In Tacloban werden die ersten Taifun-Toten begraben
Fast eine Woche nach dem Sturm Haiyan kommen die ersten Hilfsgüter in den Katastrophengebieten an. Über die Zahl der Toten gab es zuletzt widersprüchliche Angaben. Offiziell bestätigt sind bisher 3621 Tote.
Die philippinische Regierung hat ihr Krisenmanagement nach dem verheerenden Taifun Haiyan verteidigt. «In einer Situation wie dieser geht nichts schnell genug», sagte Innenminister Mar Roxas in der Stadt Tacloban, die der Sturm vergangene Woche fast vollständig zerstört hatte. «Die Not ist massiv, die Not ist dringlich, und du kannst nicht jeden erreichen.»
Die Katastrophenschutzbehörde des Landes hat nun neue Todeszahlen veröffentlicht. Mittlerweile seien 3621 Tote gezählt worden, sagte der Leiter der Katastrophenschutzbehörde, Eduardo del Rosario.
Zuvor hatte es Verwirrung um die bestätigte Zahl der Opfer gegeben. Die Vereinten Nationen hatten 4460 Tote genannt, diese Zahl aber später zurückgezogen. Einige Behördenvertreter auf den Philippinen gehen aber sogar von mehr als 10'000 Toten aus.
11,5 Millionen Menschen brauchen Hilfe
Tatsächlich sind jedoch derartige Ungereimtheiten mit Blick auf das Ausmass der Katastrophe und die Probleme bei Infrastruktur und Kommunikation nicht ungewöhnlich. So gehen einige Behördenvertreter auf den Philippinen von mehr als 10'000 Toten aus, sobald Klarheit über das Schicksal der Vermissten herrscht und abgelegene Gebiete erreicht sind.
Viele Menschen gelten weiter als vermisst. Rund 11,5 Millionen Menschen gelten nach UNO-Angaben als hilfsbedürftig. Dazu gehörten unter anderen Verletzte, Hinterbliebene oder obdachlos Gewordene, sagte Nothilfekoordinatorin Valerie Amos.
Das Wetter mit seinen häufigen Niederschlägen behinderte die Verteilung der Hilfsgüter ebenso wie der Mangel an Benzin. So konnten die wenigen vorhandenen Lastwagen die Hilfsgüter vom Flughafen Tacloban nicht in die Stadt bringen, wie Amos sagte. Einsatzteams kämpften sich dennoch mit Kettensägen durch von Schutt und Trümmern blockierte Strassen, um den Weg für die Lieferwagen freizumachen.
Viele Leichen liegen noch am Strassenrand
Inmitten der anrollenden Hilfslieferungen auf den Philippinen sind in der weitgehend zerstörten Stadt Tacloban auf der Insel Leyte die ersten Toten zu Grabe getragen worden. 100 der bisher offiziell gemeldeten 2360 Toten wurden in schwarzen Säcken in einem Massengrab an einem Abhang bestattet. Die Toten waren den Angaben zufolge nicht identifiziert worden, auch eine Predigt gab es nicht. Viele Leichen lagen nach wie vor am Strassenrand.
Unterdessen trafen in den von Taifun Haiyan verwüsteten Gebieten am selben Tag dringend benötigte Hilfslieferungen ein. Wie das UNO-Welternährungsprogramm mitteilte, erhielten 49'000 Menschen in und rund um Tacloban Reis, Wasser und nahrhafte Energieriegel. Der Verwaltungschef der Stadt, Tecson Lim, sagte 70 Prozent der 220'000 Einwohner bräuchten Hilfe, allerdings seien nur 70 der 2700 städtischen Beschäftigten zur Arbeit gekommen.
US-Flugzeugträger angekommen
Auf dem Flughafen landeten am frühen Donnerstagmorgen erste Transportmaschinen mit Versorgungsgütern an Bord. Es waren die ersten Nachtflüge seit dem zerstörerischen Durchzug des Taifuns am vergangenen Freitag. Das weckte die Hoffnung, dass nun Systeme zur Luftverkehrskontrolle wieder aktiv seien – und damit rund um die Uhr umfangreiche Hilfsoperationen möglich wären.
Der US-Flugzeugträger George Washington kam im Golf von Leyte an. Das Schiff bringt 21 Helikopter mit, die Hilfsgüter und Rettungspersonal in die entlegenen Gebiete bringen können. Andere US-Schiffe befinden sich bereits in der Region. Zudem könnten die USA die Zahl der zur Katastrophenhilfe abgestellten US-Truppen vor Ort bis Ende der Woche auf mehr als 1000 verdreifachen, hiess es.
«Können Gestank nicht mehr aushalten»
Japan prüft derweil, 1000 Soldaten auf die Philippinen zu entsenden, wie es auf der Facebook-Seite von Ministerpräsident Shinzo Abe hiess.
Insgesamt verloren 545'000 Menschen auf Leyte und den anderen vom Taifun heimgesuchten Inseln ihre Häuser. Tausende Menschen harrten am Flughafen in Tacloban aus in der Hoffnung, die Insel verlassen zu können, darunter einige Soldaten. «Meine Familie hat nichts zu essen, und wir haben keine Bleibe», klagte der Militärhauptmann William Escala. «Wir können den Gestank nicht mehr aushalten. Die Kinder werden krank.»
sda/AP/kpn/chk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch