IWF will offenbar griechischen Sanierungsplan ändern «Spiegel» - Währungsfonds glaubt nicht mehr an bisherige Strategie
Berlin Der Internationale Währungsfonds (IWF) glaubt laut einem Medienbericht nicht mehr, dass Griechenland mit der bisherigen Strategie auf die Beine kommen kann.
Der IWF wolle deswegen die Eckpunkte des Sanierungsprogrammes ändern, berichtete das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» am Sonntag unter Berufung auf einen internen Vermerk. Demnach müssten die Griechen entweder mehr sparen, die privaten Gläubiger auf mehr Forderungen verzichten oder die staatlichen Kreditgeber mehr Geld bereitstellen. Die Gläubigergruppe aus IWF, Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission reist Ende der neuen Woche wieder nach Athen, um über die Reformen in Griechenland zu verhandeln. Die Regierung von Ministerpräsident Lukas Papademos hofft auf ein neues Rettungspaket mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro. Ein wichtiger Bestandteil des Planes ist, dass private Gläubiger wie Banken, Versicherungen oder Fonds auf 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Die Einzelheiten sind noch nicht geklärt. Deutsche-Bank -Chef Josef Ackermann hatte im Dezember von stockenden Verhandlungen berichtet, weil die griechische Regierung einen noch höheren Verzicht anstrebe. Die Gespräche sollen im Januar abgeschlossen werden. Schuldenberg Mit dem Forderungsverzicht soll die Schuldenquote Griechenlands auf 120 Prozent im Vergleich zur Wirtschaftskraft gesenkt werden. Ohne diesen Schritt würde die Schuldenlast nach einer EU-Prognose in diesem Jahr auf fast 200 Prozent steigen. Weil die Wirtschaft stärker schrumpft als befürchtet, gibt es immer mehr Zweifel, ob die bisherigen Pläne ausreichen. So sprach Ackermann im Dezember von einem «Tropfen auf den heissen Stein» und forderte, dass sich auch öffentliche Gläubiger - also Staaten wie Deutschland - beteiligen müssten. Die EU-Kommission bremste zuletzt am Freitag die Erwartungen auf ein grösseres Engagement der öffentlichen Geldgeber. Ein Sprecher sagte, bei den Verhandlungen werde es nicht über eine grössere Summe als die vereinbarten 130 Milliarden Euro gehen. Die nächste Tranche aus dem ersten Hilfspaket über insgesamt 110 Milliarden Euro soll Griechenland im März erhalten. Die Hilfen sind an Reformauflagen gebunden, die Papademos gegen den erbitterten Widerstand von Gewerkschaften durchsetzen muss. Vorgesehen sind etwa eine Steuer- und Justizreform sowie Rentenkürzungen. Zweifel an Rettungsplan Experten zweifeln unterdessen daran, dass sich Griechenland mit dem geplanten Forderungsverzicht der Privatgläubiger erholen kann. So sagte der Ökonom Clemens Fuest der Tageszeitung «To Vima» vom Sonntag, der geplante Schuldenschnitt reiche nicht aus. «Nach meiner Einschätzung ist Griechenland bereits zahlungsunfähig», sagte der Professor, der auch das deutsche Finanzministerium berät. «Der Spiegel» zitierte eine Studie des deutschen Ökonomen Henning Klodt, nach der die Annahmen der Gläubigertroika aus IWF, EZB und EU- Kommission unrealistisch gewesen seien. Selbst bei deutlich niedrigeren Zinsen und euphorischen Annahmen über die griechische Konjunktur müsste der Haushaltsüberschuss mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprechen. Einen derartigen Wert habe in den vergangenen Jahrzehnten kein Industrieland je erreicht, zitierte das Magazin den Wissenschaftler.
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