«Innen? Ich habe kein Inneres»
In einem bizarren TV-Experiment aus den Fünfzigern beschreibt eine amerikanische Hausfrau ihre Empfindungen – nach Einnahme einer Dosis der Droge LSD.
Die Schwarz-Weiss-Aufnahmen, die der Journalist und Autor Don Lattin auf der Onlinesite «Huffington Post» publizierte, zeigen ein Interview, das gegen 1956 ausgestrahlt wurde – im Rahmen einer Sendung über geistige Gesundheit. Die Frau im Bild hatte sich freiwillig für das Experiment zur Verfügung gestellt, das in einem Spital in Los Angeles stattfand.
«Stabil und gut ausbalanciert»
Der Wissenschaftler namens Dr. Sidney Cohen stellt zu Beginn des Interviews die Frage: «Fühlen Sie sich normal?» «Ich hoffe, ich bin normal», erwidert die Frau, die vor dem Experiment sichtlich nervös ist. Der Forscher antwortet, dass die psychologischen Tests vor dem Versuch ergeben hätten, dass sie «eine sehr stabile und gut ausbalancierte» Person sei.
Ein schüchternes Lächeln von ihr; sodann beginnt der Ernstfall. «Trinken Sie das», sagt Cohen und reicht ihr ein Glas voll Wasser, das eine Dosis Lysergsäurediethylamid (LSD) enthält, «wir kommen nach einer Weile wieder und sehen, wie es Ihnen geht.»
Worte aus einer anderen Welt
Rund drei Stunden später: Die Frau lächelt entrückt und spielt mit dem Zeigefinger in der Luft herum, offensichtlich bereits unter dem Einfluss der halluzinogenen Droge. «Erzählen Sie», sagt der Forscher. Doch die Testperson erwidert nach einem Lächeln, dass sie das gar nicht könne. Schliesslich versucht sie es doch. «Es ist hier», sagt sie, «können Sie es nicht fühlen?»
Sie gestikuliert und ringt nach Worten. «Alles ist farbig und ich kann die Luft fühlen», sagt sie dann, «ich kann es sehen. Ich kann alle Moleküle sehen. Ich bin ein Teil davon. Können Sie es nicht sehen?» «Ich versuche es», erwidert der Cohen.
«Innen? Ich habe kein Inneres»
«Wie fühlen Sie sich im Inneren», fragt der Wissenschaftler nach einer Weile. «Innen?» Die Frau scheint tief in sich hineinzuhören. Dann blickt sie ihn sehr ernst an und sagt: «Ich habe kein Inneres.» Auf die Frage, was dies alles für sie bedeute, sagt die Frau: «Ich habe in meinem Leben noch nie eine so grenzenlose Schönheit gesehen.»
Das alles kann der Wissenschaftler freilich kaum nachfühlen – und noch weniger das Fernsehpublikum. «Erzählen Sie mir darüber», bittet er seine Versuchsteilnehmerin erneut.
Vergeblich. «Ich kann Ihnen darüber nichts erzählen. Wenn Sie es nicht sehen, werden Sie es nie wissen», sagt sie mit Kopfschütteln und einem mitleidigen Lächeln, «es tut mir leid für Sie.»
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