IS bekennt sich zu Anschlag mit 61 Toten in Pakistan
In der pakistanischen Stadt Quetta haben IS-Jihadisten eine Polizeiakademie angegriffen. Sie schossen auf schlafende Kadetten.
Drei Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben eine Polizeiakademie in der Stadt Quetta in Pakistans Unruheprovinz Baluchistan gestürmt. Es gab 61 Tote und 134 Verletzte.
Auch die drei Täter seien tot. Nach Militärangaben zündeten zwei der Angreifer bei dem Überfall Sprengstoffwesten, einer wurde erschossen. Der Innenminister von Belutschistan, Sarfraz Bugti, erklärte den stundenlangen Einsatz der Sicherheitskräfte in Quetta am frühen Morgen für beendet.
Feuer auf schlafende Kadetten eröffnet
Die Angreifer waren am Montag gegen 22 Uhr in den Komplex am Rande der Grossstadt Quetta eingedrungen. Zu diesem Zeitpunkt sollen sich auf dem Gelände rund 700 Kadetten aufgehalten haben. Medien berichteten von heftigen Feuerwechseln und schweren Explosionen. Die Polizei befreite zum Ende der Gefechte etwa 250 Geiseln.
Laut dem Innenminister Baluchistans, Sarfraz Bugti, waren die Täter bis zu einem Schlafsaal vorgedrungen und hatten dort das Feuer auf die schlafenden Kadetten eröffnet.
In sozialen Medien kursierten Bilder der Opfer. Sie zeigten teilweise sehr junge Männer in Trainingsanzügen oder Unterwäsche auf den typischen mit bunten Plastikriemen bespannten Matratzen.
IS übernimmt Verantwortung
Hinter dem Angriff steckt offenbar die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder eine ihr angeschlossene Gruppe. Der IS veröffentlichte am Dienstag über sein Sprachrohr, die Propaganda-Agentur Amaq, eine kurze Stellungnahme sowie ein Bild der Angreifer. Der Text beschreibt, wie sich die drei Attentäter mit «leichten Waffen und Handgranaten» ein vierstündiges Feuergefecht mit Sicherheitskräften geliefert hätten.
In einem Anruf bei einem gut vernetzten pakistanischen Journalisten drohte ein IS-Kommandant mit weiteren Anschlägen. Bald werde der IS «der Albtraum der pakistanischen Regierung» sein.
Ein Offizier des paramilitärischen Grenzkorps, General Sher Afghan, machte eine pakistanische Extremistengruppe verantwortlich, die dem Islamischen Staat 2015 die Anhängerschaft geschworen hatte: Lashkar-e-Jhangvi al-Almi - ein Ableger der sunnitischen pakistanischen Extremistengruppe Lashkar-e Jangvi.
IS will Kalifat errichten
Die pakistanische Regierung betont immer wieder, dass der IS keine organisierte Präsenz im Land habe. Medien melden aber regelmässig Razzien und die Festnahme von Schläfern oder Kämpfern der Miliz. Der IS selbst bekundet, er wolle auf pakistanischem und afghanischem Staatsgebiet eine Provinz seines «Kalifats» einrichten, die Provinz Khorasan.
Zuletzt hatte der pakistanische IS im August einen grossen Anschlag für sich reklamiert, ebenfalls in Quetta. Dabei waren vor einem Spital bis zu 88 Menschen getötet und fast 190 verletzt worden. Allerdings bekannte sich auch die Gruppe Jamaat-ul-Ahrar zur Tat.
Mehrere extremistische Gruppen
Nachdem das pakistanische Militär vor drei Jahren begonnen hatte, energisch gegen einige Extremistengruppen vorzugehen, ging die Zahl der Anschläge und Opfer 2015 um fast die Hälfte zurück. Dieses Jahr gab es wieder mehr grosse Anschläge - bisher fünf. Wöchentlich verüben Extremisten kleinere Attentate, bei denen regelmässig Mitarbeiter des Staates, Mitglieder von Minderheiten und Zivilisten sterben.
Belutschistan ist zugleich die grösste, ärmste und unruhigste Provinz Pakistans. Dort sind mehr extremistische Gruppen präsent und aktiv als in den anderen Landesteilen. Separatisten kämpfen zum Beispiel für die Abspaltung von Pakistan oder für mehr politische und finanzielle Autonomie der Provinz. Auch einige pakistanische Taliban-Gruppen sowie die afghanischen Taliban haben hier ihre Basis.
AFP/chi
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