In Zürich ist Platz für den Wolf
Wissenschaftler der Universität haben untersucht, welche Gebiete für das Grossraubtier als Lebensraum infrage kommen. Sie sind ganz in der Nähe fündig geworden.
Der Wolf gerät immer wieder in die Schlagzeilen – nicht zuletzt wegen seiner viele Feinde. Erst am Freitag haben Spaziergänger den Kadaver einer gewilderten Wölfin in einem Wald in Val d'Anniviers entdeckt. Dort, im Wallis, ist die Rückkehr des Grossraubtiers ein Politikum. Die CVP macht sogar Wahlkampf auf seine Kosten.
Ganz anders im Kanton Zürich: Hier könnte der Wolf auf Wohlwollen zählen. Und es gäbe hier auch tatsächlich Orte, die sich für ihn als Lebensraum eignen würden. Das geht aus einer Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Zürich hervor.
Sie wollten wissen, wo der Wolf in der Schweiz die grössten Überlebenschancen hat. Einerseits suchten sie das Land nach seinem bevorzugten Lebensraum ab: hohe Wildbestände, geringe Bevölkerungsdichte, mittlere Höhenlage und viel Wald. Anderseits gingen sie aber auch der Frage nach, wo das Raubtier von der Bevölkerung akzeptiert wird.
Bisher tauchte er am falschen Ort auf
Laut Gabriele Cozzi vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften verschickten die Forscher dazu landesweit 10'000 Fragebogen. Rund ein Drittel davon sei beantwortet worden. Eine hohe Quote, die zeige, dass das Thema Wolf die Menschen interessiere.
Das Resultat der Untersuchung: Rund 13'800 Quadratkilometer wären für den Wolf als Lebensraum geeignet, aber nur auf 2500 davon würde er auch geduldet. Die besten Chancen hat das Tier in der Ostschweiz, in Graubünden, im Tessin und im Jura. Betrachtet man die Gebiete in der Ostschweiz genauer, fällt auf: Auch im Kanton Zürich hätte der Wolf Überlebenschancen.
Allerdings nicht im Flachland, wo die bisher gesichteten Wölfe auftauchten, die mutmasslich aus dem Rudel im Calandamassiv hierher gewandert waren (siehe Karte). Sondern in den hügligen Voralpen des Zürcher Oberlands: Im Gebiet um Tössstock und Schnebelhorn an der Grenze zu St. Gallen und im Gebiet nördlich des Hörnlis an der Grenze zum Thurgau haben die Forscher ideale Lebensräume ermittelt. Das nächste potenzielle Wolfsgebiet ausserhalb der Kantonsgrenzen liegt im Churfirstengebiet beim Walensee.
Nahrung hätte es genug
Das Resultat überrascht Fachleute nicht. Bereits bei der letzten Wolfssichtung im Kanton Zürich, als im Oktober 2016 ein Mann im Gebiet Russikon einen Wolf fotografierte, sagte David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz, dass der Wolf im Kanton Zürich höchstens im Wildschongebiet Tössstock eine Überlebenschance hätte.
Urs Philipp, Chef der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung, ist aber skeptisch, ob sich ein Wolfsrudel langfristig im Tössgebiet niederlassen wird. Ein Rudel brauche ein Gebiet von 15'000 bis 20'000 Hektaren – im dichtbesiedelten Kanton Zürich ein Problem. Die von den universitären Forschern gefundenen zwei Gebiete erfüllen diese Grössenanforderung nur knapp.
Kein Problem gäbe es hingegen bezüglich Nahrung, weil es im Tösstal Hirsche, Rehe, Wildschweine und auch Gämsen gibt. Aber Prognosen zu stellen, sei sehr schwierig, sagt Philipp. In Italien und Polen würden Wölfe auch am Rande von Siedlungsgebieten vorkommen, die Tiere seien sehr anpassungsfähig.
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