eine Flagge zu ergattern. Doch das ist nicht so einfach. Wer von einer Farbkugel getroffen wird, scheidet aus.
Damit Zuschauer den Kampf mitverfolgen können, werden um das Spielfeld herum Netze gespannt. Beim Aufbau wird Bächi von einem professionellen Anbieter unterstützt, der Firma Pbmax - Paintball Games GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Rudolfstetten zählt immer mehr Firmen zu seinen Kunden, die mithilfe von Paintball den Teamgeist fördern wollen.
Bis Bächi vom Gemeinderat Rafz die Bewilligung erhielt, seien längere Diskussionen vorausgegangen. Unter anderem musste er versichern, einen Sanitätsposten und genügend sanitäre Anlagen aufzustellen. Schliesslich lenkte die Behörde ein. Ihr sei jedoch bewusst, dass der Entscheid in der Bevölkerung nicht nur auf Verständnis und Akzeptanz stosse, schreibt der Gemeinderat im aktuellen Verhandlungsbericht. Da es sich aber um eine einmalige Durchführung handle und auch der Pächter der Gemeindeparzelle keine Einwände habe, genehmige er das Vorhaben.
«Modernes Völkerball»
Bächi weiss von etwa zehn Standorten in der Schweiz, an denen er sein Hobby ausüben kann. Im Kanton Zürich ist ihm keiner bekannt. Deshalb habe er in seinem Wohnort einmal einen Versuch starten wollen. Seine Eltern unterstützten ihn dabei. Auf die weit verbreitete Kritik, das Spiel verherrliche Gewalt, reagiert er gelassen. «Das hat doch nichts mit Krieg zu tun», sagt er. Zum Fechten gehörten schliesslich auch Waffen. Und niemand kritisiere den Sport. Nein, Paintball sei harmlos, wiederholt Bächi: «Es ist wie Völkerball, modernes Völkerball.» Auf www.paintball-rafz.ch sind Videos aufgeschaltet, die einen guten Einblick in die «Capture the Flag»-Variante von Paintball geben. Die Spieler tragen Schutzkleidung inklusive Brille, um sich vor schmerzhaften Treffern zu schützen. Foto: Keystone
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