Islamisten verstärken Belagerung von Kobani
Trotz der internationalen Luftschläge erhöht die Terrormiliz Islamischer Staat den Druck auf die nordsyrische Stadt Kobani. Die USA richten sich laut Verteidigungsminister Hagel auf einen langwierigen Kampf ein.
Die USA richten sich auf einen langwierigen Kampf gegen die radikale IS-Miliz ein. Bei den Luftangriffen auf die Stellungen der Extremisten rund um die strategisch wichtige syrische Stadt Kobani seien allerdings Fortschritte erzielt worden, sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel.
Die IS-Kämpfer seien zurückgedrängt worden. Der Kampf sei langfristig, schwierig und kompliziert. Ausserdem müsse man dabei viele Faktoren bedenken. Die USA arbeiteten derzeit an einer Strategie mit ihren Partnern.
Kobani von drei Seiten in der Zange
Zuvor hatten die Jihadisten ihre Angriffe auf Kobani intensiviert. Nach Angaben von Aktivisten nahmen die IS-Milizen die Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten von drei Seiten in die Zange. Der Aktivist Farhad al-Schami berichtete der Nachrichtenagentur dpa am Telefon, es gebe heftige Gefechte im Süden, Westen und vor allem im Osten der Stadt.
Den nur mit leichten Waffen ausgerüsteten kurdischen Kämpfern sei es gelungen, in der Nacht mindestens sieben Angriffe im Südwesten zurückzuschlagen. Der Direktor der Syrischen Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte der Nachrichtenagentur AFP, kleine Gruppen kurdischer Kämpfer versuchten, den Belagerungsring der IS-Milizen zu durchbrechen und den Extremisten so in den Rücken zu fallen.
Alte Menschen harren aus
Die Jihadisten versuchen seit Freitag, die lebenswichtige Versorgungsroute der Kurden zur türkischen Grenze zu erobern. Die meisten Bewohner Kobanes sind bereits geflüchtet. Nach UNO-Schätzungen befinden sich aber noch immer rund 12'000 Zivilisten in und um Kobani, darunter rund 700 alte Menschen.
Angesichts des Vormarsches der IS forderten die kurdischen Kämpfer verstärkte Luftangriffe. Zwar habe der IS durch die Angriffe der USA und ihrer Verbündeten schwere Verluste erlitten, erklärte die Kurdenmiliz YPG. In den vergangenen beiden Tagen seien die Einsätze aber nicht mehr so erfolgreich gewesen.
Neue Offensive im Irak
Auch im Irak erhöhen die IS-Milizen den Druck. Wie das Nachrichtenportal «Sumaria News» berichtete, versuchten die Extremisten mit zwei aufeinanderfolgenden Angriffen, die strategisch wichtige Ortschaft Amirijat al-Falludscha zu übernehmen. Irakische Streitkräfte und Stammeskrieger hätten die Terrormiliz jedoch zurückschlagen können.
Die Regionalregierung der westlichen Provinz Anbar hatte laut «Sumaria News» am Freitag entschieden, dass sie einen Einsatz von Bodentruppen der internationalen Koalition befürworten würde. Eine Entsendung von Bodentruppen steht in der Koalition derzeit aber nicht zur Debatte.
Kritik von Erdogan
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die Unterstützer der syrischen Kurdenkämpfer in seinem Land scharf. Sie wollen seiner Aussage nach den Friedensprozess mit der kurdischen Minderheit in der Türkei sabotieren. «Unter dem Vorwand Kobani greifen sie den Frieden, die Stabilität und die Brüderlichkeit in der Türkei an», sagte Erdogan laut der Nachrichtenagentur Anadolu.
Die in der Türkei verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK kritisierte ihrerseits die türkische Regierung. «Wir haben die Türkei gewarnt. Wenn sie so weiter machen, dann wird die Guerilla den Verteidigungskrieg zum Schutz des Volkes wieder aufnehmen», drohte der ranghohe PKK-Anführer Cemil Bayik in einem Interview mit dem ARD-Hörfunk. Die türkische Regierungspartei AKP sei verantwortlich «für das, was sich in Kobani und in der Türkei abspielt».
Nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums waren in der vergangenen Woche bei Protesten in mehreren türkischen Städten 31 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt worden. Die Kurden demonstrierten gegen die Zurückhaltung der Regierung in Ankara angesichts des Vormarschs der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in den nordsyrischen Kurdengebieten rund um die Stadt Kobani.
Forderung nach Autonomie
Bayik sagte in dem am Samstag veröffentlichten Interview, alle aus der Türkei abgezogenen Kämpfer seien zurückgeschickt worden. Die PKK hatte im Rahmen der Ende 2012 aufgenommenen Friedensverhandlungen einen Teil ihrer Kämpfer im Frühjahr vergangenen Jahres abgezogen und im nordirakischen Kandil-Gebirge stationiert. Die Gesamtzahl der PKK-Kämpfer wird auf etwa 5000 geschätzt. Wie viele nun in die Türkei zurückgekehrt sind, sagte Bayik nicht.
Mit 15 Millionen Menschen stellen die Kurden etwa ein Fünftel der Bevölkerung in der Türkei. Viele von ihnen fordern mehr politische und kulturelle Autonomie. Im Jahrzehnte dauernden Konflikt um diese Forderungen sind zehntausende Menschen getötet worden.
Die türkische Regierung unter dem früheren Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Erdogan verhandelt mit dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan über eine Beilegung dieses Konflikts. Dieser liess nun aus seinem Gefängnis verlauten, sollte Kobani fallen, bedeute dies das Ende des Friedensprozesses.
SDA/thu
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