- Informatik Wenn die Maus Papierberge frisst Mit papierlosen Rechnungen Umwelt und Nerven schonen Von Kurt Haupt, SDA/MID
Über acht Kilometer hoch ist der Papierberg, den allein die Swisscom jährlich in Form von Rechnungen verschickt.
Mit papierlosen Rechnungen und digitalen Zahlungsverfahren können auch Private Papier, Zeit und Nerven sparen und dabei die Umwelt schonen. Die meisten Schweizer sind mit ihren Rechnungen noch immer im Papierkrieg. Erst klaubt man sie mit bösen Vorahnungen aus dem Briefkasten, dann fummelt man sie aus Couverts und blättert stirnrunzelnd durch Seiten aus Zahlenkolonnen, Erklärungen und Werbung. Beim Bezahlen trennen sich die Wege von Traditionalisten, Bequemen und Halbmodernen. Die Urigsten beschaffen sich Bargeld und tragen dieses mit dem Einzahlungsschein auf die Post. Die Bequemeren stecken Zahlungsanweisung und Einzahlungsschein in ein Couvert und verschicken das Ganze zur Erledigung an Bank oder Postfinance. Die Halbmodernen setzen sich vor den PC und zahlen via Internetbanking. Dabei üben sie sich meist im Abtippen langer IBAN- und Referenznummern. Lesen, klicken, fertig Modern und vor allem ökologischer zahlen die inzwischen rund 420'000 Nutzer der sogenannten E-Rechnung. Um papierlose Rechnungen einfach per Mausklick zu bezahlen, muss man allerdings E-Banking nutzen. Ferner muss einmalig dem Rechnungssteller mitgeteilt werden, dass man statt Papier nur Bits und Bytes erhalten will. Die Umstellung von Papier auf E-Rechnung erfolgt aber meist einfach per Maus. Wer beispielsweise seine herkömmliche Telefonrechnung per Internetbanking zahlt, wird vom E-Banking- Programm automatisch angefragt, ob er von der Papier- auf eine E- Rechnung umstellen will. Wer zustimmt, erhält die nächste Rechnung als digitales Papier im PDF-Format. Solche Rechnungen kann man am Bildschirm betrachten, auf der Festplatte speichern und bei Bedarf ausdrucken. Ist man mit der Rechnung einverstanden, bezahlt man diese mit wenigen Mausklicks. Man hat also jederzeit die Kontrolle über seine Finanzen, weil nicht nur der Rechnungssteller, sondern auch jede einzelne Rechnung vor der Zahlung autorisiert werden muss. Die Vertraulichkeit ist gewährleistet, weil die Rechnungen nicht mit unsicheren E-Mails, sondern über das geschützte E-Banking-System ausgeliefert werden. Immer beliebter E-Rechnungen werden immer beliebter. Verschickte PostFinance im Jahr 2005 erst eine halbe Million papierlose Rechnungen, hat sich diese Zahl inzwischen verfünffacht. «Postfinance und Banken werden im Jahr 2010 zusammen rund sechs Millionen E-Rechnungen an Private ausliefern. Damit machen diese dann zwar erst 2 Prozent aller verschickten Rechnungen aus. Aber die Tendenz ist weiterhin stark steigend», erklärt Marc Andrey, Mediensprecher von PostFinance. Bei der E-Rechnung ist übrigens für Firmen und Rechnungsempfänger egal, ob diese per Bank oder PostFinance bezahlt werden. Postfinance und der Bankendienstleister SIX Paynet haben ihre Systeme vereinheitlicht und durchgängig gemacht. Auf der unter www.e-rechnung.ch im Internet abrufbaren Liste finden sich über 160 Firmen. Dazu gehören neben Telekomdienstleistern wie Swisscom, Sunrise und Orange auch Billag, Strom- und Wasserversorger, Versicherungen, Kreditkarten-Anbieter sowie öffentliche Verwaltungen. Sparpotenzial Einer der grössten Rechnungsversender ist die Swisscom. «Wir benötigen für unsere Rechnungen jährlich 73 Millionen Blatt Papier», sagt Mediensprecher Olaf Schulze. Dieser Stapel hätte eine Höhe von 8,1 Kilometern. Deshalb fördert die Swisscom papierlose Rechnungen aktiv. «Inzwischen zahlen 8,1 Prozent unserer Kunden papierlos, vor zwei Jahren waren es erst 4,8 Prozent», erklärt Schulze. Neben der E-Rechnung nutzen die Swisscom-Kunden aber auch andere papierlose Verfahren, etwa Debit Direct und Lastschriftverfahren. «Das grosse Wachstum stellen wir aber bei der E-Rechnung fest. Unsere Kunden wollen ein einfaches und sicheres Zahlungsverfahren, bei dem sie die volle Kostenkontrolle haben», sagt Schulze Ähnlich tönt es bei Orange: «2005 erhielten erst 6000 Kunden eine digitale Rechnung, heute verschicken wir gegen 100'000», sagt Sprecherin Therese Wenger. Orange will den Anteil der E-Rechnungen von heute 13 bis Ende Jahr auf rund 20 Prozent steigern «Die monatlichen Zuwachsraten sind vielversprechend», freut sich Wenger. Im internationalen Vergleich hat die Schweiz noch viel Entwicklungspotenzial: In Österreich beispielsweise verschicken Telekomanbieter bereits bis zu 40 Prozent der Rechnungen papierlos. Selber archivieren Bei allen Vorteilen - die Nachteile der elektronischen Rechnung sollen nicht verschwiegen werden. Die E-Rechnungen werden nämlich von Banken und PostFinance nur für wenige Monate im E-Banking angezeigt. Telekomanbieter wie Orange halten die Rechnungen während zwölf Monaten online verfügbar. Danach ist der Konsument selber dafür zuständig, dass er seine elektronische Rechnung in den Tiefen seiner Festplatte auch nach Jahren wieder auffindet. Datenverwaltung und Sicherung ist also Pflicht. Natürlich kann man E-Rechnungen auch ausdrucken. Dann verwandelt sich der ökologische Vorteil aber schnell in einen Nachteil, weil die privat benutzten Kleindrucker verschwenderischer mit Ressourcen umgehen als Grossdruckereien.
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