IS-Terroristen enthaupten britische Geisel
Im Internet taucht ein weiteres Video einer Enthauptung auf: Der schottische Entwicklungshelfer David Haines wurde von der Jihadisten-Gruppe Islamischer Staat getötet.
Ein britischer Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation ist das nächste Opfer der Terrorgruppe Islamischer Staat. Die Extremisten veröffentlichten in der Nacht auf heute ein Video, in dem die Enthauptung des Briten David Cawthorne Haines zu sehen ist. Ähnliche Aufnahmen von der Tötung der US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff durch die Miliz hatten in den vergangenen Wochen für weltweite Empörung gesorgt. Grossbritanniens Premierminister David Cameron bestätigte, dass es sich bei dem Getöteten um Haines handele.
Der britische Premier verurteilte die Ermordung des 2013 in Syrien entführten Haines als einen «Akt des puren Bösen», wie er am späten Samstagabend auf Twitter schrieb. «Das ist ein verabscheuungswürdiger und schrecklicher Mord an einem unschuldigen Entwicklungshelfer.» US-Präsident Barack Obama verurteilte die Tat als «barbarischen Mord» und wies wie Cameron darauf hin, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.
Cameron kehrte um kurz nach Mitternacht in seinen Amtssitz in der Londoner Downing Street zurück. Es wird erwartet, dass er heute Morgen zu einem Treffen mit der Regierungskommission zur Gefahrenabwehr zusammenkommt.
Das britische Aussenministerium hatte zuvor erklärt, es arbeite mit Hochdruck daran, die Echtheit des Videos zu überprüfen. Bereits in dem Video der Enthauptung von Sotloff hatte die Terrorgruppe damit gedroht, den 44-Jährigen aus Grossbritannien zu töten.
Dritte getötete Geisel
Haines ist die dritte IS-Geisel nach Foley und Sotloff, von der die Milizen ein Tötungsvideo verbreiteten. Er war im März 2013 in Syrien in der Nähe eines Flüchtlingscamps während eines Einsatzes für die internationale Hilfsorganisation Acted entführt worden. Die Organisation mit Sitz in Paris hatte sich um Tausende syrische Vertriebene gekümmert, die im syrischen Bürgerkrieg aus ihren Heimatorten flüchten mussten.
Acted hatte zuletzt berichtet, Haines sei seit 1999 weltweit als Helfer im Einsatz gewesen, unter anderem auf dem Balkan, in Afrika und im Nahen Osten. Zuletzt hatte er im Südsudan gearbeitet, bevor er nach Syrien gegangen sei.
In der Aufnahme mit dem Titel «Eine Nachricht an die Verbündeten von Amerika» ist der 44-Jährige in einem orangen Overall gekleidet zu sehen, der wie die dürre Landschaft im Hintergrund an die Tötungsvideos der beiden US-Journalisten erinnert. In dem neuen Video droht die IS damit, beim nächsten Mal einen ähnlich wie Haines gekleideten weiteren Gefangenen aus Grossbritannien umzubringen. IS soll ebenfalls in der Nacht auf heute weitere Enthauptungsvideos von kurdischen und libanesischen Soldaten sowie eine Aufnahme einer Massenhinrichtung von syrischen Soldaten veröffentlicht haben.
Cameron «für Hinrichtung verantwortlich»
Die SITE Intelligence Group, die die Internetseiten von Extremisten beobachtet und über das Haines-Video berichtete, stellte eine Niederschrift der Aussagen von Haines während der Aufnahme zur Verfügung. Demnach sagt der Brite, Cameron sei «vollkommen für seine Hinrichtung verantwortlich», weil er «freiwillig in eine Koalition mit den USA gegen den Islamischen Staat eingetreten» sei.
Haines' Peiniger spricht in dem Video mit demselben britischen Akzent wie der Täter in den vorherigen Videos. Er weist Grossbritannien darauf hin, dass das Land durch seine Allianz mit den USA nur seine «Zerstörung beschleunigen» werde. Das britische Volk werde so in einen «weiteren blutigen und aussichtslosen Krieg» hineingezogen. Haines bezahle den Preis dafür, dass sein Land die Entscheidung getroffen habe, Waffen an die kurdischen Peshmerga-Kämpfer im Nordirak zu liefern, die dort gegen den IS kämpfen.
«Wir werden ihn schrecklich vermissen»
Die Familie von Haines hatte sich erst Stunden zuvor mit einer öffentlichen Bitte an die Entführer gewandt. Sie forderten den Islamischen Staat darin auf, sie zu kontaktieren.
Nach der Veröffentlichung des Videos sagte Haines' Bruder Mike, David habe sein Leben der humanitären Arbeit gewidmet. «Sein Glück und seine Vorfreude auf die Arbeit, die er in Syrien machen wollte, sind für mich und meine Familie die wichtigsten Elemente dieser ganzen traurigen Sache. Er wurde und wird von seiner ganzen Familie geliebt und wird schrecklich vermisst werden.» David Haines hinterlässt laut Angaben britischer Medien zwei Töchter.
Obama verurteilt Tötung
US-Präsident Barack Obama hat die mutmassliche Ermordung des britischen Entwicklungshelfers David Haines durch den Islamischen Staat (IS) als «barbarischen Mord» verurteilt und den Briten seine Solidarität zugesichert. «Die USA stehen heute Nacht Schulter an Schulter mit unserem engen Freund und Verbündeten – in Trauer und Entschlossenheit», hiess es in einer Erklärung Obamas, die das Weisse Haus am Samstagabend (Ortszeit) veröffentlichte.
Seine Gefühle seien bei der Familie von David Haines und bei allen Briten, erklärte Obama weiter. «Wir werden mit dem Vereinigten Königreich und einer breiten Koalition von Ländern aus der Region und der ganzen Welt die Täter dieser abscheulichen Tat zur Rechenschaft ziehen und die Bedrohung (durch den IS) schwächen und zerstören.»
Kritik aus Frankreich und Deutschland
Auch die französische Regierung verurteilte die Tat scharf. Die Tötung des Entwicklungshelfers David Haines durch den IS sei ein «abscheulicher Mord», hiess es heute Morgen in einer verbreiteten Erklärung aus Paris. Die Tat zeige einmal mehr, dass die internationale Gemeinschaft gegen diese «feige und niederträchtige Organisation» vorgehen müsse. Die französische Präsidentschaft drückte in ihrer Erklärung ihre Solidarität mit Grossbritannien sowie mit der Familie des Getöteten aus.
Deutschlands Aussenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Ermordung der britischen IS-Geisel David Haines als «abscheulichen Akt barbarischer Gewalt jenseits aller Grenzen menschlicher Zivilisation» verurteilt. Die Veröffentlichung und Verbreitung der Aufnahmen seiner Tötung im Internet sei ein weiterer inakzeptabler Tabubruch, betonte der SPD-Politiker in einer heute verbreiteten Erklärung.
Dort wo die Terrormiliz IS herrsche, werde gemordet, vergewaltigt, gebrandschatzt. «Die internationale Gemeinschaft muss sich dieser Bedrohung für den Irak, die ganze Region und auch uns entschlossen entgegenstellen», sagte Steinmeier.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer menschenverachtenden Tat der Terroristen, die durch nichts zu rechtfertigen sei und geahndet werden müsse.
AP/AFP/chk
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