Verkauf der BZ-BankInvestor Martin Ebner trennt sich vom Grundstein seines Imperiums
Das 1985 gegründete Geldinstitut stand im Zentrum seiner spektakulären Angriffe auf die grössten Schweizer Konzerne. Nun übernimmt die Bündner KB die Mehrheit.

Sie steht am Anfang seines Aufstiegs. Die 1985 gegründete BZ Bank stand lange Zeit im Zentrum der Geschäfte von Martin Ebner. Nun verkauft er die Mehrheit an die Graubündner Kantonalbank (GKB). Diese übernimmt 70 Prozent des Instituts. Bislang gehörte es zu 100 Prozent Ebner und seiner Frau Rosmarie.
Den Verkaufspreis legt der 77-jährige Unternehmer Ebner nicht offen. Seine Beteiligungsgesellschaft Patinex und die BZ Bank nehmen über die Medienmitteilung hinaus nicht Stellung.
Die GKB teilt mit, dass sie die Transaktion für die Bank mit elf Mitarbeitenden, einem Jahresgewinn von 12 Millionen Franken und 14 Milliarden Franken Kundenvermögen aus den Eigenmitteln finanziert. Details nennt aber auch sie nicht.
Klar ist, dass mit dem Verkauf eine Ära der Schweizer Wirtschaftsgeschichte endet. Martin Ebner setzte als «aktiver Aktionär» in den 90er-Jahren reihenweise Schweizer Grosskonzerne unter Druck – dabei spielte die BZ Bank eine entscheidende Rolle. Sein Kampf mit den UBS-Chefs bestimmte die Schlagzeilen, doch auch bei Sandoz, Roche, Rieter oder ABB ging es zur Sache.

Ebner predigte in den neunziger Jahren den Shareholder-Value, sprach von einer «Revolution der Eigentümer». Das Management der Firmen wurde unzimperlich unter Druck gesetzt, dafür zu sorgen, dass der Aktienkurs kletterte. Damit war er wohl der erste aktivistische Investor der Schweiz.
Blocher rettete einst die BZ Bank
Gleichzeitig sollten die Schweizerinnen und Schweizer zu Anlegern werden. Ebner bewarb zu diesem Zweck öffentlichkeitswirksam das Aktiensparen mit der BZ Bank. Es war für ihn eine «Genugtuung, wenn Kleinsparer Aktien kaufen». Die Strategie erlitt aber schon bald Schiffbruch. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase stand die Bank vor dem Konkurs.

Der «NZZ am Sonntag» bestätigte Ebner vor zwei Jahren die Gerüchte, dass ihm SVP-Vordenker und Freund Christoph Blocher Geld lieh, um seine Bank zu retten. «Es wäre dumm von mir, wenn ich jetzt sagen würde, er sei nicht auch dabei gewesen.» Blochers Darlehen sei aber kein Freundschaftskredit gewesen. «Es war ein ganz normaler, besicherter Geschäftskredit. Es gab keine Subventionen von irgendeiner Seite», so Ebner.
Ebner benötigte einige Jahre, um sich von dem Rückschlag zu erholen. Statt eines Vermögens von 5 Milliarden Franken hatte er plötzlich gigantische Schulden. Mit einer Reihe von Beteiligungen an in- und ausländischen Firmen gelang ihm das Comeback. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schätzte sein Vermögen zuletzt auf 3 bis 3,5 Milliarden Franken.

Über die Jahre wurde so aus der BZ Bank, dem einstigen Kern seines Schaffens, eine von vielen Beteiligungen. Es ist nicht das einzige Engagement, das er zurückfährt. Im letzten Jahr verkaufte er seine Anteile am St. Galler Pharmaunternehmen Vifor. Mit dem Deal soll er rund 1 Milliarde Franken verdient haben. Seit einiger Zeit gibt es auch Gerüchte, dass Ebner sich von seinen Anteilen am Genfer IT-Unternehmen Temenos trennen könnte. Keine derartigen Spekulationen gibt es aber bislang um sein Engagement bei der Fluggesellschaft Helvetic.
«Martin Ebner sucht eine Nachfolgelösung und vertraut uns sein Lebenswerk an.»
Für die BZ Bank habe es immer wieder Interessenten gegeben, heisst es aus dem Umfeld des Instituts. Nun macht die Bündner KB das Rennen. Laut GKB-Chef Daniel Fust liefen die Gespräche mit Ebner seit rund einem Jahr: «Martin Ebner sucht eine Nachfolgelösung und vertraut uns sein Lebenswerk an.» Die BZ Bank soll weiterlaufen wie bisher. «Wir wollen keine GKB-Filiale daraus machen, mit der Zeit werden ganz natürlich Synergien entstehen», so Fust.
Risiko für die Bündner Steuerzahler?
Warum greift die Staatsbank bei dem Vehikel zu? Geht der Kanton dabei nicht ein Risiko ein? Die GKB verfüge zwar über eine Staatsgarantie, doch gelte diese nicht für die Beteiligungen der Bank. «Es besteht daher kein Zusammenhang zum Private-Equity-Geschäft der BZ Bank», so Fust. Die Bank hält das Geschäft für interessant, könne das dafür notwendige Wissen aber nicht selbst aufbauen.
Zudem sucht sie zusätzliche Ertragsquellen, da die Wirtschaft des Kantons Graubünden im Vergleich zu anderen Regionen nicht so stark wächst. «Wir wollen auch ausserhalb des Kantons wachsen», so Fust. Das gelinge mit Beteiligungen an rentablen Unternehmen ausserhalb Graubündens.
Diese Zusatzerträge würden auch dem Bündner Steuerzahler zugutekommen. Im letzten Jahr habe die Bank mehr als 460 Franken pro Kopf an den Kanton ausgeschüttet. So viel wie kaum eine andere KB.
Auch das ist eine Form des Shareholder-Value. Aber vielleicht nicht die, welche Martin Ebner einst im Sinn hatte.
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